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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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cult wird mit Ernst und Nachdruck behandelt 1). Ein ganzes
Drama, die Schutzflehenden, kann die geheiligte Bedeutung
eines ritualen Begräbnisses zum wesentlichen Anlass oder doch
zum Vorwand seiner Handlung haben 2); an einzelnen Aus-
sprüchen, in denen die Wichtigkeit der Bestattung und der
Ehrung des Grabes hervorgehoben wird, fehlt es nicht 3). Die

die Stirnhaare ab (75 f.; wohl zum Zeichen der Besitzergreifung durch
die Unterirdischen; bei Virgil Aen. 4, 698 f. weiht auf gleiche Weise
Proserpina die Todten dem Orcus), führt sie dem Hades zu: 884. Er
kommt in Person zum Grabe, geniesst (wie sonst der Todte selbst: s. oben
p. 222, 3) von den Grabspenden: 855 ff. 862 f. Eigentlich ist er nur ein Diener
des Hades; aber da doch ades schon ganz gewöhnlich = thanatos gebraucht
wurde, so wird Thanatos auch selbst geradezu Aides genannt (271:
s. oben p. 491, 3); nur als identisch mit Hades kann er anax nekron heissen
855 (daimonon koiranos 1143). -- In der Unterwelt Charon (o psukhopompos
371 f.), Kerberos: 260 ff. (471 f.); 371. Hades und Hermes khthonios em-
pfangen die Todten; ei de ti kakei pleon est agathois, so wird Alkestis
den Ehrensitz neben Persephone haben: 755 ff. Den Ueberlebenden gilt
sie, ihrer unvergleichlichen Güte wegen, als makaira daimon, ihr Grab
nicht als Todtenstätte, sondern als Ort der Verehrung: 999--1007. So
leichte Heroisirung kannte man vorzugsweise in Thessalien; der Dichter
will vermuthlich auch hiemit seinem Gedichte ein wenig thessalische
Localfärbung geben (daimon als Mittelwesen zwischen theoi und anthropoi.
So wiederholt schon bei Euripides: z. B. Troad. 55. 56; Med. 1380. So
zu verstehen das meson Hel. 1136?) -- Ganz im Volkston: 637 f. khaire
kan Aidou domois eu soi genoito (solches khaire -- ist das letzte Wort mit
dem man, os nomizetai, die Todte anredet, exiousan ustaten odon 620 f.).
Desgleichen (aber eigentlich mit der Vorstellung vom Aufenthalt der
Todten im Grabe, nicht im Hades): koupha soi khthon epanothe pesoi 477.
1) Leichenklage: 100 ff. kosmos, den Todten mitgegeben: 629 ff.
Trauer: den Pferden wird die Mähne beschnitten, kein Flöten- oder
Leyerklang in der Stadt, zwölf Monate lang: 438 ff. (penthos etesion das
übliche: 347). Diese ausschweifenden Trauerkundgebungen wohl nach
dem in thessalischen Dynastengeschlechtern Ueblichen.
2) Bestattung der Todten nomos palaios daimonon Suppl. 564; nomima
theon 19; allgemein hellenische Sitte: 509 f. -- Bestattung des Polyneikes
trotz Kreons Verbot: Phoeniss. Schluss; Antigone.
3) tois gar thanousi khre ton ou tethnekota timas didonta khthonion euse-
bein theon. Phoeniss. 1325 f. en eusebei goun, nomima me kleptein nekron
Hel. 1277. Grabehren sogar wichtiger als Wohlstand im Leben: Hecub.
317 f. -- Klage um Missehrung des Grabes des Agamemnon: El. 323 ff.
Bitte um Begräbniss des Astyanax.: Troad. 1122 ff.; des Orestes: Iph.
Taur.
689 ff.; der Makaria: Heraclid. 588 ff. Der Schatten des ermor-

cult wird mit Ernst und Nachdruck behandelt 1). Ein ganzes
Drama, die Schutzflehenden, kann die geheiligte Bedeutung
eines ritualen Begräbnisses zum wesentlichen Anlass oder doch
zum Vorwand seiner Handlung haben 2); an einzelnen Aus-
sprüchen, in denen die Wichtigkeit der Bestattung und der
Ehrung des Grabes hervorgehoben wird, fehlt es nicht 3). Die

die Stirnhaare ab (75 f.; wohl zum Zeichen der Besitzergreifung durch
die Unterirdischen; bei Virgil Aen. 4, 698 f. weiht auf gleiche Weise
Proserpina die Todten dem Orcus), führt sie dem Hades zu: 884. Er
kommt in Person zum Grabe, geniesst (wie sonst der Todte selbst: s. oben
p. 222, 3) von den Grabspenden: 855 ff. 862 f. Eigentlich ist er nur ein Diener
des Hades; aber da doch ᾅδης schon ganz gewöhnlich = ϑάνατος gebraucht
wurde, so wird Thanatos auch selbst geradezu Ἅιδης genannt (271:
s. oben p. 491, 3); nur als identisch mit Hades kann er ἄναξ νεκρῶν heissen
855 (δαιμόνων κοίρανος 1143). — In der Unterwelt Charon (ὁ ψυχοπομπός
371 f.), Kerberos: 260 ff. (471 f.); 371. Hades und Hermes χϑόνιος em-
pfangen die Todten; εἰ δέ τι κἀκεῖ πλέον ἔστ̕ ἀγαϑοῖς, so wird Alkestis
den Ehrensitz neben Persephone haben: 755 ff. Den Ueberlebenden gilt
sie, ihrer unvergleichlichen Güte wegen, als μάκαιρα δαίμων, ihr Grab
nicht als Todtenstätte, sondern als Ort der Verehrung: 999—1007. So
leichte Heroisirung kannte man vorzugsweise in Thessalien; der Dichter
will vermuthlich auch hiemit seinem Gedichte ein wenig thessalische
Localfärbung geben (δαίμων als Mittelwesen zwischen ϑεοί und ἄνϑρωποι.
So wiederholt schon bei Euripides: z. B. Troad. 55. 56; Med. 1380. So
zu verstehen das μέσον Hel. 1136?) — Ganz im Volkston: 637 f. χαῖρε
κἀν Ἅιδου δόμοις εὖ σοι γένοιτο (solches χαῖρε — ist das letzte Wort mit
dem man, ὡς νομίζεται, die Todte anredet, ἐξιοῦσαν ὑστάτην ὁδόν 620 f.).
Desgleichen (aber eigentlich mit der Vorstellung vom Aufenthalt der
Todten im Grabe, nicht im Hades): κοῦφα σοι χϑὼν ἐπάνωϑε πέσοι 477.
1) Leichenklage: 100 ff. κόσμος, den Todten mitgegeben: 629 ff.
Trauer: den Pferden wird die Mähne beschnitten, kein Flöten- oder
Leyerklang in der Stadt, zwölf Monate lang: 438 ff. (πένϑος ἐτήσιον das
übliche: 347). Diese ausschweifenden Trauerkundgebungen wohl nach
dem in thessalischen Dynastengeschlechtern Ueblichen.
2) Bestattung der Todten νόμος παλαιὸς δαιμόνων Suppl. 564; νόμιμα
ϑεῶν 19; allgemein hellenische Sitte: 509 f. — Bestattung des Polyneikes
trotz Kreons Verbot: Phoeniss. Schluss; Ἀντιγόνη.
3) τοῖς γὰρ ϑανοῦσι χρὴ τὸν οὐ τεϑνηκότα τιμὰς διδόντα χϑόνιον εὐσε-
βεῖν ϑεόν. Phoeniss. 1325 f. ἐν εὐσεβεῖ γοῦν, νόμιμα μὴ κλέπτειν νεκρῶν
Hel. 1277. Grabehren sogar wichtiger als Wohlstand im Leben: Hecub.
317 f. — Klage um Missehrung des Grabes des Agamemnon: El. 323 ff.
Bitte um Begräbniss des Astyanax.: Troad. 1122 ff.; des Orestes: Iph.
Taur.
689 ff.; der Makaria: Heraclid. 588 ff. Der Schatten des ermor-
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[541/0557] cult wird mit Ernst und Nachdruck behandelt 1). Ein ganzes Drama, die Schutzflehenden, kann die geheiligte Bedeutung eines ritualen Begräbnisses zum wesentlichen Anlass oder doch zum Vorwand seiner Handlung haben 2); an einzelnen Aus- sprüchen, in denen die Wichtigkeit der Bestattung und der Ehrung des Grabes hervorgehoben wird, fehlt es nicht 3). Die 1) 1) Leichenklage: 100 ff. κόσμος, den Todten mitgegeben: 629 ff. Trauer: den Pferden wird die Mähne beschnitten, kein Flöten- oder Leyerklang in der Stadt, zwölf Monate lang: 438 ff. (πένϑος ἐτήσιον das übliche: 347). Diese ausschweifenden Trauerkundgebungen wohl nach dem in thessalischen Dynastengeschlechtern Ueblichen. 2) Bestattung der Todten νόμος παλαιὸς δαιμόνων Suppl. 564; νόμιμα ϑεῶν 19; allgemein hellenische Sitte: 509 f. — Bestattung des Polyneikes trotz Kreons Verbot: Phoeniss. Schluss; Ἀντιγόνη. 3) τοῖς γὰρ ϑανοῦσι χρὴ τὸν οὐ τεϑνηκότα τιμὰς διδόντα χϑόνιον εὐσε- βεῖν ϑεόν. Phoeniss. 1325 f. ἐν εὐσεβεῖ γοῦν, νόμιμα μὴ κλέπτειν νεκρῶν Hel. 1277. Grabehren sogar wichtiger als Wohlstand im Leben: Hecub. 317 f. — Klage um Missehrung des Grabes des Agamemnon: El. 323 ff. Bitte um Begräbniss des Astyanax.: Troad. 1122 ff.; des Orestes: Iph. Taur. 689 ff.; der Makaria: Heraclid. 588 ff. Der Schatten des ermor- 1) die Stirnhaare ab (75 f.; wohl zum Zeichen der Besitzergreifung durch die Unterirdischen; bei Virgil Aen. 4, 698 f. weiht auf gleiche Weise Proserpina die Todten dem Orcus), führt sie dem Hades zu: 884. Er kommt in Person zum Grabe, geniesst (wie sonst der Todte selbst: s. oben p. 222, 3) von den Grabspenden: 855 ff. 862 f. Eigentlich ist er nur ein Diener des Hades; aber da doch ᾅδης schon ganz gewöhnlich = ϑάνατος gebraucht wurde, so wird Thanatos auch selbst geradezu Ἅιδης genannt (271: s. oben p. 491, 3); nur als identisch mit Hades kann er ἄναξ νεκρῶν heissen 855 (δαιμόνων κοίρανος 1143). — In der Unterwelt Charon (ὁ ψυχοπομπός 371 f.), Kerberos: 260 ff. (471 f.); 371. Hades und Hermes χϑόνιος em- pfangen die Todten; εἰ δέ τι κἀκεῖ πλέον ἔστ̕ ἀγαϑοῖς, so wird Alkestis den Ehrensitz neben Persephone haben: 755 ff. Den Ueberlebenden gilt sie, ihrer unvergleichlichen Güte wegen, als μάκαιρα δαίμων, ihr Grab nicht als Todtenstätte, sondern als Ort der Verehrung: 999—1007. So leichte Heroisirung kannte man vorzugsweise in Thessalien; der Dichter will vermuthlich auch hiemit seinem Gedichte ein wenig thessalische Localfärbung geben (δαίμων als Mittelwesen zwischen ϑεοί und ἄνϑρωποι. So wiederholt schon bei Euripides: z. B. Troad. 55. 56; Med. 1380. So zu verstehen das μέσον Hel. 1136?) — Ganz im Volkston: 637 f. χαῖρε κἀν Ἅιδου δόμοις εὖ σοι γένοιτο (solches χαῖρε — ist das letzte Wort mit dem man, ὡς νομίζεται, die Todte anredet, ἐξιοῦσαν ὑστάτην ὁδόν 620 f.). Desgleichen (aber eigentlich mit der Vorstellung vom Aufenthalt der Todten im Grabe, nicht im Hades): κοῦφα σοι χϑὼν ἐπάνωϑε πέσοι 477.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/557>, abgerufen am 23.11.2024.