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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Als Grossmeister unter diesen zauberhaft begabten Män-
nern erscheint in der Ueberlieferung Epimenides, von Kreta,
einem alten Sitze kathartischer Weisheit 1) stammend, in dem
Culte des unterirdischen Zeus 2) in eben dieser Weisheit be-
festigt. In märchenhafter Einkleidung wird berichtet von seinem
langen Aufenthalt in der geheimnissvollen Höhle des Zeus auf
dem Ida, seinem Verkehr mit den Geistern des Dunkels, seinem
harten Fasten 3), den langen Ekstasen seiner Seele 4), und wie

denke ich nicht mehr. Die gleichen Voraussetzungen haben dort wie hier
zu gleichen Ausspinnungen eines Märchens geführt. Sehr ähnliche Vor-
stellungen in deutschem Glauben: s. Grimm, D. Myth.4 III p. 456 N. 650.
1) Daher die Sage, dass Apollo vom Morde des Python nicht (wie
meist berichtet wird) zu Tempe, sondern auf Kreta, in Tarrha, von Kar-
manor gereinigt worden sei. Pausan. 2, 7, 7; 2, 30, 3; 10, 6, 7 (Verse
der Phemonoe); 10, 16, 5. Die katharsia für Zeus aus Kreta geholt:
Orpheus (Rhapsod.) fr. 183 (Ab). Vgl. das Orakel bei Oenom. Euseb. praep.
ev.
5, 31, 2. K. O. Müller Proleg. 158 f. -- Kreta, alter Sitz der Mantik:
Onomakritos der Lokrer, der Lehrer des Thaletas, hält sich in Kreta auf
kata tekhnen mantiken. Aristot. Polit. 1274 a, 25 ff.
2) Vgl. oben p. 120 ff. Als Eingeweihter in den orgiastischen Zeus-
cultus auf Kreta (Strabo 10, 468) heisst Epimenides neos Koures. Plut.
Sol. 12. Laert. Diog. 1, 115. -- iereus Dios kai `Reas nennt ihn Schol.
Clem. Alex. IV p. 103 Klotz.
3) Sage von dem alimon des Epimenides: s. Griech. Roman. 156 f.
(Anm.). Bereitet namentlich aus asphodelos, malakhe, auch der essbaren
Wurzel einer Art der skilla (Theophr. hist. plant. 7, 12, 1). Alles den
khthonioi geweihte Pflanzen (über asphodelos s. namentlich Bekk. an. 457, 5 ff.
[auf Aristarch zurückgehend: s. Hesych. s. v.]), nur von Armen gelegent-
lich gegessen (Hesiod. Op. 41).
4) ou (Epimenidou) logos, os exioi e psukhe oposon ethele khronon kai
palin eiseei en to somati. Suid. s. Epim. Dasselbe will vermuthlich be-
sagen: prospouethenai (legetai) pollakis anabebiokenai: Laert. D. 1, 114.
Epimenides, wie andere, meta thanaton en tois zosi genomenos: Procl. ad
Remp. 17, 12 Pitr. Die Sage vom langen Höhlenschlaf, ein verbreitetes
Märchenmotiv (s. Rhein. Mus. 33, 209, A. 2; 35, 160) hat sich, ins Un-
geheuere gesteigert, an Epimenides geheftet als eine Art von volksmässiger
Umdeutung der Berichte von seinen zauberhaften Ekstasen. Als ekstatischen
Zustand versteht diesen Höhlenschlaf Max. Tyr. 16, 1: en tou Dios tou
Diktaiou [s. oben p. 120, 3] to antro keimenos upno bathei ete sukhna [die
psukhe des Hermotimos apo tou somatos plazomene apodemei epi polla ete:
Apollon. hist. mir. 3] onar ephe entukhein autos theois ktl. So wurde ihm
sein oneiros didaskalos: Max. Tyr. 38, 3 (vgl. auch Schol. Luc. Tim. 6).
25*

Als Grossmeister unter diesen zauberhaft begabten Män-
nern erscheint in der Ueberlieferung Epimenides, von Kreta,
einem alten Sitze kathartischer Weisheit 1) stammend, in dem
Culte des unterirdischen Zeus 2) in eben dieser Weisheit be-
festigt. In märchenhafter Einkleidung wird berichtet von seinem
langen Aufenthalt in der geheimnissvollen Höhle des Zeus auf
dem Ida, seinem Verkehr mit den Geistern des Dunkels, seinem
harten Fasten 3), den langen Ekstasen seiner Seele 4), und wie

denke ich nicht mehr. Die gleichen Voraussetzungen haben dort wie hier
zu gleichen Ausspinnungen eines Märchens geführt. Sehr ähnliche Vor-
stellungen in deutschem Glauben: s. Grimm, D. Myth.4 III p. 456 N. 650.
1) Daher die Sage, dass Apollo vom Morde des Python nicht (wie
meist berichtet wird) zu Tempe, sondern auf Kreta, in Tarrha, von Kar-
manor gereinigt worden sei. Pausan. 2, 7, 7; 2, 30, 3; 10, 6, 7 (Verse
der Phemonoë); 10, 16, 5. Die καϑάρσια für Zeus aus Kreta geholt:
Orpheus (Rhapsod.) fr. 183 (Ab). Vgl. das Orakel bei Oenom. Euseb. praep.
ev.
5, 31, 2. K. O. Müller Proleg. 158 f. — Kreta, alter Sitz der Mantik:
Onomakritos der Lokrer, der Lehrer des Thaletas, hält sich in Kreta auf
κατὰ τέχνην μαντικήν. Aristot. Polit. 1274 a, 25 ff.
2) Vgl. oben p. 120 ff. Als Eingeweihter in den orgiastischen Zeus-
cultus auf Kreta (Strabo 10, 468) heisst Epimenides νέος Κούρης. Plut.
Sol. 12. Laert. Diog. 1, 115. — ἱερεὺς Διὸς καὶ ῾Ρέας nennt ihn Schol.
Clem. Alex. IV p. 103 Klotz.
3) Sage von dem ἄλιμον des Epimenides: s. Griech. Roman. 156 f.
(Anm.). Bereitet namentlich aus ἀσφόδελος, μαλάχη, auch der essbaren
Wurzel einer Art der σκίλλα (Theophr. hist. plant. 7, 12, 1). Alles den
χϑόνιοι geweihte Pflanzen (über ἀσφόδελος s. namentlich Bekk. an. 457, 5 ff.
[auf Aristarch zurückgehend: s. Hesych. s. v.]), nur von Armen gelegent-
lich gegessen (Hesiod. Op. 41).
4) οὗ (Ἐπιμενίδου) λόγος, ὡς ἐξίοι ἡ ψυχὴ ὁπόσον ἤϑελε χρόνον καὶ
πάλιν εἰσῄει ἐν τῷ σώματι. Suid. s. Ἐπιμ. Dasselbe will vermuthlich be-
sagen: προςπουηϑῆναι (λέγεται) πολλάκις ἀναβεβιωκέναι: Laert. D. 1, 114.
Epimenides, wie andere, μετὰ ϑάνατον ἐν τοῖς ζῶσι γενόμενος: Procl. ad
Remp. 17, 12 Pitr. Die Sage vom langen Höhlenschlaf, ein verbreitetes
Märchenmotiv (s. Rhein. Mus. 33, 209, A. 2; 35, 160) hat sich, ins Un-
geheuere gesteigert, an Epimenides geheftet als eine Art von volksmässiger
Umdeutung der Berichte von seinen zauberhaften Ekstasen. Als ekstatischen
Zustand versteht diesen Höhlenschlaf Max. Tyr. 16, 1: ἐν τοῦ Διὸς τοῦ
Δικταίου [s. oben p. 120, 3] τῷ ἄντρῳ κείμενος ὕπνῳ βαϑεῖ ἔτη συχνά [die
ψυχὴ des Hermotimos ἀπὸ τοῦ σώματος πλαζομένη ἀποδημεῖ ἐπὶ πολλὰ ἔτη:
Apollon. hist. mir. 3] ὄναρ ἔφη ἐντυχεῖν αὐτὸς ϑεοῖς κτλ. So wurde ihm
sein ὄνειρος διδάσκαλος: Max. Tyr. 38, 3 (vgl. auch Schol. Luc. Tim. 6).
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[387/0403] Als Grossmeister unter diesen zauberhaft begabten Män- nern erscheint in der Ueberlieferung Epimenides, von Kreta, einem alten Sitze kathartischer Weisheit 1) stammend, in dem Culte des unterirdischen Zeus 2) in eben dieser Weisheit be- festigt. In märchenhafter Einkleidung wird berichtet von seinem langen Aufenthalt in der geheimnissvollen Höhle des Zeus auf dem Ida, seinem Verkehr mit den Geistern des Dunkels, seinem harten Fasten 3), den langen Ekstasen seiner Seele 4), und wie 1) 1) Daher die Sage, dass Apollo vom Morde des Python nicht (wie meist berichtet wird) zu Tempe, sondern auf Kreta, in Tarrha, von Kar- manor gereinigt worden sei. Pausan. 2, 7, 7; 2, 30, 3; 10, 6, 7 (Verse der Phemonoë); 10, 16, 5. Die καϑάρσια für Zeus aus Kreta geholt: Orpheus (Rhapsod.) fr. 183 (Ab). Vgl. das Orakel bei Oenom. Euseb. praep. ev. 5, 31, 2. K. O. Müller Proleg. 158 f. — Kreta, alter Sitz der Mantik: Onomakritos der Lokrer, der Lehrer des Thaletas, hält sich in Kreta auf κατὰ τέχνην μαντικήν. Aristot. Polit. 1274 a, 25 ff. 2) Vgl. oben p. 120 ff. Als Eingeweihter in den orgiastischen Zeus- cultus auf Kreta (Strabo 10, 468) heisst Epimenides νέος Κούρης. Plut. Sol. 12. Laert. Diog. 1, 115. — ἱερεὺς Διὸς καὶ ῾Ρέας nennt ihn Schol. Clem. Alex. IV p. 103 Klotz. 3) Sage von dem ἄλιμον des Epimenides: s. Griech. Roman. 156 f. (Anm.). Bereitet namentlich aus ἀσφόδελος, μαλάχη, auch der essbaren Wurzel einer Art der σκίλλα (Theophr. hist. plant. 7, 12, 1). Alles den χϑόνιοι geweihte Pflanzen (über ἀσφόδελος s. namentlich Bekk. an. 457, 5 ff. [auf Aristarch zurückgehend: s. Hesych. s. v.]), nur von Armen gelegent- lich gegessen (Hesiod. Op. 41). 4) οὗ (Ἐπιμενίδου) λόγος, ὡς ἐξίοι ἡ ψυχὴ ὁπόσον ἤϑελε χρόνον καὶ πάλιν εἰσῄει ἐν τῷ σώματι. Suid. s. Ἐπιμ. Dasselbe will vermuthlich be- sagen: προςπουηϑῆναι (λέγεται) πολλάκις ἀναβεβιωκέναι: Laert. D. 1, 114. Epimenides, wie andere, μετὰ ϑάνατον ἐν τοῖς ζῶσι γενόμενος: Procl. ad Remp. 17, 12 Pitr. Die Sage vom langen Höhlenschlaf, ein verbreitetes Märchenmotiv (s. Rhein. Mus. 33, 209, A. 2; 35, 160) hat sich, ins Un- geheuere gesteigert, an Epimenides geheftet als eine Art von volksmässiger Umdeutung der Berichte von seinen zauberhaften Ekstasen. Als ekstatischen Zustand versteht diesen Höhlenschlaf Max. Tyr. 16, 1: ἐν τοῦ Διὸς τοῦ Δικταίου [s. oben p. 120, 3] τῷ ἄντρῳ κείμενος ὕπνῳ βαϑεῖ ἔτη συχνά [die ψυχὴ des Hermotimos ἀπὸ τοῦ σώματος πλαζομένη ἀποδημεῖ ἐπὶ πολλὰ ἔτη: Apollon. hist. mir. 3] ὄναρ ἔφη ἐντυχεῖν αὐτὸς ϑεοῖς κτλ. So wurde ihm sein ὄνειρος διδάσκαλος: Max. Tyr. 38, 3 (vgl. auch Schol. Luc. Tim. 6). 1) denke ich nicht mehr. Die gleichen Voraussetzungen haben dort wie hier zu gleichen Ausspinnungen eines Märchens geführt. Sehr ähnliche Vor- stellungen in deutschem Glauben: s. Grimm, D. Myth.4 III p. 456 N. 650. 25*

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/403>, abgerufen am 22.11.2024.