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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Divertissemens, Comoedien, Opern, etc.
man vor gar viel Augen da ist, und da, wo man je-
mand incommodirt/ oder etwas unhöfliches bege-
het, viel verdrüßliche Minen davor zu erwarten hat.
S. Menantes Manier höflich und wohl zu reden
und zu leben. p. 109. Es ist unartig, wenn eini-
ge in dem Stech-Platz an dem Theatro vor der er-
sten Banck herum gehen, und nicht so wohl dem
Spiel zusehen wollen, als vielmehr sich sehen zu
lassen. Sie benehmen den Dames den Prospect,
und hindern sie durch ihr plaudern am Gehör.

§. 14. Jst man auf dem Par-terre, so muß man
nicht den Hut aufhaben, denn man ehret durch die-
se Höflichkeit andere, damit sie uns wieder auf glei-
che Art und Weise tractiren. Man muß sich
nicht dem Pöbel gleichförmig erzeigen, welcher,
wenn ihnen etwas gefällt, das ihnen vor andern
anständig, so klatschet, pfeiffet und schreyet, daß sie
die Spieler offt selbst übertäuben. Doch dieses
verursacht bißweilen Weitläufftigkeiten, und man
hat Exempel, daß solche insolente Leute/ die wegen
Kleinigkeiten einen Lermen gemacht, auch mitten
aus dem Par-terre von der Wache weggehohlt
worden. Alle Acteurs können es nicht gleich gut
machen; es gehört Zeit und Ubung darzu, keiner
wird ein Meister gebohren. S. Nemeitz Sejour de
Paris. p.
87.

§. 15. Man muß nach dem Unterschied der Oer-
ter beurtheilen, ob es geziemend sey, in der Comoe-
die
oder Oper auf das Theatrum zu gehen, oder
auf das Amphitheatrum. An einigen Orten wird

das
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Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc.
man vor gar viel Augen da iſt, und da, wo man je-
mand incommodirt/ oder etwas unhoͤfliches bege-
het, viel verdruͤßliche Minen davor zu erwarten hat.
S. Menantes Manier hoͤflich und wohl zu reden
und zu leben. p. 109. Es iſt unartig, wenn eini-
ge in dem Stech-Platz an dem Theatro vor der er-
ſten Banck herum gehen, und nicht ſo wohl dem
Spiel zuſehen wollen, als vielmehr ſich ſehen zu
laſſen. Sie benehmen den Dames den Proſpect,
und hindern ſie durch ihr plaudern am Gehoͤr.

§. 14. Jſt man auf dem Par-terre, ſo muß man
nicht den Hut aufhaben, denn man ehret durch die-
ſe Hoͤflichkeit andere, damit ſie uns wieder auf glei-
che Art und Weiſe tractiren. Man muß ſich
nicht dem Poͤbel gleichfoͤrmig erzeigen, welcher,
wenn ihnen etwas gefaͤllt, das ihnen vor andern
anſtaͤndig, ſo klatſchet, pfeiffet und ſchreyet, daß ſie
die Spieler offt ſelbſt uͤbertaͤuben. Doch dieſes
verurſacht bißweilen Weitlaͤufftigkeiten, und man
hat Exempel, daß ſolche inſolente Leute/ die wegen
Kleinigkeiten einen Lermen gemacht, auch mitten
aus dem Par-terre von der Wache weggehohlt
worden. Alle Acteurs koͤnnen es nicht gleich gut
machen; es gehoͤrt Zeit und Ubung darzu, keiner
wird ein Meiſter gebohren. S. Nemeitz Sejour de
Paris. p.
87.

§. 15. Man muß nach dem Unterſchied der Oer-
ter beurtheilen, ob es geziemend ſey, in der Comœ-
die
oder Oper auf das Theatrum zu gehen, oder
auf das Amphitheatrum. An einigen Orten wird

das
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[501/0521] Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc. man vor gar viel Augen da iſt, und da, wo man je- mand incommodirt/ oder etwas unhoͤfliches bege- het, viel verdruͤßliche Minen davor zu erwarten hat. S. Menantes Manier hoͤflich und wohl zu reden und zu leben. p. 109. Es iſt unartig, wenn eini- ge in dem Stech-Platz an dem Theatro vor der er- ſten Banck herum gehen, und nicht ſo wohl dem Spiel zuſehen wollen, als vielmehr ſich ſehen zu laſſen. Sie benehmen den Dames den Proſpect, und hindern ſie durch ihr plaudern am Gehoͤr. §. 14. Jſt man auf dem Par-terre, ſo muß man nicht den Hut aufhaben, denn man ehret durch die- ſe Hoͤflichkeit andere, damit ſie uns wieder auf glei- che Art und Weiſe tractiren. Man muß ſich nicht dem Poͤbel gleichfoͤrmig erzeigen, welcher, wenn ihnen etwas gefaͤllt, das ihnen vor andern anſtaͤndig, ſo klatſchet, pfeiffet und ſchreyet, daß ſie die Spieler offt ſelbſt uͤbertaͤuben. Doch dieſes verurſacht bißweilen Weitlaͤufftigkeiten, und man hat Exempel, daß ſolche inſolente Leute/ die wegen Kleinigkeiten einen Lermen gemacht, auch mitten aus dem Par-terre von der Wache weggehohlt worden. Alle Acteurs koͤnnen es nicht gleich gut machen; es gehoͤrt Zeit und Ubung darzu, keiner wird ein Meiſter gebohren. S. Nemeitz Sejour de Paris. p. 87. §. 15. Man muß nach dem Unterſchied der Oer- ter beurtheilen, ob es geziemend ſey, in der Comœ- die oder Oper auf das Theatrum zu gehen, oder auf das Amphitheatrum. An einigen Orten wird das J i 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/521>, abgerufen am 25.11.2024.