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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. VIII. Capitul.
dern Haß und Neid, und geben Gelegenheit zu
mancherley unangenehmen Urtheilen, sondern sie
werden endlich auch fast gar keine Parthie mehr
bekommen, die sich mit ihm in ein Spiel einlassen
wird, wie mir selbst dergleichen Exempel bekannt
worden.

§. 36. Hat man das Glück gehabt, aus einmahl
eine grosse Summe zu gewinnen, so muß man sich
dem Ceremoniel nach einem andern zur Revenge
wieder anbiethen, und ihm Hoffnung geben, daß
er entweder gantz und gar zu seinem Gelde, oder
doch zu einem grossen Theil davon, wieder gelan-
gen könne, sonst erweckt man sich des andern Feind-
schafft, und bezeuget sein gewinnsüchtig Gemüthe.

§. 37. Spielet man mit seines gleichen, und
man ist vor diesesmal sehr unglücklich, so muß man
sich lieber bey Zeiten vom Spiele reteriren, als
daß man sein Glück mit Gewalt, wie sich einige
einbilden, forciren wolte. Hat man einige Zeit
nach einander beständig verlohren, so muß man sich
einige Zeit des Spieles gantz und gar enthalten,
damit man nicht die Summe, die man sich des Jah-
res über zum Verlust gewidmet, überschreiten mö-
ge. Man lasse sich ja nicht durch anderer Leute
Zureden zu demjenigen verleiten, dadurch man sich
eine wahre Unglückseligkeit über den Hals ziehet;
ich habe nicht selten gehört, daß man diejenigen, die
man den ersten Tag mit den grösten Complimens
und den zierlichsten Worten zur Fortsetzung der
Spiele verleitet, den andern Tag verspottet, daß sie

so

II. Theil. VIII. Capitul.
dern Haß und Neid, und geben Gelegenheit zu
mancherley unangenehmen Urtheilen, ſondern ſie
werden endlich auch faſt gar keine Parthie mehr
bekommen, die ſich mit ihm in ein Spiel einlaſſen
wird, wie mir ſelbſt dergleichen Exempel bekannt
worden.

§. 36. Hat man das Gluͤck gehabt, auſ einmahl
eine groſſe Summe zu gewinnen, ſo muß man ſich
dem Ceremoniel nach einem andern zur Revenge
wieder anbiethen, und ihm Hoffnung geben, daß
er entweder gantz und gar zu ſeinem Gelde, oder
doch zu einem groſſen Theil davon, wieder gelan-
gen koͤnne, ſonſt erweckt man ſich des andern Feind-
ſchafft, und bezeuget ſein gewinnſuͤchtig Gemuͤthe.

§. 37. Spielet man mit ſeines gleichen, und
man iſt vor dieſesmal ſehr ungluͤcklich, ſo muß man
ſich lieber bey Zeiten vom Spiele reteriren, als
daß man ſein Gluͤck mit Gewalt, wie ſich einige
einbilden, forciren wolte. Hat man einige Zeit
nach einander beſtaͤndig verlohren, ſo muß man ſich
einige Zeit des Spieles gantz und gar enthalten,
damit man nicht die Summe, die man ſich des Jah-
res uͤber zum Verluſt gewidmet, uͤberſchreiten moͤ-
ge. Man laſſe ſich ja nicht durch anderer Leute
Zureden zu demjenigen verleiten, dadurch man ſich
eine wahre Ungluͤckſeligkeit uͤber den Hals ziehet;
ich habe nicht ſelten gehoͤrt, daß man diejenigen, die
man den erſten Tag mit den groͤſten Complimens
und den zierlichſten Worten zur Fortſetzung der
Spiele verleitet, den andern Tag verſpottet, daß ſie

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[424/0444] II. Theil. VIII. Capitul. dern Haß und Neid, und geben Gelegenheit zu mancherley unangenehmen Urtheilen, ſondern ſie werden endlich auch faſt gar keine Parthie mehr bekommen, die ſich mit ihm in ein Spiel einlaſſen wird, wie mir ſelbſt dergleichen Exempel bekannt worden. §. 36. Hat man das Gluͤck gehabt, auſ einmahl eine groſſe Summe zu gewinnen, ſo muß man ſich dem Ceremoniel nach einem andern zur Revenge wieder anbiethen, und ihm Hoffnung geben, daß er entweder gantz und gar zu ſeinem Gelde, oder doch zu einem groſſen Theil davon, wieder gelan- gen koͤnne, ſonſt erweckt man ſich des andern Feind- ſchafft, und bezeuget ſein gewinnſuͤchtig Gemuͤthe. §. 37. Spielet man mit ſeines gleichen, und man iſt vor dieſesmal ſehr ungluͤcklich, ſo muß man ſich lieber bey Zeiten vom Spiele reteriren, als daß man ſein Gluͤck mit Gewalt, wie ſich einige einbilden, forciren wolte. Hat man einige Zeit nach einander beſtaͤndig verlohren, ſo muß man ſich einige Zeit des Spieles gantz und gar enthalten, damit man nicht die Summe, die man ſich des Jah- res uͤber zum Verluſt gewidmet, uͤberſchreiten moͤ- ge. Man laſſe ſich ja nicht durch anderer Leute Zureden zu demjenigen verleiten, dadurch man ſich eine wahre Ungluͤckſeligkeit uͤber den Hals ziehet; ich habe nicht ſelten gehoͤrt, daß man diejenigen, die man den erſten Tag mit den groͤſten Complimens und den zierlichſten Worten zur Fortſetzung der Spiele verleitet, den andern Tag verſpottet, daß ſie ſo

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/444>, abgerufen am 24.11.2024.