Zweck seiner Reise erfordert; ist er aber wieder zu Hause, so ist er damit sparsamer, und giebet keine weitern Besuche, als bey denen, die seine Glückse- ligkeit und wahre Zufriedenheit beförden und erhal- ten helffen. Er bleibet zu Hause, so viel er kan, und erkennet denjenigen vor den grösten Thoren von der Welt, der in seinem Hause Ruhe hat, und dasjenige schon bey sich mit Bequemlichkeit besitzt, was er anderwerts mit Mühe und Verdruß sucht, und doch wohl nicht findet. S. Instruction de Monsieur de Chavergny, p. 337.
§. 2. Der Frantzösische Autor der Pflicht und Schuldigkeit, welche man in seinem Haußwesen in Acht zu nehmen hat, urtheilet wohl recht nach der Wahrheit, wenn er p. 2[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]4. schreibt: Es finden sich unzehliche Faullentzer und Müßiggänger, welche sich eine stetswährende Beschäfftigung daraus ma- chen, daß sie Visiten geben und annehmen, sie sind ihnen selbst beschwerlich, darum wollen sie auch an- dere Leute beunruhigen; denn, kan man sich wohl eine verdrüßlichere Sache vorstellen, als diese Art der langen und ungelegenen Visiten, da man genö- thiget wird, den Tag so elender weise zu verderben, in Anhörung der Schwachheiten, des Unverstan- des, und unartigen Discourses derer, die solche ab- statten, dieses ist eine grosse Beschwerlichkeit.
§. 3. Solche unnütze Visiten werden insgemein von denen abgestattet, welchen die Zeit zu lang wird, und die gerne einen Zeitvertreib haben wollen, oder die aus einer interessirten Absicht zu den andern
lauffen,
Y 4
Von Abſtatt- u. Annehmung der Beſuche.
Zweck ſeiner Reiſe erfordert; iſt er aber wieder zu Hauſe, ſo iſt er damit ſparſamer, und giebet keine weitern Beſuche, als bey denen, die ſeine Gluͤckſe- ligkeit und wahre Zufriedenheit befoͤrden und erhal- ten helffen. Er bleibet zu Hauſe, ſo viel er kan, und erkennet denjenigen vor den groͤſten Thoren von der Welt, der in ſeinem Hauſe Ruhe hat, und dasjenige ſchon bey ſich mit Bequemlichkeit beſitzt, was er anderwerts mit Muͤhe und Verdruß ſucht, und doch wohl nicht findet. S. Inſtruction de Monſieur de Chavergny, p. 337.
§. 2. Der Frantzoͤſiſche Autor der Pflicht und Schuldigkeit, welche man in ſeinem Haußweſen in Acht zu nehmen hat, urtheilet wohl recht nach der Wahrheit, wenn er p. 2[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]4. ſchreibt: Es finden ſich unzehliche Faullentzer und Muͤßiggaͤnger, welche ſich eine ſtetswaͤhrende Beſchaͤfftigung daraus ma- chen, daß ſie Viſiten geben und annehmen, ſie ſind ihnen ſelbſt beſchwerlich, darum wollen ſie auch an- dere Leute beunruhigen; denn, kan man ſich wohl eine verdruͤßlichere Sache vorſtellen, als dieſe Art der langen und ungelegenen Viſiten, da man genoͤ- thiget wird, den Tag ſo elender weiſe zu verderben, in Anhoͤrung der Schwachheiten, des Unverſtan- des, und unartigen Diſcourſes derer, die ſolche ab- ſtatten, dieſes iſt eine groſſe Beſchwerlichkeit.
§. 3. Solche unnuͤtze Viſiten werden insgemein von denen abgeſtattet, welchen die Zeit zu lang wird, und die gerne einen Zeitvertreib haben wollen, oder die aus einer intereſſirten Abſicht zu den andern
lauffen,
Y 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0363"n="343"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von Abſtatt- u. Annehmung der Beſuche.</hi></fw><lb/>
Zweck ſeiner Reiſe erfordert; iſt er aber wieder zu<lb/>
Hauſe, ſo iſt er damit ſparſamer, und giebet keine<lb/>
weitern Beſuche, als bey denen, die ſeine Gluͤckſe-<lb/>
ligkeit und wahre Zufriedenheit befoͤrden und erhal-<lb/>
ten helffen. Er bleibet zu Hauſe, ſo viel er kan, und<lb/>
erkennet denjenigen vor den groͤſten Thoren von<lb/>
der Welt, der in ſeinem Hauſe Ruhe hat, und<lb/>
dasjenige ſchon bey ſich mit Bequemlichkeit beſitzt,<lb/>
was er anderwerts mit Muͤhe und Verdruß ſucht,<lb/>
und doch wohl nicht findet. S. <hirendition="#aq">Inſtruction de<lb/>
Monſieur de Chavergny, p.</hi> 337.</p><lb/><p>§. 2. Der Frantzoͤſiſche <hirendition="#aq">Autor</hi> der Pflicht und<lb/>
Schuldigkeit, welche man in ſeinem Haußweſen<lb/>
in Acht zu nehmen hat, urtheilet wohl recht nach der<lb/>
Wahrheit, wenn er <hirendition="#aq">p.</hi> 2<gapreason="lost"unit="chars"quantity="1"/>4. ſchreibt: Es finden ſich<lb/>
unzehliche Faullentzer und Muͤßiggaͤnger, welche<lb/>ſich eine ſtetswaͤhrende Beſchaͤfftigung daraus ma-<lb/>
chen, daß ſie <hirendition="#aq">Viſit</hi>en geben und annehmen, ſie ſind<lb/>
ihnen ſelbſt beſchwerlich, darum wollen ſie auch an-<lb/>
dere Leute beunruhigen; denn, kan man ſich wohl<lb/>
eine verdruͤßlichere Sache vorſtellen, als dieſe Art<lb/>
der langen und ungelegenen <hirendition="#aq">Viſit</hi>en, da man genoͤ-<lb/>
thiget wird, den Tag ſo elender weiſe zu verderben,<lb/>
in Anhoͤrung der Schwachheiten, des Unverſtan-<lb/>
des, und unartigen <hirendition="#aq">Diſcourſes</hi> derer, die ſolche ab-<lb/>ſtatten, dieſes iſt eine groſſe Beſchwerlichkeit.</p><lb/><p>§. 3. Solche unnuͤtze <hirendition="#aq">Viſit</hi>en werden insgemein<lb/>
von denen abgeſtattet, welchen die Zeit zu lang wird,<lb/>
und die gerne einen Zeitvertreib haben wollen, oder<lb/>
die aus einer <hirendition="#aq">intereſſi</hi>rten Abſicht zu den andern<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">lauffen,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[343/0363]
Von Abſtatt- u. Annehmung der Beſuche.
Zweck ſeiner Reiſe erfordert; iſt er aber wieder zu
Hauſe, ſo iſt er damit ſparſamer, und giebet keine
weitern Beſuche, als bey denen, die ſeine Gluͤckſe-
ligkeit und wahre Zufriedenheit befoͤrden und erhal-
ten helffen. Er bleibet zu Hauſe, ſo viel er kan, und
erkennet denjenigen vor den groͤſten Thoren von
der Welt, der in ſeinem Hauſe Ruhe hat, und
dasjenige ſchon bey ſich mit Bequemlichkeit beſitzt,
was er anderwerts mit Muͤhe und Verdruß ſucht,
und doch wohl nicht findet. S. Inſtruction de
Monſieur de Chavergny, p. 337.
§. 2. Der Frantzoͤſiſche Autor der Pflicht und
Schuldigkeit, welche man in ſeinem Haußweſen
in Acht zu nehmen hat, urtheilet wohl recht nach der
Wahrheit, wenn er p. 2_4. ſchreibt: Es finden ſich
unzehliche Faullentzer und Muͤßiggaͤnger, welche
ſich eine ſtetswaͤhrende Beſchaͤfftigung daraus ma-
chen, daß ſie Viſiten geben und annehmen, ſie ſind
ihnen ſelbſt beſchwerlich, darum wollen ſie auch an-
dere Leute beunruhigen; denn, kan man ſich wohl
eine verdruͤßlichere Sache vorſtellen, als dieſe Art
der langen und ungelegenen Viſiten, da man genoͤ-
thiget wird, den Tag ſo elender weiſe zu verderben,
in Anhoͤrung der Schwachheiten, des Unverſtan-
des, und unartigen Diſcourſes derer, die ſolche ab-
ſtatten, dieſes iſt eine groſſe Beſchwerlichkeit.
§. 3. Solche unnuͤtze Viſiten werden insgemein
von denen abgeſtattet, welchen die Zeit zu lang wird,
und die gerne einen Zeitvertreib haben wollen, oder
die aus einer intereſſirten Abſicht zu den andern
lauffen,
Y 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/363>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.