Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

von selbigem und andern, welche Holz an sich
zu bringen Gelegenheit hätten, solches auf der
Mulde, als einer hiezu eingeräumten freyen
Holzflöße, ungehindert nach Freyberg geflößet
und daselbst verkauft werden sollte, nur mit
dem Zusatze, daß wenn sie die auf Caspar von
Schönbergs Gütern liegenden Wasser dazu zum
Gebrauch nöthig, sie deshalb mit ihm sich be-
sonders zu vergleichen hätten. Doch sollte
der Rath dem Besitzer des Ritterguts Weis-
senborn, wo damals der Flößrechen war, das
Holz ausgezogen und in Schragen gesetzt
ward, als einen Wasserzins zwölf Gulden
jährlich geben, und dem von Schönberg und
andern auf ihren Wässern ebenfalls zu flößen
keine Verhinderung gethan werden. Im
übrigen behielt der Herzog sich vor, diese Holz-
flöße zu allen Zeiten wieder aufzuheben. Es
wurde hierüber eine besondere Urkunde im J.
1537 ausgefertiget, wovon sich in Mollers
freybergischer Chronik Nachricht findet i).
Der Rath zu Freyberg besaß diese Flöße sehr
lange, kaufte in den böhmischen Wäldern nach
und nach eine unsägliche Menge Holz, und
ließ solches in Scheiten nach Weissenborn flös-
sen. Er machte den Anfang dazu im Jahre

1550,
i) Siehe Mollers freybergische Chronik, I Theil
S. 183. II Theil S. 197. Die Urkunde selbst
s. in der Sammlung zur sächsischen Geschichte im
6ten B. S. 258.

von ſelbigem und andern, welche Holz an ſich
zu bringen Gelegenheit haͤtten, ſolches auf der
Mulde, als einer hiezu eingeraͤumten freyen
Holzfloͤße, ungehindert nach Freyberg gefloͤßet
und daſelbſt verkauft werden ſollte, nur mit
dem Zuſatze, daß wenn ſie die auf Caſpar von
Schoͤnbergs Guͤtern liegenden Waſſer dazu zum
Gebrauch noͤthig, ſie deshalb mit ihm ſich be-
ſonders zu vergleichen haͤtten. Doch ſollte
der Rath dem Beſitzer des Ritterguts Weiſ-
ſenborn, wo damals der Floͤßrechen war, das
Holz ausgezogen und in Schragen geſetzt
ward, als einen Waſſerzins zwoͤlf Gulden
jaͤhrlich geben, und dem von Schoͤnberg und
andern auf ihren Waͤſſern ebenfalls zu floͤßen
keine Verhinderung gethan werden. Im
uͤbrigen behielt der Herzog ſich vor, dieſe Holz-
floͤße zu allen Zeiten wieder aufzuheben. Es
wurde hieruͤber eine beſondere Urkunde im J.
1537 ausgefertiget, wovon ſich in Mollers
freybergiſcher Chronik Nachricht findet i).
Der Rath zu Freyberg beſaß dieſe Floͤße ſehr
lange, kaufte in den boͤhmiſchen Waͤldern nach
und nach eine unſaͤgliche Menge Holz, und
ließ ſolches in Scheiten nach Weiſſenborn floͤſ-
ſen. Er machte den Anfang dazu im Jahre

1550,
i) Siehe Mollers freybergiſche Chronik, I Theil
S. 183. II Theil S. 197. Die Urkunde ſelbſt
ſ. in der Sammlung zur ſaͤchſiſchen Geſchichte im
6ten B. S. 258.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0622" n="612"/>
von &#x017F;elbigem und andern, welche Holz an &#x017F;ich<lb/>
zu bringen Gelegenheit ha&#x0364;tten, &#x017F;olches auf der<lb/>
Mulde, als einer hiezu eingera&#x0364;umten freyen<lb/>
Holzflo&#x0364;ße, ungehindert nach Freyberg geflo&#x0364;ßet<lb/>
und da&#x017F;elb&#x017F;t verkauft werden &#x017F;ollte, nur mit<lb/>
dem Zu&#x017F;atze, daß wenn &#x017F;ie die auf Ca&#x017F;par von<lb/>
Scho&#x0364;nbergs Gu&#x0364;tern liegenden Wa&#x017F;&#x017F;er dazu zum<lb/>
Gebrauch no&#x0364;thig, &#x017F;ie deshalb mit ihm &#x017F;ich be-<lb/>
&#x017F;onders zu vergleichen ha&#x0364;tten. Doch &#x017F;ollte<lb/>
der Rath dem Be&#x017F;itzer des Ritterguts Wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enborn, wo damals der Flo&#x0364;ßrechen war, das<lb/>
Holz ausgezogen und in Schragen ge&#x017F;etzt<lb/>
ward, als einen Wa&#x017F;&#x017F;erzins zwo&#x0364;lf Gulden<lb/>
ja&#x0364;hrlich geben, und dem von Scho&#x0364;nberg und<lb/>
andern auf ihren Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern ebenfalls zu flo&#x0364;ßen<lb/>
keine Verhinderung gethan werden. Im<lb/>
u&#x0364;brigen behielt der Herzog &#x017F;ich vor, die&#x017F;e Holz-<lb/>
flo&#x0364;ße zu allen Zeiten wieder aufzuheben. Es<lb/>
wurde hieru&#x0364;ber eine be&#x017F;ondere Urkunde im J.<lb/>
1537 ausgefertiget, wovon &#x017F;ich in Mollers<lb/>
freybergi&#x017F;cher Chronik Nachricht findet <note place="foot" n="i)">Siehe Mollers freybergi&#x017F;che Chronik, <hi rendition="#aq">I</hi> Theil<lb/>
S. 183. <hi rendition="#aq">II</hi> Theil S. 197. Die Urkunde &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;. in der Sammlung zur &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Ge&#x017F;chichte im<lb/>
6ten B. S. 258.</note>.<lb/>
Der Rath zu Freyberg be&#x017F;aß die&#x017F;e Flo&#x0364;ße &#x017F;ehr<lb/>
lange, kaufte in den bo&#x0364;hmi&#x017F;chen Wa&#x0364;ldern nach<lb/>
und nach eine un&#x017F;a&#x0364;gliche Menge Holz, und<lb/>
ließ &#x017F;olches in Scheiten nach Wei&#x017F;&#x017F;enborn flo&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Er machte den Anfang dazu im Jahre<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">1550,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[612/0622] von ſelbigem und andern, welche Holz an ſich zu bringen Gelegenheit haͤtten, ſolches auf der Mulde, als einer hiezu eingeraͤumten freyen Holzfloͤße, ungehindert nach Freyberg gefloͤßet und daſelbſt verkauft werden ſollte, nur mit dem Zuſatze, daß wenn ſie die auf Caſpar von Schoͤnbergs Guͤtern liegenden Waſſer dazu zum Gebrauch noͤthig, ſie deshalb mit ihm ſich be- ſonders zu vergleichen haͤtten. Doch ſollte der Rath dem Beſitzer des Ritterguts Weiſ- ſenborn, wo damals der Floͤßrechen war, das Holz ausgezogen und in Schragen geſetzt ward, als einen Waſſerzins zwoͤlf Gulden jaͤhrlich geben, und dem von Schoͤnberg und andern auf ihren Waͤſſern ebenfalls zu floͤßen keine Verhinderung gethan werden. Im uͤbrigen behielt der Herzog ſich vor, dieſe Holz- floͤße zu allen Zeiten wieder aufzuheben. Es wurde hieruͤber eine beſondere Urkunde im J. 1537 ausgefertiget, wovon ſich in Mollers freybergiſcher Chronik Nachricht findet i). Der Rath zu Freyberg beſaß dieſe Floͤße ſehr lange, kaufte in den boͤhmiſchen Waͤldern nach und nach eine unſaͤgliche Menge Holz, und ließ ſolches in Scheiten nach Weiſſenborn floͤſ- ſen. Er machte den Anfang dazu im Jahre 1550, i) Siehe Mollers freybergiſche Chronik, I Theil S. 183. II Theil S. 197. Die Urkunde ſelbſt ſ. in der Sammlung zur ſaͤchſiſchen Geſchichte im 6ten B. S. 258.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/622
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/622>, abgerufen am 22.11.2024.