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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Kleidung.
denen Dames aus einer eitlen Ruhm-Begierde, daß
man von ihnen sagen soll, daß sie einen schönen Leib
hätten, sich so fest einschnüren, daß sie sich Magen-
drücken und andere Beschwerlichkeiten darüber zu-
ziehen; oder viele von denen Manns-Personen sich
wegen der allzu knappen Schuhe, aus allzu grosser
Galanterie, Hüneraugen an ihren Füssen erwe-
cken, wie dieses und anderes mehr, so hieher gehörig,
die Herren Medici in ihren Schrifften besonders
ausgeführt.

§. 26. Ein vernünfftiger Mensch beurtheilet bey
dem Kleider-Ceremoniel, was ihm, nach seiner
Statur, nach der Farbe seines Gesichts, nach seiner
Leibes-Constitution, und nach der Proportion und
Beschaffenheit seiner Gliedmassen wohl anständig
seyn möchte, und wo er siehet, daß sich die Mode mit
dem äusserlichen Ansehen nicht gar zu wohl vertra-
gen will, läst er lieber von der Facon und dem Ce-
remoniel
etwas nach, damit er seinem Ansehen bes-
ser helffe. Er weiß wohl, daß nicht allezeit dasjeni-
ge, was diesen wohl kleidet, einen andern auch wohl
kleide, sintemahl die Fettigkeit, die Magerkeit, die
längere oder kleinere Statur, und andere Umstände,
mancherley Unterschiede hierbey würcken können.
Mancher geschickter Schneider, Peruquier, u. s. w.
ist geschickt, dieses zu beurtheilen, die wenigsten
aber verstehen es; und also muß man es selbst er-
wegen, und die sich mit uns in gleichen Umständen
befinden, genau betrachten, auch andere vertraute
Freunde, denen man hierunter trauen kan, hierbey

mit
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Von der Kleidung.
denen Dames aus einer eitlen Ruhm-Begierde, daß
man von ihnen ſagen ſoll, daß ſie einen ſchoͤnen Leib
haͤtten, ſich ſo feſt einſchnuͤren, daß ſie ſich Magen-
druͤcken und andere Beſchwerlichkeiten daruͤber zu-
ziehen; oder viele von denen Manns-Perſonen ſich
wegen der allzu knappen Schuhe, aus allzu groſſer
Galanterie, Huͤneraugen an ihren Fuͤſſen erwe-
cken, wie dieſes und anderes mehr, ſo hieher gehoͤrig,
die Herren Medici in ihren Schrifften beſonders
ausgefuͤhrt.

§. 26. Ein vernuͤnfftiger Menſch beurtheilet bey
dem Kleider-Ceremoniel, was ihm, nach ſeiner
Statur, nach der Farbe ſeines Geſichts, nach ſeiner
Leibes-Conſtitution, und nach der Proportion und
Beſchaffenheit ſeiner Gliedmaſſen wohl anſtaͤndig
ſeyn moͤchte, und wo er ſiehet, daß ſich die Mode mit
dem aͤuſſerlichen Anſehen nicht gar zu wohl vertra-
gen will, laͤſt er lieber von der Façon und dem Ce-
remoniel
etwas nach, damit er ſeinem Anſehen beſ-
ſer helffe. Er weiß wohl, daß nicht allezeit dasjeni-
ge, was dieſen wohl kleidet, einen andern auch wohl
kleide, ſintemahl die Fettigkeit, die Magerkeit, die
laͤngere oder kleinere Statur, und andere Umſtaͤnde,
mancherley Unterſchiede hierbey wuͤrcken koͤnnen.
Mancher geſchickter Schneider, Peruquier, u. ſ. w.
iſt geſchickt, dieſes zu beurtheilen, die wenigſten
aber verſtehen es; und alſo muß man es ſelbſt er-
wegen, und die ſich mit uns in gleichen Umſtaͤnden
befinden, genau betrachten, auch andere vertraute
Freunde, denen man hierunter trauen kan, hierbey

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[561/0581] Von der Kleidung. denen Dames aus einer eitlen Ruhm-Begierde, daß man von ihnen ſagen ſoll, daß ſie einen ſchoͤnen Leib haͤtten, ſich ſo feſt einſchnuͤren, daß ſie ſich Magen- druͤcken und andere Beſchwerlichkeiten daruͤber zu- ziehen; oder viele von denen Manns-Perſonen ſich wegen der allzu knappen Schuhe, aus allzu groſſer Galanterie, Huͤneraugen an ihren Fuͤſſen erwe- cken, wie dieſes und anderes mehr, ſo hieher gehoͤrig, die Herren Medici in ihren Schrifften beſonders ausgefuͤhrt. §. 26. Ein vernuͤnfftiger Menſch beurtheilet bey dem Kleider-Ceremoniel, was ihm, nach ſeiner Statur, nach der Farbe ſeines Geſichts, nach ſeiner Leibes-Conſtitution, und nach der Proportion und Beſchaffenheit ſeiner Gliedmaſſen wohl anſtaͤndig ſeyn moͤchte, und wo er ſiehet, daß ſich die Mode mit dem aͤuſſerlichen Anſehen nicht gar zu wohl vertra- gen will, laͤſt er lieber von der Façon und dem Ce- remoniel etwas nach, damit er ſeinem Anſehen beſ- ſer helffe. Er weiß wohl, daß nicht allezeit dasjeni- ge, was dieſen wohl kleidet, einen andern auch wohl kleide, ſintemahl die Fettigkeit, die Magerkeit, die laͤngere oder kleinere Statur, und andere Umſtaͤnde, mancherley Unterſchiede hierbey wuͤrcken koͤnnen. Mancher geſchickter Schneider, Peruquier, u. ſ. w. iſt geſchickt, dieſes zu beurtheilen, die wenigſten aber verſtehen es; und alſo muß man es ſelbſt er- wegen, und die ſich mit uns in gleichen Umſtaͤnden befinden, genau betrachten, auch andere vertraute Freunde, denen man hierunter trauen kan, hierbey mit N n

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/581>, abgerufen am 25.11.2024.