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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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einem hohlen Berge sitzt, meinten sie, würden einst zu ewigem
Leben die Verstorbenen ihres Stammes gelangen 1). Den
gleichen Glauben hatten auch andere thrakische Stämme 2).
Dieser Glaube scheint eine "Umsiedlung" 3) der Gestorbenen
zu einem seligen Leben im Jenseits verheissen zu haben.
Vielleicht aber sollte diese Umsiedlung keine endgültige sein.
Man hört, dass der Glaube bestand, der Todte werde aus dem
Jenseits "wiederkehren" 4), und diesen Glauben setzt (dem Er-
zähler freilich nicht deutlich bewusst) als auch bei den Geten
bestehend die absurde pragmatisirende Fabel von Zalmoxis
voraus, die dem Herodot griechische Anwohner des Hellespont
und des Pontus mittheilten 5). Hier heisst (wie dann in späteren

Bericht des Dio Cass. 59, 28, 6 von Caligula. -- Palladius de re rust.
1, 35 p. 42, 11--13 Bip. [contra grandinem]).
1) athanatizousi de tonde ton tropon ; ; oute apothneskein eoutous no-
mizousi ienai te ton apollumenon para Zalmoxin daimona (oi de auton ton
auton touton ounomazousi Gebeleizin). Herod. 4, 94. Hier wie im griechi-
schen Sprachgebrauch überall wird unter athanaton einai verstanden nicht
eine schattenhafte (wenn auch zeitlich unbegrenzte) Fortdauer der Seele
nach dem Tode, wie im homerischen Hades (denn das wäre ja, als Glaube
der Geten, für Herodot und seine Leser gar nichts Bemerkenswerthes
gewesen) sondern ein vollbewusstes und hierin dem Leben auf Erden
gleichstehendes Dasein ohne Ende.
2) athanatizousi de kai Terizoi (teretizoi Phot.) kai Krobuzoi kai tous
apothanontas os Zalmoxin phasin oikhesthai. Phot. Suid. Etym. M. s. Zamolxis.
Die Krobyzen sind ein wohlbekannter thrakischer Stamm; die Terizen
werden sonst nirgends erwähnt, vielleicht darf man sie in der Gegend der
Tiristis, Tirixis akra (vgl. C. Müller zu Arrian peripl. Pont. eux. § 35)
= Cap Kaliakra suchen (dort auch Tiristis polis Ptolem.). Dann wären
sie Nachbarn der Krobyzen.
3) ouk apothneskein alla metoikixesthai nomixontes -- von den Geten
Julian, Caes. 327 D. animas (putant) non extingui sed ad beatiora transire.
Pomp. Mela 2, 18.
4) -- tous apothanontas os Zalmoxin phasin oikhesthai, exein de authis.
kai tauta aei nomizousin aletheuein. thuousi de kai euokhountai os authis exontos
tou apothanontos. Phot. Suid. Etym. M. s. Zamolxis. Pomp. Mela 2, 18:
alii (unter den Thrakern) redituras putant animas obeuntium.
5) Herod. 4, 95: Zalmoxis, Sklave des Pythagoras auf Samos, kommt,
freigelassen, mit Schätzen in sein armes Vaterland zurück, versammelt die
Vornehmsten des Stammes in einem Saal, bewirthet sie und überredet
sie zu dem Glauben, dass weder er noch sie noch ihre Nachkommen

einem hohlen Berge sitzt, meinten sie, würden einst zu ewigem
Leben die Verstorbenen ihres Stammes gelangen 1). Den
gleichen Glauben hatten auch andere thrakische Stämme 2).
Dieser Glaube scheint eine „Umsiedlung“ 3) der Gestorbenen
zu einem seligen Leben im Jenseits verheissen zu haben.
Vielleicht aber sollte diese Umsiedlung keine endgültige sein.
Man hört, dass der Glaube bestand, der Todte werde aus dem
Jenseits „wiederkehren“ 4), und diesen Glauben setzt (dem Er-
zähler freilich nicht deutlich bewusst) als auch bei den Geten
bestehend die absurde pragmatisirende Fabel von Zalmoxis
voraus, die dem Herodot griechische Anwohner des Hellespont
und des Pontus mittheilten 5). Hier heisst (wie dann in späteren

Bericht des Dio Cass. 59, 28, 6 von Caligula. — Palladius de re rust.
1, 35 p. 42, 11—13 Bip. [contra grandinem]).
1) ἀϑανατίζουσι δὲ τόνδε τὸν τρόπον · · οὔτε ἀποϑνήσκειν ἑωυτοὺς νο-
μίζουσι ἰέναι τε τὸν ἀπολλύμενον παρὰ Ζάλμοξιν δαίμονα (οἱ δὲ αὐτῶν τὸν
αὐτὸν τοῦτον οὐνομάζουσι Γεβελέϊζιν). Herod. 4, 94. Hier wie im griechi-
schen Sprachgebrauch überall wird unter ἀϑάνατον εἶναι verstanden nicht
eine schattenhafte (wenn auch zeitlich unbegrenzte) Fortdauer der Seele
nach dem Tode, wie im homerischen Hades (denn das wäre ja, als Glaube
der Geten, für Herodot und seine Leser gar nichts Bemerkenswerthes
gewesen) sondern ein vollbewusstes und hierin dem Leben auf Erden
gleichstehendes Dasein ohne Ende.
2) ἀϑανατίζουσι δὲ καὶ Τέριζοι (τερετιζοι Phot.) καὶ Κρόβυζοι καὶ τοὺς
ἀποϑανόντας ὡς Ζάλμοξίν φασιν οἴχεσϑαι. Phot. Suid. Etym. M. s. Ζάμολξις.
Die Krobyzen sind ein wohlbekannter thrakischer Stamm; die Terizen
werden sonst nirgends erwähnt, vielleicht darf man sie in der Gegend der
Τίριστις, Τίριξις ἄκρα (vgl. C. Müller zu Arrian peripl. Pont. eux. § 35)
= Cap Kaliakra suchen (dort auch Τιριστὶς πόλις Ptolem.). Dann wären
sie Nachbarn der Krobyzen.
3) οὐκ ἀποϑνήσκειν ἀλλὰ μετοικίξεσϑαι νομίξοντες — von den Geten
Julian, Caes. 327 D. animas (putant) non extingui sed ad beatiora transire.
Pomp. Mela 2, 18.
4) — τοὺς ἀποϑανόντας ὡς Ζάλμοξίν φασιν οἴχεσϑαι, ἥξειν δὲ αὖϑις.
καὶ ταῦτα ἀεὶ νομίζουσιν ἀληϑεύειν. ϑύουσι δὲ καὶ εὐωχοῦνται ὡς αὖϑις ἥξοντος
τοῦ ἀποϑανόντος. Phot. Suid. Etym. M. s. Ζάμολξις. Pomp. Mela 2, 18:
alii (unter den Thrakern) redituras putant animas obeuntium.
5) Herod. 4, 95: Zalmoxis, Sklave des Pythagoras auf Samos, kommt,
freigelassen, mit Schätzen in sein armes Vaterland zurück, versammelt die
Vornehmsten des Stammes in einem Saal, bewirthet sie und überredet
sie zu dem Glauben, dass weder er noch sie noch ihre Nachkommen
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[320/0336] einem hohlen Berge sitzt, meinten sie, würden einst zu ewigem Leben die Verstorbenen ihres Stammes gelangen 1). Den gleichen Glauben hatten auch andere thrakische Stämme 2). Dieser Glaube scheint eine „Umsiedlung“ 3) der Gestorbenen zu einem seligen Leben im Jenseits verheissen zu haben. Vielleicht aber sollte diese Umsiedlung keine endgültige sein. Man hört, dass der Glaube bestand, der Todte werde aus dem Jenseits „wiederkehren“ 4), und diesen Glauben setzt (dem Er- zähler freilich nicht deutlich bewusst) als auch bei den Geten bestehend die absurde pragmatisirende Fabel von Zalmoxis voraus, die dem Herodot griechische Anwohner des Hellespont und des Pontus mittheilten 5). Hier heisst (wie dann in späteren 2) 1) ἀϑανατίζουσι δὲ τόνδε τὸν τρόπον · · οὔτε ἀποϑνήσκειν ἑωυτοὺς νο- μίζουσι ἰέναι τε τὸν ἀπολλύμενον παρὰ Ζάλμοξιν δαίμονα (οἱ δὲ αὐτῶν τὸν αὐτὸν τοῦτον οὐνομάζουσι Γεβελέϊζιν). Herod. 4, 94. Hier wie im griechi- schen Sprachgebrauch überall wird unter ἀϑάνατον εἶναι verstanden nicht eine schattenhafte (wenn auch zeitlich unbegrenzte) Fortdauer der Seele nach dem Tode, wie im homerischen Hades (denn das wäre ja, als Glaube der Geten, für Herodot und seine Leser gar nichts Bemerkenswerthes gewesen) sondern ein vollbewusstes und hierin dem Leben auf Erden gleichstehendes Dasein ohne Ende. 2) ἀϑανατίζουσι δὲ καὶ Τέριζοι (τερετιζοι Phot.) καὶ Κρόβυζοι καὶ τοὺς ἀποϑανόντας ὡς Ζάλμοξίν φασιν οἴχεσϑαι. Phot. Suid. Etym. M. s. Ζάμολξις. Die Krobyzen sind ein wohlbekannter thrakischer Stamm; die Terizen werden sonst nirgends erwähnt, vielleicht darf man sie in der Gegend der Τίριστις, Τίριξις ἄκρα (vgl. C. Müller zu Arrian peripl. Pont. eux. § 35) = Cap Kaliakra suchen (dort auch Τιριστὶς πόλις Ptolem.). Dann wären sie Nachbarn der Krobyzen. 3) οὐκ ἀποϑνήσκειν ἀλλὰ μετοικίξεσϑαι νομίξοντες — von den Geten Julian, Caes. 327 D. animas (putant) non extingui sed ad beatiora transire. Pomp. Mela 2, 18. 4) — τοὺς ἀποϑανόντας ὡς Ζάλμοξίν φασιν οἴχεσϑαι, ἥξειν δὲ αὖϑις. καὶ ταῦτα ἀεὶ νομίζουσιν ἀληϑεύειν. ϑύουσι δὲ καὶ εὐωχοῦνται ὡς αὖϑις ἥξοντος τοῦ ἀποϑανόντος. Phot. Suid. Etym. M. s. Ζάμολξις. Pomp. Mela 2, 18: alii (unter den Thrakern) redituras putant animas obeuntium. 5) Herod. 4, 95: Zalmoxis, Sklave des Pythagoras auf Samos, kommt, freigelassen, mit Schätzen in sein armes Vaterland zurück, versammelt die Vornehmsten des Stammes in einem Saal, bewirthet sie und überredet sie zu dem Glauben, dass weder er noch sie noch ihre Nachkommen 2) Bericht des Dio Cass. 59, 28, 6 von Caligula. — Palladius de re rust. 1, 35 p. 42, 11—13 Bip. [contra grandinem]).

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/336>, abgerufen am 23.11.2024.