Floßteich. Die Hölzer werden auf dem neuen Graben eingeworfen, und gehen von da auf Holzhau, Rechenberg, Clausnitz und Lichten- berg. An letzterm Orte ist ein Teich, welcher in die Mulde geschlagen werden kann, und halb vom Rathe zu Freyberg, halb aus der Floßkasse erhalten wird. Uebrigens flößt sie die Hölzer nur bis nach Freyberg, und auch nur im Frühjahre bey hoher Fluth. Die frey- bergische Muldenflöße wurde hauptsächlich zum Behuf der Schmelzhütten angelegt, und sodann auch zum Bedürfniß der Stadt und des darinnen vor Alters stark betriebenen Bier- brauens; nachdem die in Freyberg angegange- nen Bergwerke die umher liegenden Waldun- gen theils ganz abgetrieben, theils sehr dünne gemacht.
Hanz Münzer stellte sie zuerst an im Jahre 1438, wo auch zum erstenmale geflößet wur- de; weiter weiß man von ihren Schicksalen in diesem Jahrhunderte nichts. Es scheint, daß sie in etwas verfallen sey, wie aus dem folgenden erhellet. Es stellte nämlich Herzog Georg die zur Mulde führenden, und wahr- scheinlich aus Nachläßigkeit verfallenen Floß- graben wiederum her, und kaufte von Casparn von Schönberg zu Purschenstein einen Holz- raum auf dreyzehn Jahre. Hierauf überließ Herzog Georg das erkaufte Holz mit dem Rech- te, solches zu flößen, dem Rathe zu Freyberg gänzlich, mit der besondern Nachlassung, daß
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Floßteich. Die Hoͤlzer werden auf dem neuen Graben eingeworfen, und gehen von da auf Holzhau, Rechenberg, Clausnitz und Lichten- berg. An letzterm Orte iſt ein Teich, welcher in die Mulde geſchlagen werden kann, und halb vom Rathe zu Freyberg, halb aus der Floßkaſſe erhalten wird. Uebrigens floͤßt ſie die Hoͤlzer nur bis nach Freyberg, und auch nur im Fruͤhjahre bey hoher Fluth. Die frey- bergiſche Muldenfloͤße wurde hauptſaͤchlich zum Behuf der Schmelzhuͤtten angelegt, und ſodann auch zum Beduͤrfniß der Stadt und des darinnen vor Alters ſtark betriebenen Bier- brauens; nachdem die in Freyberg angegange- nen Bergwerke die umher liegenden Waldun- gen theils ganz abgetrieben, theils ſehr duͤnne gemacht.
Hanz Muͤnzer ſtellte ſie zuerſt an im Jahre 1438, wo auch zum erſtenmale gefloͤßet wur- de; weiter weiß man von ihren Schickſalen in dieſem Jahrhunderte nichts. Es ſcheint, daß ſie in etwas verfallen ſey, wie aus dem folgenden erhellet. Es ſtellte naͤmlich Herzog Georg die zur Mulde fuͤhrenden, und wahr- ſcheinlich aus Nachlaͤßigkeit verfallenen Floß- graben wiederum her, und kaufte von Caſparn von Schoͤnberg zu Purſchenſtein einen Holz- raum auf dreyzehn Jahre. Hierauf uͤberließ Herzog Georg das erkaufte Holz mit dem Rech- te, ſolches zu floͤßen, dem Rathe zu Freyberg gaͤnzlich, mit der beſondern Nachlaſſung, daß
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Floßteich. Die Hoͤlzer werden auf dem neuen
Graben eingeworfen, und gehen von da auf
Holzhau, Rechenberg, Clausnitz und Lichten-
berg. An letzterm Orte iſt ein Teich, welcher
in die Mulde geſchlagen werden kann, und
halb vom Rathe zu Freyberg, halb aus der
Floßkaſſe erhalten wird. Uebrigens floͤßt ſie
die Hoͤlzer nur bis nach Freyberg, und auch
nur im Fruͤhjahre bey hoher Fluth. Die frey-
bergiſche Muldenfloͤße wurde hauptſaͤchlich
zum Behuf der Schmelzhuͤtten angelegt, und
ſodann auch zum Beduͤrfniß der Stadt und
des darinnen vor Alters ſtark betriebenen Bier-
brauens; nachdem die in Freyberg angegange-
nen Bergwerke die umher liegenden Waldun-
gen theils ganz abgetrieben, theils ſehr duͤnne
gemacht.
Hanz Muͤnzer ſtellte ſie zuerſt an im Jahre
1438, wo auch zum erſtenmale gefloͤßet wur-
de; weiter weiß man von ihren Schickſalen
in dieſem Jahrhunderte nichts. Es ſcheint,
daß ſie in etwas verfallen ſey, wie aus dem
folgenden erhellet. Es ſtellte naͤmlich Herzog
Georg die zur Mulde fuͤhrenden, und wahr-
ſcheinlich aus Nachlaͤßigkeit verfallenen Floß-
graben wiederum her, und kaufte von Caſparn
von Schoͤnberg zu Purſchenſtein einen Holz-
raum auf dreyzehn Jahre. Hierauf uͤberließ
Herzog Georg das erkaufte Holz mit dem Rech-
te, ſolches zu floͤßen, dem Rathe zu Freyberg
gaͤnzlich, mit der beſondern Nachlaſſung, daß
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/621>, abgerufen am 22.11.2024.
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