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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XI. Capitul.
thut überaus wohl, wenn sie sich derjenigen Comoe-
di
en und Opern entziehet, wie sinnreich sie auch
mögen seyn ausgedacht worden, wenn sie vermu-
then können/ oder von andern hören, daß solche
Passagen und Aufzüge darinnen vorkommen, die
vor keusche Augen und Ohren ärgerlich. Sie
mögen sich also zum schönsten davor bedancken,
wenn sie zu solchen invitirt werden.

§. 12. Der Wohlstand bringt es zwar mit sich,
daß man vor die Dame, die man in die Comoedie
oder Oper geführt, bezahlet, man hat aber doch
ebenfalls Ursache, Acht zu haben, ob sie dieses er-
lauben, oder wohl aufnehmen möchte. Manche
die sehr ehrgeitzig und hochmüthig sind, würden es in
der That vor eine Verkleinerung annehmen, wenn
man vor sie bezahlen wolte. Doch dieses hat seine
Richtigkeit, daß die wenigsten darüber böse wer-
den. Jn der Oper muß man sie mit Liqueurs, Con-
fitur
en, auch mit dem Opern-Buche versorgen,
sich jedoch nicht die Freyheit nehmen/ mit ihr zu-
gleich in das Opern-Buch zu sehen, oder ihr das-
selbige bißweilen aus der Hand zu nehmen.

§. 13. Es läst sehr unartig, wenn man bey der-
gleichen Schauspielen hin und wieder läufft, und
sich und andere hiedurch in der Aufmercksamkeit,
die man hierbey erweisen solte, hindert. Man
kaufft in den Opern den Eintritt, aber nicht die
Freyheit nach seinem Gefallen darinnen zu leben.
Es ist ein Ort, wo die Modestie, so wohl als ander-
wärts, ja fast noch mehr, betrachtet werden soll, weil

man

II. Theil. XI. Capitul.
thut uͤberaus wohl, wenn ſie ſich derjenigen Comœ-
di
en und Opern entziehet, wie ſinnreich ſie auch
moͤgen ſeyn ausgedacht worden, wenn ſie vermu-
then koͤnnen/ oder von andern hoͤren, daß ſolche
Paſſagen und Aufzuͤge darinnen vorkommen, die
vor keuſche Augen und Ohren aͤrgerlich. Sie
moͤgen ſich alſo zum ſchoͤnſten davor bedancken,
wenn ſie zu ſolchen invitirt werden.

§. 12. Der Wohlſtand bringt es zwar mit ſich,
daß man vor die Dame, die man in die Comœdie
oder Oper gefuͤhrt, bezahlet, man hat aber doch
ebenfalls Urſache, Acht zu haben, ob ſie dieſes er-
lauben, oder wohl aufnehmen moͤchte. Manche
die ſehr ehrgeitzig und hochmuͤthig ſind, wuͤrden es in
der That vor eine Verkleinerung annehmen, wenn
man vor ſie bezahlen wolte. Doch dieſes hat ſeine
Richtigkeit, daß die wenigſten daruͤber boͤſe wer-
den. Jn der Oper muß man ſie mit Liqueurs, Con-
fitur
en, auch mit dem Opern-Buche verſorgen,
ſich jedoch nicht die Freyheit nehmen/ mit ihr zu-
gleich in das Opern-Buch zu ſehen, oder ihr daſ-
ſelbige bißweilen aus der Hand zu nehmen.

§. 13. Es laͤſt ſehr unartig, wenn man bey der-
gleichen Schauſpielen hin und wieder laͤufft, und
ſich und andere hiedurch in der Aufmerckſamkeit,
die man hierbey erweiſen ſolte, hindert. Man
kaufft in den Opern den Eintritt, aber nicht die
Freyheit nach ſeinem Gefallen darinnen zu leben.
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waͤrts, ja faſt noch mehr, betrachtet werden ſoll, weil

man
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[500/0520] II. Theil. XI. Capitul. thut uͤberaus wohl, wenn ſie ſich derjenigen Comœ- dien und Opern entziehet, wie ſinnreich ſie auch moͤgen ſeyn ausgedacht worden, wenn ſie vermu- then koͤnnen/ oder von andern hoͤren, daß ſolche Paſſagen und Aufzuͤge darinnen vorkommen, die vor keuſche Augen und Ohren aͤrgerlich. Sie moͤgen ſich alſo zum ſchoͤnſten davor bedancken, wenn ſie zu ſolchen invitirt werden. §. 12. Der Wohlſtand bringt es zwar mit ſich, daß man vor die Dame, die man in die Comœdie oder Oper gefuͤhrt, bezahlet, man hat aber doch ebenfalls Urſache, Acht zu haben, ob ſie dieſes er- lauben, oder wohl aufnehmen moͤchte. Manche die ſehr ehrgeitzig und hochmuͤthig ſind, wuͤrden es in der That vor eine Verkleinerung annehmen, wenn man vor ſie bezahlen wolte. Doch dieſes hat ſeine Richtigkeit, daß die wenigſten daruͤber boͤſe wer- den. Jn der Oper muß man ſie mit Liqueurs, Con- fituren, auch mit dem Opern-Buche verſorgen, ſich jedoch nicht die Freyheit nehmen/ mit ihr zu- gleich in das Opern-Buch zu ſehen, oder ihr daſ- ſelbige bißweilen aus der Hand zu nehmen. §. 13. Es laͤſt ſehr unartig, wenn man bey der- gleichen Schauſpielen hin und wieder laͤufft, und ſich und andere hiedurch in der Aufmerckſamkeit, die man hierbey erweiſen ſolte, hindert. Man kaufft in den Opern den Eintritt, aber nicht die Freyheit nach ſeinem Gefallen darinnen zu leben. Es iſt ein Ort, wo die Modeſtie, ſo wohl als ander- waͤrts, ja faſt noch mehr, betrachtet werden ſoll, weil man

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/520>, abgerufen am 25.11.2024.