Sträuchern; daß man viel auf einmal, aber nicht alles, übersehe. Er verwirft gerade Gän- ge nicht ganz, nur verlangt er Abwechselun- gen in der Aussicht. Er bestimmt die Lauben für die Kühlung, Ruhe, und den erquicken- den Genuß schöner Aussichten; zu den Hecken fordert et frisches und lebhaftes Grün, nur wünscht er sie nicht so sehr künstlich verschnit- ten, viel weniger in barbarische Figuren ver- unstaltet, und eben so wenig zu hohe Hecken, weil sie die Aussicht hindern und traurig ma- chen. Er verwirft den Ueberfluß, den Pomp in Verzierungen und die Ueberladung. Er nimmt zur Grundregel für die Verzierungen an, daß sie dem wesentlichen Charakter der Gärten gemäß sind, von eben der Sittsamkeit und der edlen Symplicität, die dem Haupt- werke eigen ist, und dabey fähig seyn müssen, die Wirkung des Ganzen durch anmuthige Nebenideen zu erhöhen, nicht aber den Ein- druck zu verwirren, wenn sie widersprechend und zu häufig sind.
Hieraus beurtheilt er den Werth der Grot- ten, Gitterwerke, Statüen. Daher verwirft er Triumphbogen, Obelisken, Vasen, Urnen, weil sie nicht mit der Bestimmung und der ed- len Symplicität des Gartens übereinstimmen. Große Gebäude erlaubt er nur in großen weit- ausgedehnten Gärten; jedoch mit Rücksicht auf die Landessitten, damit nicht ausländische Bauarten darinnen erscheinen. Bey den
Wasser-
Straͤuchern; daß man viel auf einmal, aber nicht alles, uͤberſehe. Er verwirft gerade Gaͤn- ge nicht ganz, nur verlangt er Abwechſelun- gen in der Ausſicht. Er beſtimmt die Lauben fuͤr die Kuͤhlung, Ruhe, und den erquicken- den Genuß ſchoͤner Ausſichten; zu den Hecken fordert et friſches und lebhaftes Gruͤn, nur wuͤnſcht er ſie nicht ſo ſehr kuͤnſtlich verſchnit- ten, viel weniger in barbariſche Figuren ver- unſtaltet, und eben ſo wenig zu hohe Hecken, weil ſie die Ausſicht hindern und traurig ma- chen. Er verwirft den Ueberfluß, den Pomp in Verzierungen und die Ueberladung. Er nimmt zur Grundregel fuͤr die Verzierungen an, daß ſie dem weſentlichen Charakter der Gaͤrten gemaͤß ſind, von eben der Sittſamkeit und der edlen Symplicitaͤt, die dem Haupt- werke eigen iſt, und dabey faͤhig ſeyn muͤſſen, die Wirkung des Ganzen durch anmuthige Nebenideen zu erhoͤhen, nicht aber den Ein- druck zu verwirren, wenn ſie widerſprechend und zu haͤufig ſind.
Hieraus beurtheilt er den Werth der Grot- ten, Gitterwerke, Statuͤen. Daher verwirft er Triumphbogen, Obeliſken, Vaſen, Urnen, weil ſie nicht mit der Beſtimmung und der ed- len Symplicitaͤt des Gartens uͤbereinſtimmen. Große Gebaͤude erlaubt er nur in großen weit- ausgedehnten Gaͤrten; jedoch mit Ruͤckſicht auf die Landesſitten, damit nicht auslaͤndiſche Bauarten darinnen erſcheinen. Bey den
Waſſer-
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Straͤuchern; daß man viel auf einmal, aber
nicht alles, uͤberſehe. Er verwirft gerade Gaͤn-
ge nicht ganz, nur verlangt er Abwechſelun-
gen in der Ausſicht. Er beſtimmt die Lauben
fuͤr die Kuͤhlung, Ruhe, und den erquicken-
den Genuß ſchoͤner Ausſichten; zu den Hecken
fordert et friſches und lebhaftes Gruͤn, nur
wuͤnſcht er ſie nicht ſo ſehr kuͤnſtlich verſchnit-
ten, viel weniger in barbariſche Figuren ver-
unſtaltet, und eben ſo wenig zu hohe Hecken,
weil ſie die Ausſicht hindern und traurig ma-
chen. Er verwirft den Ueberfluß, den Pomp
in Verzierungen und die Ueberladung. Er
nimmt zur Grundregel fuͤr die Verzierungen
an, daß ſie dem weſentlichen Charakter der
Gaͤrten gemaͤß ſind, von eben der Sittſamkeit
und der edlen Symplicitaͤt, die dem Haupt-
werke eigen iſt, und dabey faͤhig ſeyn muͤſſen,
die Wirkung des Ganzen durch anmuthige
Nebenideen zu erhoͤhen, nicht aber den Ein-
druck zu verwirren, wenn ſie widerſprechend
und zu haͤufig ſind.
Hieraus beurtheilt er den Werth der Grot-
ten, Gitterwerke, Statuͤen. Daher verwirft
er Triumphbogen, Obeliſken, Vaſen, Urnen,
weil ſie nicht mit der Beſtimmung und der ed-
len Symplicitaͤt des Gartens uͤbereinſtimmen.
Große Gebaͤude erlaubt er nur in großen weit-
ausgedehnten Gaͤrten; jedoch mit Ruͤckſicht
auf die Landesſitten, damit nicht auslaͤndiſche
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/87>, abgerufen am 21.11.2024.
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