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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XIII. Capitul.
setzen solte. Es ist daher eine schandbahre Ge-
wohnheit, wenn einige von dem Frauenzimmer ihre
Hälse so entblößen, daß es nicht anders scheinet,
als ob sie ihre Waaren, die doch öffters gar verle-
gen und begriffen sind, jedermann feil bieten, und
solche zur öffentlichen Schau herum tragen wolten.
Geschicht nun solches vollends zu der Zeit, da sie
sich bey den heiligen Handlungen, die sie vor sich
haben, einer grösserer Schamhafftigkeit befleißigen
solten, so ist es noch ärgerlicher. Der Englische
Spectateur nennt dieses eine Art einer subtilen
Frechheit, wenn man durch die Kleidung gleich-
sam alles aus seiner Leibes-Gestalt erpreßt, was
man nur immer erpressen kan. Tertullianus
schreibt de Cultu foeminae: Es ist nicht genug, daß
ein Christ vor sich allein keusch und züchtig ist, er
muß auch in dem Werck selbst erweisen, daß ers ist,
und dieses muß eine solche Tugend seyn, davon er
dergleichen Vorrath haben kan, daß sie sich von
seinem Hertzen biß auf seine Kleider heraus läst, und
in seinem gantzen Leben erzeigt. Die Erbarkeit
der Kleidung siehet nächst der Nothwendigkeit
darauf, damit die unanständigen Theile des Leibes
mögen verborgen, und die Schamröthe bedeckt
werden, welche die Schande auf die Menschen ge-
bracht. S. Basilius M. Reg. Tuch-Dispute
XXII.

§. 25. Die Kleider-Moden müssen den Regeln
der Gesundheit nicht zuwider seyn. Es ist daher
sehr thöricht und unverantwortlich, wenn einige von

den

II. Theil. XIII. Capitul.
ſetzen ſolte. Es iſt daher eine ſchandbahre Ge-
wohnheit, wenn einige von dem Frauenzimmer ihre
Haͤlſe ſo entbloͤßen, daß es nicht anders ſcheinet,
als ob ſie ihre Waaren, die doch oͤffters gar verle-
gen und begriffen ſind, jedermann feil bieten, und
ſolche zur oͤffentlichen Schau herum tragen wolten.
Geſchicht nun ſolches vollends zu der Zeit, da ſie
ſich bey den heiligen Handlungen, die ſie vor ſich
haben, einer groͤſſerer Schamhafftigkeit befleißigen
ſolten, ſo iſt es noch aͤrgerlicher. Der Engliſche
Spectateur nennt dieſes eine Art einer ſubtilen
Frechheit, wenn man durch die Kleidung gleich-
ſam alles aus ſeiner Leibes-Geſtalt erpreßt, was
man nur immer erpreſſen kan. Tertullianus
ſchreibt de Cultu fœminæ: Es iſt nicht genug, daß
ein Chriſt vor ſich allein keuſch und zuͤchtig iſt, er
muß auch in dem Werck ſelbſt erweiſen, daß ers iſt,
und dieſes muß eine ſolche Tugend ſeyn, davon er
dergleichen Vorrath haben kan, daß ſie ſich von
ſeinem Hertzen biß auf ſeine Kleider heraus laͤſt, und
in ſeinem gantzen Leben erzeigt. Die Erbarkeit
der Kleidung ſiehet naͤchſt der Nothwendigkeit
darauf, damit die unanſtaͤndigen Theile des Leibes
moͤgen verborgen, und die Schamroͤthe bedeckt
werden, welche die Schande auf die Menſchen ge-
bracht. S. Baſilius M. Reg. Tuch-Diſpute
XXII.

§. 25. Die Kleider-Moden muͤſſen den Regeln
der Geſundheit nicht zuwider ſeyn. Es iſt daher
ſehr thoͤricht und unverantwortlich, wenn einige von

den
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[560/0580] II. Theil. XIII. Capitul. ſetzen ſolte. Es iſt daher eine ſchandbahre Ge- wohnheit, wenn einige von dem Frauenzimmer ihre Haͤlſe ſo entbloͤßen, daß es nicht anders ſcheinet, als ob ſie ihre Waaren, die doch oͤffters gar verle- gen und begriffen ſind, jedermann feil bieten, und ſolche zur oͤffentlichen Schau herum tragen wolten. Geſchicht nun ſolches vollends zu der Zeit, da ſie ſich bey den heiligen Handlungen, die ſie vor ſich haben, einer groͤſſerer Schamhafftigkeit befleißigen ſolten, ſo iſt es noch aͤrgerlicher. Der Engliſche Spectateur nennt dieſes eine Art einer ſubtilen Frechheit, wenn man durch die Kleidung gleich- ſam alles aus ſeiner Leibes-Geſtalt erpreßt, was man nur immer erpreſſen kan. Tertullianus ſchreibt de Cultu fœminæ: Es iſt nicht genug, daß ein Chriſt vor ſich allein keuſch und zuͤchtig iſt, er muß auch in dem Werck ſelbſt erweiſen, daß ers iſt, und dieſes muß eine ſolche Tugend ſeyn, davon er dergleichen Vorrath haben kan, daß ſie ſich von ſeinem Hertzen biß auf ſeine Kleider heraus laͤſt, und in ſeinem gantzen Leben erzeigt. Die Erbarkeit der Kleidung ſiehet naͤchſt der Nothwendigkeit darauf, damit die unanſtaͤndigen Theile des Leibes moͤgen verborgen, und die Schamroͤthe bedeckt werden, welche die Schande auf die Menſchen ge- bracht. S. Baſilius M. Reg. Tuch-Diſpute XXII. §. 25. Die Kleider-Moden muͤſſen den Regeln der Geſundheit nicht zuwider ſeyn. Es iſt daher ſehr thoͤricht und unverantwortlich, wenn einige von den

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/580>, abgerufen am 25.11.2024.