Garten für Deutschland die Regel war; ich habe oben die Gründe aufgesucht, wozu ich hier noch beyfüge, daß wir viele Gartenfrüch- te und Blumen aller Art zunächst aus Ita- lien erhielten: war es also ein Wunder, wenn man die Cultur derselben, und auch oft die Anlage und den Geschmack in Ansehung der Gärten, zugleich mit ihnen annahm?
Ihm gesellte sich der Niederländische zu, vorzüglich zu Ausgang des sechzehnten und zu Anfang des siebenzehenten Jahrhundertes. Und da in der Mitte des letztern das Ansehen des französischen Hofs und Geschmacks, durch die Pracht und die Thaten Ludwigs des vier- zehnten, so sehr stieg, so hatte dieses auch Einfluß auf den Gartenbau in Deutschland. Quinti- nie und Le Notre schufen den französischen Garten, und Deutschland ehrte diese beyden Schöpfer gehorsam in ihren Werken. Die Gärten von Versailles wurden das Muster aller Prachtgärten der deutschen Fürsten und Privatpersonen. Le Notre misbrauchte die Baukunst in dem Gartenbaue; durch ihn kam so viel Regelmäßigkeit, die endlich durch das Einförmige ekelhaft ward, hinein. Er kam auch nach Italien, wo die Baukunst endlich fast gar die Natur aus den Gärten verdräng- te, welches der Deutsche auch ziemlich ge- nau befolgte. Er verließ sogar sein altes Ei- genthum und verwies die Küchengewächse aus seinen Prachtgärten. Erst ein Ausländer,
Quin-
Garten fuͤr Deutſchland die Regel war; ich habe oben die Gruͤnde aufgeſucht, wozu ich hier noch beyfuͤge, daß wir viele Gartenfruͤch- te und Blumen aller Art zunaͤchſt aus Ita- lien erhielten: war es alſo ein Wunder, wenn man die Cultur derſelben, und auch oft die Anlage und den Geſchmack in Anſehung der Gaͤrten, zugleich mit ihnen annahm?
Ihm geſellte ſich der Niederlaͤndiſche zu, vorzuͤglich zu Ausgang des ſechzehnten und zu Anfang des ſiebenzehenten Jahrhundertes. Und da in der Mitte des letztern das Anſehen des franzoͤſiſchen Hofs und Geſchmacks, durch die Pracht und die Thaten Ludwigs des vier- zehnten, ſo ſehr ſtieg, ſo hatte dieſes auch Einfluß auf den Gartenbau in Deutſchland. Quinti- nie und Le Notre ſchufen den franzoͤſiſchen Garten, und Deutſchland ehrte dieſe beyden Schoͤpfer gehorſam in ihren Werken. Die Gaͤrten von Verſailles wurden das Muſter aller Prachtgaͤrten der deutſchen Fuͤrſten und Privatperſonen. Le Notre misbrauchte die Baukunſt in dem Gartenbaue; durch ihn kam ſo viel Regelmaͤßigkeit, die endlich durch das Einfoͤrmige ekelhaft ward, hinein. Er kam auch nach Italien, wo die Baukunſt endlich faſt gar die Natur aus den Gaͤrten verdraͤng- te, welches der Deutſche auch ziemlich ge- nau befolgte. Er verließ ſogar ſein altes Ei- genthum und verwies die Kuͤchengewaͤchſe aus ſeinen Prachtgaͤrten. Erſt ein Auslaͤnder,
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Garten fuͤr Deutſchland die Regel war; ich
habe oben die Gruͤnde aufgeſucht, wozu ich
hier noch beyfuͤge, daß wir viele Gartenfruͤch-
te und Blumen aller Art zunaͤchſt aus Ita-
lien erhielten: war es alſo ein Wunder, wenn
man die Cultur derſelben, und auch oft die
Anlage und den Geſchmack in Anſehung der
Gaͤrten, zugleich mit ihnen annahm?
Ihm geſellte ſich der Niederlaͤndiſche zu,
vorzuͤglich zu Ausgang des ſechzehnten und zu
Anfang des ſiebenzehenten Jahrhundertes.
Und da in der Mitte des letztern das Anſehen
des franzoͤſiſchen Hofs und Geſchmacks, durch
die Pracht und die Thaten Ludwigs des vier-
zehnten, ſo ſehr ſtieg, ſo hatte dieſes auch Einfluß
auf den Gartenbau in Deutſchland. Quinti-
nie und Le Notre ſchufen den franzoͤſiſchen
Garten, und Deutſchland ehrte dieſe beyden
Schoͤpfer gehorſam in ihren Werken. Die
Gaͤrten von Verſailles wurden das Muſter
aller Prachtgaͤrten der deutſchen Fuͤrſten und
Privatperſonen. Le Notre misbrauchte die
Baukunſt in dem Gartenbaue; durch ihn kam
ſo viel Regelmaͤßigkeit, die endlich durch das
Einfoͤrmige ekelhaft ward, hinein. Er kam
auch nach Italien, wo die Baukunſt endlich
faſt gar die Natur aus den Gaͤrten verdraͤng-
te, welches der Deutſche auch ziemlich ge-
nau befolgte. Er verließ ſogar ſein altes Ei-
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ſeinen Prachtgaͤrten. Erſt ein Auslaͤnder,
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/71>, abgerufen am 24.11.2024.
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