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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Auch unscheinbarere Gestalten verschwinden nicht aus dem
Gedächtniss ihrer enger beschränkten Gemeinde. Autolykos,
der Begründer von Sinope, forderte noch zu Luculls Zeiten
seine Verehrung 1). An die Reliquien der besonders populären
Heroen der panhellenischen Wettspiele knüpfte noch spät sich
mannichfacher Aberglaube 2), der ihre dauernde Macht bestä-
tigt. Heilkräftige Heroen blieben wirksam und verehrt; ihre
Zahl vermehrte sich noch 3). Harmlose Localgeister, die sogar
ihre Namen verloren hatten, verloren nichts von der Verehrung
ihrer wohlthätigen Wunderkraft: wie jener Philopregmon bei
Potidaea, den noch ein Dichter späterer Zeit feiert 4), oder der
Heros Euodos, der zu Apollinopolis in Aegypten den im Vor-
beiwandeln an seinem Denkmal ihn Verehrenden "guten Weg"
verlieh 5).

1) Plut. Lucull. 23. Appian, Mithrid. 83. Lucull war Römer genug,
das hochverehrte Standbild des A. den Bewohnern von Sinope zu ent-
führen, an das sich der hochgesteigerte Cult vornehmlich knüpfte. (etimon
-- den A. -- os theon. en de kai manteion autou. Strabo 12, 546.)
2) S. oben p. 182, 2. 3. -- Heroon der Kyniska (der Schwester des
Agesilaos) in Sparta, als Olympiasiegerin. Paus. 3, 15, 1.
3) Heilheroen: oben p. 173 ff. Ihr Cult und ihre Thätigkeit sind
uns als blühend gerade aus späterer Zeit zumeist bekannt. -- Offenbar
jung ist der Heros Neryllinos in Troas, von dessen Verehrung, Kraft der
Heilung und Wahrsagung Athenagoras, apol. 26 erzählt (Lobeck Agl. 1171).
o xenos iatros, Toxaris in Athen: s. Lucian. Scyth. 1. 2. (Den Eigennamen
des xenos iatros könnte Lucian allenfalls erfunden haben, sicherlich aber
nicht, was er von dessen Cult berichtet.). Dauernder Cult des Hippo-
krates
auf Kos noch zu Zeiten des Soranus: an seinem Geburtstag (s.
oben p. 215, 2) opfern die Koer ihm alljährlich als einem Heros (enagizein):
Soranus bei Anon. vit. Hipp. 450, 13 West. (Mirakel an dem Grabe des
H. bei Larisa: ib. 451, 55 ff.). Der Arzt bei Luc. Philops. 21 bringt
seinem ehernen Hippokrates alljährlich ein förmliches Opfer (mehr als
enagizein) dar. -- Sehr nett und im richtigen Volkston gehalten ist die
Geschichte von der Zaubermacht des ebenfalls (einfach weil er eros ist)
als Helfer in Krankheiten verehrten Pellichos, des korinthischen Feld-
herrn, dem der libysche Sclave die Goldmünzen gestohlen hatte, die man
ihm als Opfer darzubringen pflegte: Luc. Philops. 18--20.
4) Anthol. Pal. 7, 694 (Addaiou. Wohl des Macedoniers).
5) C. I. Gr. 4838 b. (s. oben p. 162, 2). Ein redender Name: euodei
ruft der Todte dem Wanderer zum Gruss zurück: C. I. Gr. 1956.

Auch unscheinbarere Gestalten verschwinden nicht aus dem
Gedächtniss ihrer enger beschränkten Gemeinde. Autolykos,
der Begründer von Sinope, forderte noch zu Luculls Zeiten
seine Verehrung 1). An die Reliquien der besonders populären
Heroen der panhellenischen Wettspiele knüpfte noch spät sich
mannichfacher Aberglaube 2), der ihre dauernde Macht bestä-
tigt. Heilkräftige Heroen blieben wirksam und verehrt; ihre
Zahl vermehrte sich noch 3). Harmlose Localgeister, die sogar
ihre Namen verloren hatten, verloren nichts von der Verehrung
ihrer wohlthätigen Wunderkraft: wie jener Philopregmon bei
Potidaea, den noch ein Dichter späterer Zeit feiert 4), oder der
Heros Euodos, der zu Apollinopolis in Aegypten den im Vor-
beiwandeln an seinem Denkmal ihn Verehrenden „guten Weg“
verlieh 5).

1) Plut. Lucull. 23. Appian, Mithrid. 83. Lucull war Römer genug,
das hochverehrte Standbild des A. den Bewohnern von Sinope zu ent-
führen, an das sich der hochgesteigerte Cult vornehmlich knüpfte. (ἐτίμων
— den A. — ὡς ϑεόν. ἦν δὲ καὶ μαντεῖον αὐτοῦ. Strabo 12, 546.)
2) S. oben p. 182, 2. 3. — Heroon der Kyniska (der Schwester des
Agesilaos) in Sparta, als Olympiasiegerin. Paus. 3, 15, 1.
3) Heilheroën: oben p. 173 ff. Ihr Cult und ihre Thätigkeit sind
uns als blühend gerade aus späterer Zeit zumeist bekannt. — Offenbar
jung ist der Heros Neryllinos in Troas, von dessen Verehrung, Kraft der
Heilung und Wahrsagung Athenagoras, apol. 26 erzählt (Lobeck Agl. 1171).
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des ξένος ἰατρός könnte Lucian allenfalls erfunden haben, sicherlich aber
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Soranus bei Anon. vit. Hipp. 450, 13 West. (Mirakel an dem Grabe des
H. bei Larisa: ib. 451, 55 ff.). Der Arzt bei Luc. Philops. 21 bringt
seinem ehernen Hippokrates alljährlich ein förmliches Opfer (mehr als
ἐναγίζειν) dar. — Sehr nett und im richtigen Volkston gehalten ist die
Geschichte von der Zaubermacht des ebenfalls (einfach weil er ἥρως ist)
als Helfer in Krankheiten verehrten Pellichos, des korinthischen Feld-
herrn, dem der libysche Sclave die Goldmünzen gestohlen hatte, die man
ihm als Opfer darzubringen pflegte: Luc. Philops. 18—20.
4) Anthol. Pal. 7, 694 (Ἀδδαίου. Wohl des Macedoniers).
5) C. I. Gr. 4838 b. (s. oben p. 162, 2). Ein redender Name: εὐόδει
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[640/0656] Auch unscheinbarere Gestalten verschwinden nicht aus dem Gedächtniss ihrer enger beschränkten Gemeinde. Autolykos, der Begründer von Sinope, forderte noch zu Luculls Zeiten seine Verehrung 1). An die Reliquien der besonders populären Heroen der panhellenischen Wettspiele knüpfte noch spät sich mannichfacher Aberglaube 2), der ihre dauernde Macht bestä- tigt. Heilkräftige Heroen blieben wirksam und verehrt; ihre Zahl vermehrte sich noch 3). Harmlose Localgeister, die sogar ihre Namen verloren hatten, verloren nichts von der Verehrung ihrer wohlthätigen Wunderkraft: wie jener Philopregmon bei Potidaea, den noch ein Dichter späterer Zeit feiert 4), oder der Heros Euodos, der zu Apollinopolis in Aegypten den im Vor- beiwandeln an seinem Denkmal ihn Verehrenden „guten Weg“ verlieh 5). 1) Plut. Lucull. 23. Appian, Mithrid. 83. Lucull war Römer genug, das hochverehrte Standbild des A. den Bewohnern von Sinope zu ent- führen, an das sich der hochgesteigerte Cult vornehmlich knüpfte. (ἐτίμων — den A. — ὡς ϑεόν. ἦν δὲ καὶ μαντεῖον αὐτοῦ. Strabo 12, 546.) 2) S. oben p. 182, 2. 3. — Heroon der Kyniska (der Schwester des Agesilaos) in Sparta, als Olympiasiegerin. Paus. 3, 15, 1. 3) Heilheroën: oben p. 173 ff. Ihr Cult und ihre Thätigkeit sind uns als blühend gerade aus späterer Zeit zumeist bekannt. — Offenbar jung ist der Heros Neryllinos in Troas, von dessen Verehrung, Kraft der Heilung und Wahrsagung Athenagoras, apol. 26 erzählt (Lobeck Agl. 1171). ὁ ξένος ἰατρός, Toxaris in Athen: s. Lucian. Scyth. 1. 2. (Den Eigennamen des ξένος ἰατρός könnte Lucian allenfalls erfunden haben, sicherlich aber nicht, was er von dessen Cult berichtet.). Dauernder Cult des Hippo- krates auf Kos noch zu Zeiten des Soranus: an seinem Geburtstag (s. oben p. 215, 2) opfern die Koër ihm alljährlich als einem Heros (ἐναγίζειν): Soranus bei Anon. vit. Hipp. 450, 13 West. (Mirakel an dem Grabe des H. bei Larisa: ib. 451, 55 ff.). Der Arzt bei Luc. Philops. 21 bringt seinem ehernen Hippokrates alljährlich ein förmliches Opfer (mehr als ἐναγίζειν) dar. — Sehr nett und im richtigen Volkston gehalten ist die Geschichte von der Zaubermacht des ebenfalls (einfach weil er ἥρως ist) als Helfer in Krankheiten verehrten Pellichos, des korinthischen Feld- herrn, dem der libysche Sclave die Goldmünzen gestohlen hatte, die man ihm als Opfer darzubringen pflegte: Luc. Philops. 18—20. 4) Anthol. Pal. 7, 694 (Ἀδδαίου. Wohl des Macedoniers). 5) C. I. Gr. 4838 b. (s. oben p. 162, 2). Ein redender Name: εὐόδει ruft der Todte dem Wanderer zum Gruss zurück: C. I. Gr. 1956.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/656>, abgerufen am 24.11.2024.