Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Spielen.
so einfältig gewesen, und ihr Geld verspielet. Man
thut wohl, wenn man mit den Spielen des Glü-
ckes, einige Spiele, die von dem Nachsinnen und
der Geschicklichkeit dependiren, vereiniget, so kan
man einen Theil von dem, so man in jenem verloh-
ren, in diesem wieder erlangen.

§. 38. Man muß accurat seyn in Bezahlung
dessen, so man an seinen Gegen-Parth schuldig
worden, es mag nun solches ein Höherer oder un-
sers gleichen oder ein Geringerer seyn, denn sonst
unterziehet man sich mancherley ungleichen Urthei-
len, und wird vor unwürdig geachtet, mit dem man
sich weiter in ein Spiel einlassen soll. Hat man
sein Geld an einem Geitzigen verlohren, so wird
derselbe höchst-empfindlich darüber werden, wenn
er seinen Gewinn nicht bald überkommt. Man
muß demnach die verlohrne Summe entweder so
gleich bezahlen, oder doch unerinnert den andern
Tag seinem Gegen-Parth zustellen.

§. 39. Man vergesse auch nicht das gewöhn-
liche Charten-Geld an diejenigen Bedienten, so die
Charten hergeben müssen, zu entrichten; man
könte sonst durch eine so unzeitige Spahrsamkeit
gar sehr beschimpffet werden, zumahl an Höfen
oder in andern vornehmen Gesellschafften. Diese
Leute, bey denen bißweilen dieses Charten-Geld
zu einem Stück ihrer Besoldung geworden, wür-
den einen nachgehends allenthalben theils bey ih-
ren Herrschafften theils bey Frembden ausschreyen,

und
D d 5

Vom Spielen.
ſo einfaͤltig geweſen, und ihr Geld verſpielet. Man
thut wohl, wenn man mit den Spielen des Gluͤ-
ckes, einige Spiele, die von dem Nachſinnen und
der Geſchicklichkeit dependiren, vereiniget, ſo kan
man einen Theil von dem, ſo man in jenem verloh-
ren, in dieſem wieder erlangen.

§. 38. Man muß accurat ſeyn in Bezahlung
deſſen, ſo man an ſeinen Gegen-Parth ſchuldig
worden, es mag nun ſolches ein Hoͤherer oder un-
ſers gleichen oder ein Geringerer ſeyn, denn ſonſt
unterziehet man ſich mancherley ungleichen Urthei-
len, und wird vor unwuͤrdig geachtet, mit dem man
ſich weiter in ein Spiel einlaſſen ſoll. Hat man
ſein Geld an einem Geitzigen verlohren, ſo wird
derſelbe hoͤchſt-empfindlich daruͤber werden, wenn
er ſeinen Gewinn nicht bald uͤberkommt. Man
muß demnach die verlohrne Summe entweder ſo
gleich bezahlen, oder doch unerinnert den andern
Tag ſeinem Gegen-Parth zuſtellen.

§. 39. Man vergeſſe auch nicht das gewoͤhn-
liche Charten-Geld an diejenigen Bedienten, ſo die
Charten hergeben muͤſſen, zu entrichten; man
koͤnte ſonſt durch eine ſo unzeitige Spahrſamkeit
gar ſehr beſchimpffet werden, zumahl an Hoͤfen
oder in andern vornehmen Geſellſchafften. Dieſe
Leute, bey denen bißweilen dieſes Charten-Geld
zu einem Stuͤck ihrer Beſoldung geworden, wuͤr-
den einen nachgehends allenthalben theils bey ih-
ren Herrſchafften theils bey Frembden ausſchreyen,

und
D d 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0445" n="425"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Spielen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o einfa&#x0364;ltig gewe&#x017F;en, und ihr Geld ver&#x017F;pielet. Man<lb/>
thut wohl, wenn man mit den Spielen des Glu&#x0364;-<lb/>
ckes, einige Spiele, die von dem Nach&#x017F;innen und<lb/>
der Ge&#x017F;chicklichkeit <hi rendition="#aq">dependi</hi>ren, vereiniget, &#x017F;o kan<lb/>
man einen Theil von dem, &#x017F;o man in jenem verloh-<lb/>
ren, in die&#x017F;em wieder erlangen.</p><lb/>
        <p>§. 38. Man muß <hi rendition="#aq">accurat</hi> &#x017F;eyn in Bezahlung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o man an &#x017F;einen Gegen-Parth &#x017F;chuldig<lb/>
worden, es mag nun &#x017F;olches ein Ho&#x0364;herer oder un-<lb/>
&#x017F;ers gleichen oder ein Geringerer &#x017F;eyn, denn &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
unterziehet man &#x017F;ich mancherley ungleichen Urthei-<lb/>
len, und wird vor unwu&#x0364;rdig geachtet, mit dem man<lb/>
&#x017F;ich weiter in ein Spiel einla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll. Hat man<lb/>
&#x017F;ein Geld an einem Geitzigen verlohren, &#x017F;o wird<lb/>
der&#x017F;elbe ho&#x0364;ch&#x017F;t-empfindlich daru&#x0364;ber werden, wenn<lb/>
er &#x017F;einen Gewinn nicht bald u&#x0364;berkommt. Man<lb/>
muß demnach die verlohrne <hi rendition="#aq">Summe</hi> entweder &#x017F;o<lb/>
gleich bezahlen, oder doch unerinnert den andern<lb/>
Tag &#x017F;einem Gegen-Parth zu&#x017F;tellen.</p><lb/>
        <p>§. 39. Man verge&#x017F;&#x017F;e auch nicht das gewo&#x0364;hn-<lb/>
liche Charten-Geld an diejenigen Bedienten, &#x017F;o die<lb/>
Charten hergeben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, zu entrichten; man<lb/>
ko&#x0364;nte &#x017F;on&#x017F;t durch eine &#x017F;o unzeitige Spahr&#x017F;amkeit<lb/>
gar &#x017F;ehr be&#x017F;chimpffet werden, zumahl an Ho&#x0364;fen<lb/>
oder in andern vornehmen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften. Die&#x017F;e<lb/>
Leute, bey denen bißweilen die&#x017F;es Charten-Geld<lb/>
zu einem Stu&#x0364;ck ihrer Be&#x017F;oldung geworden, wu&#x0364;r-<lb/>
den einen nachgehends allenthalben theils bey ih-<lb/>
ren Herr&#x017F;chafften theils bey Frembden aus&#x017F;chreyen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 5</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[425/0445] Vom Spielen. ſo einfaͤltig geweſen, und ihr Geld verſpielet. Man thut wohl, wenn man mit den Spielen des Gluͤ- ckes, einige Spiele, die von dem Nachſinnen und der Geſchicklichkeit dependiren, vereiniget, ſo kan man einen Theil von dem, ſo man in jenem verloh- ren, in dieſem wieder erlangen. §. 38. Man muß accurat ſeyn in Bezahlung deſſen, ſo man an ſeinen Gegen-Parth ſchuldig worden, es mag nun ſolches ein Hoͤherer oder un- ſers gleichen oder ein Geringerer ſeyn, denn ſonſt unterziehet man ſich mancherley ungleichen Urthei- len, und wird vor unwuͤrdig geachtet, mit dem man ſich weiter in ein Spiel einlaſſen ſoll. Hat man ſein Geld an einem Geitzigen verlohren, ſo wird derſelbe hoͤchſt-empfindlich daruͤber werden, wenn er ſeinen Gewinn nicht bald uͤberkommt. Man muß demnach die verlohrne Summe entweder ſo gleich bezahlen, oder doch unerinnert den andern Tag ſeinem Gegen-Parth zuſtellen. §. 39. Man vergeſſe auch nicht das gewoͤhn- liche Charten-Geld an diejenigen Bedienten, ſo die Charten hergeben muͤſſen, zu entrichten; man koͤnte ſonſt durch eine ſo unzeitige Spahrſamkeit gar ſehr beſchimpffet werden, zumahl an Hoͤfen oder in andern vornehmen Geſellſchafften. Dieſe Leute, bey denen bißweilen dieſes Charten-Geld zu einem Stuͤck ihrer Beſoldung geworden, wuͤr- den einen nachgehends allenthalben theils bey ih- ren Herrſchafften theils bey Frembden ausſchreyen, und D d 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/445
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/445>, abgerufen am 19.05.2024.