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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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Elster ist fast bis zum Ueberfluß angewachsen,
und an vielen Orten der Grund des Flusses
damit gleichsam übersäet. Der Perlenfang
dauert den Sommer über 16 bis 18 Wochen,
binnen welcher Zeit der Perlensucher die reifen
Perlen aufsuchen und finden muß. Die Bäche
um den Elsterfluß, in welchem sich die Mu-
scheln finden, sind daher in zehn Theile oder
Gegenden eingetheilt, davon der Perlensucher
jedes Jahr eine Gegend durchfischt, und täg-
lich einen besondern Ort oder Tümpel vor-
nimmt, damit also, wenn er herumkömmt,
sich jedesmal reife Stücken finden.

In kalten und regnerischen Jahren ist die
Lieferung gering, weil er wegen Kälte und an-
gelaufenem Wasser weniger in die Flüsse kann.
Die Muscheln, so im seichten Grunde liegen,
kann der Perlensucher mit mäßigem Waden
in dem Wasser erlangen. Dieses ist sonder-
lich der Fall an den Elsterufern und in den
Mühlbächen, welche die Müller und Eigen-
thumsherren, vermöge einer Verordnung vom
J. 1680, nach des Perlensuchers Verlangen
ablaufen zu lassen angehalten worden sind.
Ja selbige sammt der 1701 erfolgten Wieder-
holung verlangt sogar, daß man durchgehends
dasjenige, was dem Perlensucher schädlich ist,
abstellen, und ihn auf alle Weise beförderlich
seyn solle. Die Obrigkeiten jedes Orts müs-
sen ihm auf sein Verlangen beyspringen, und

man
O o 2

Elſter iſt faſt bis zum Ueberfluß angewachſen,
und an vielen Orten der Grund des Fluſſes
damit gleichſam uͤberſaͤet. Der Perlenfang
dauert den Sommer uͤber 16 bis 18 Wochen,
binnen welcher Zeit der Perlenſucher die reifen
Perlen aufſuchen und finden muß. Die Baͤche
um den Elſterfluß, in welchem ſich die Mu-
ſcheln finden, ſind daher in zehn Theile oder
Gegenden eingetheilt, davon der Perlenſucher
jedes Jahr eine Gegend durchfiſcht, und taͤg-
lich einen beſondern Ort oder Tuͤmpel vor-
nimmt, damit alſo, wenn er herumkoͤmmt,
ſich jedesmal reife Stuͤcken finden.

In kalten und regneriſchen Jahren iſt die
Lieferung gering, weil er wegen Kaͤlte und an-
gelaufenem Waſſer weniger in die Fluͤſſe kann.
Die Muſcheln, ſo im ſeichten Grunde liegen,
kann der Perlenſucher mit maͤßigem Waden
in dem Waſſer erlangen. Dieſes iſt ſonder-
lich der Fall an den Elſterufern und in den
Muͤhlbaͤchen, welche die Muͤller und Eigen-
thumsherren, vermoͤge einer Verordnung vom
J. 1680, nach des Perlenſuchers Verlangen
ablaufen zu laſſen angehalten worden ſind.
Ja ſelbige ſammt der 1701 erfolgten Wieder-
holung verlangt ſogar, daß man durchgehends
dasjenige, was dem Perlenſucher ſchaͤdlich iſt,
abſtellen, und ihn auf alle Weiſe befoͤrderlich
ſeyn ſolle. Die Obrigkeiten jedes Orts muͤſ-
ſen ihm auf ſein Verlangen beyſpringen, und

man
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[579/0589] Elſter iſt faſt bis zum Ueberfluß angewachſen, und an vielen Orten der Grund des Fluſſes damit gleichſam uͤberſaͤet. Der Perlenfang dauert den Sommer uͤber 16 bis 18 Wochen, binnen welcher Zeit der Perlenſucher die reifen Perlen aufſuchen und finden muß. Die Baͤche um den Elſterfluß, in welchem ſich die Mu- ſcheln finden, ſind daher in zehn Theile oder Gegenden eingetheilt, davon der Perlenſucher jedes Jahr eine Gegend durchfiſcht, und taͤg- lich einen beſondern Ort oder Tuͤmpel vor- nimmt, damit alſo, wenn er herumkoͤmmt, ſich jedesmal reife Stuͤcken finden. In kalten und regneriſchen Jahren iſt die Lieferung gering, weil er wegen Kaͤlte und an- gelaufenem Waſſer weniger in die Fluͤſſe kann. Die Muſcheln, ſo im ſeichten Grunde liegen, kann der Perlenſucher mit maͤßigem Waden in dem Waſſer erlangen. Dieſes iſt ſonder- lich der Fall an den Elſterufern und in den Muͤhlbaͤchen, welche die Muͤller und Eigen- thumsherren, vermoͤge einer Verordnung vom J. 1680, nach des Perlenſuchers Verlangen ablaufen zu laſſen angehalten worden ſind. Ja ſelbige ſammt der 1701 erfolgten Wieder- holung verlangt ſogar, daß man durchgehends dasjenige, was dem Perlenſucher ſchaͤdlich iſt, abſtellen, und ihn auf alle Weiſe befoͤrderlich ſeyn ſolle. Die Obrigkeiten jedes Orts muͤſ- ſen ihm auf ſein Verlangen beyſpringen, und man O o 2

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/589>, abgerufen am 23.06.2024.