Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Karpen in die Streckteiche, wo sie aufs Er-
strecken oder Gewüchse stehen. Hier blieben
sie zwey Jahre stehen, und kamen sodann in
die großen Teiche aufs Gewüchs, wie sie es
nennten, oder zum Auswachsen. Die An-
zahl des erstreckten zweyjährigen Saamens, den
sie in die Teiche versetzten, richtete sich nach
den Umständen der Teiche und den Landes-
brauch. Werden ihrer zu viel eingesetzt, so
wachsen sie nicht gut.

Ein anderes Maaß hatte man hierinnen
in der Schweiz, ein anderes in Meißen, ein
anderes die Märker, Mecklenburger, Pom-
merer, ein anderes die Seestädte, ein anderes
die Böhmer, Schlesier, Ungarn und Oestrei-
cher q). In der Mark setzte man auf einen
Morgen drey Schock Karpen, Speisefische 5
Schock; andere setzten in sehr großen Seen
auf einen Morgen 20 Schock. In Meißen
setzte man auf einen Acker zwey oder dritte-
halb, auch wohl drey Schock; der Acker war
damals in Meißen, wie Coler angiebt, 5
Ruthen breit und 60 Ruthen lang.

In den Satzteichen blieben nun die Kar-
pen zu 3 und 4 Jahren stehen, ehe man sie
fischte. Man sonderte Hechte und Karpen
von einander ab, und ließ sie nie beysammen.
Man hatte auch besondere Hälter oder Küchen-
teiche, um darinnen die Karpen fett zu ma-

chen.
q) S. Coler l. c. p. 442.

Karpen in die Streckteiche, wo ſie aufs Er-
ſtrecken oder Gewuͤchſe ſtehen. Hier blieben
ſie zwey Jahre ſtehen, und kamen ſodann in
die großen Teiche aufs Gewuͤchs, wie ſie es
nennten, oder zum Auswachſen. Die An-
zahl des erſtreckten zweyjaͤhrigen Saamens, den
ſie in die Teiche verſetzten, richtete ſich nach
den Umſtaͤnden der Teiche und den Landes-
brauch. Werden ihrer zu viel eingeſetzt, ſo
wachſen ſie nicht gut.

Ein anderes Maaß hatte man hierinnen
in der Schweiz, ein anderes in Meißen, ein
anderes die Maͤrker, Mecklenburger, Pom-
merer, ein anderes die Seeſtaͤdte, ein anderes
die Boͤhmer, Schleſier, Ungarn und Oeſtrei-
cher q). In der Mark ſetzte man auf einen
Morgen drey Schock Karpen, Speiſefiſche 5
Schock; andere ſetzten in ſehr großen Seen
auf einen Morgen 20 Schock. In Meißen
ſetzte man auf einen Acker zwey oder dritte-
halb, auch wohl drey Schock; der Acker war
damals in Meißen, wie Coler angiebt, 5
Ruthen breit und 60 Ruthen lang.

In den Satzteichen blieben nun die Kar-
pen zu 3 und 4 Jahren ſtehen, ehe man ſie
fiſchte. Man ſonderte Hechte und Karpen
von einander ab, und ließ ſie nie beyſammen.
Man hatte auch beſondere Haͤlter oder Kuͤchen-
teiche, um darinnen die Karpen fett zu ma-

chen.
q) S. Coler l. c. p. 442.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0533" n="523"/>
Karpen in die Streckteiche, wo &#x017F;ie aufs Er-<lb/>
&#x017F;trecken oder Gewu&#x0364;ch&#x017F;e &#x017F;tehen. Hier blieben<lb/>
&#x017F;ie zwey Jahre &#x017F;tehen, und kamen &#x017F;odann in<lb/>
die großen Teiche aufs Gewu&#x0364;chs, wie &#x017F;ie es<lb/>
nennten, oder zum Auswach&#x017F;en. Die An-<lb/>
zahl des er&#x017F;treckten zweyja&#x0364;hrigen Saamens, den<lb/>
&#x017F;ie in die Teiche ver&#x017F;etzten, richtete &#x017F;ich nach<lb/>
den Um&#x017F;ta&#x0364;nden der Teiche und den Landes-<lb/>
brauch. Werden ihrer zu viel einge&#x017F;etzt, &#x017F;o<lb/>
wach&#x017F;en &#x017F;ie nicht gut.</p><lb/>
          <p>Ein anderes Maaß hatte man hierinnen<lb/>
in der Schweiz, ein anderes in Meißen, ein<lb/>
anderes die Ma&#x0364;rker, Mecklenburger, Pom-<lb/>
merer, ein anderes die See&#x017F;ta&#x0364;dte, ein anderes<lb/>
die Bo&#x0364;hmer, Schle&#x017F;ier, Ungarn und Oe&#x017F;trei-<lb/>
cher <note place="foot" n="q)">S. Coler <hi rendition="#aq">l. c. p.</hi> 442.</note>. In der Mark &#x017F;etzte man auf einen<lb/>
Morgen drey Schock Karpen, Spei&#x017F;efi&#x017F;che 5<lb/>
Schock; andere &#x017F;etzten in &#x017F;ehr großen Seen<lb/>
auf einen Morgen 20 Schock. In Meißen<lb/>
&#x017F;etzte man auf einen Acker zwey oder dritte-<lb/>
halb, auch wohl drey Schock; der Acker war<lb/>
damals in Meißen, wie Coler angiebt, 5<lb/>
Ruthen breit und 60 Ruthen lang.</p><lb/>
          <p>In den Satzteichen blieben nun die Kar-<lb/>
pen zu 3 und 4 Jahren &#x017F;tehen, ehe man &#x017F;ie<lb/>
fi&#x017F;chte. Man &#x017F;onderte Hechte und Karpen<lb/>
von einander ab, und ließ &#x017F;ie nie bey&#x017F;ammen.<lb/>
Man hatte auch be&#x017F;ondere Ha&#x0364;lter oder Ku&#x0364;chen-<lb/>
teiche, um darinnen die Karpen fett zu ma-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[523/0533] Karpen in die Streckteiche, wo ſie aufs Er- ſtrecken oder Gewuͤchſe ſtehen. Hier blieben ſie zwey Jahre ſtehen, und kamen ſodann in die großen Teiche aufs Gewuͤchs, wie ſie es nennten, oder zum Auswachſen. Die An- zahl des erſtreckten zweyjaͤhrigen Saamens, den ſie in die Teiche verſetzten, richtete ſich nach den Umſtaͤnden der Teiche und den Landes- brauch. Werden ihrer zu viel eingeſetzt, ſo wachſen ſie nicht gut. Ein anderes Maaß hatte man hierinnen in der Schweiz, ein anderes in Meißen, ein anderes die Maͤrker, Mecklenburger, Pom- merer, ein anderes die Seeſtaͤdte, ein anderes die Boͤhmer, Schleſier, Ungarn und Oeſtrei- cher q). In der Mark ſetzte man auf einen Morgen drey Schock Karpen, Speiſefiſche 5 Schock; andere ſetzten in ſehr großen Seen auf einen Morgen 20 Schock. In Meißen ſetzte man auf einen Acker zwey oder dritte- halb, auch wohl drey Schock; der Acker war damals in Meißen, wie Coler angiebt, 5 Ruthen breit und 60 Ruthen lang. In den Satzteichen blieben nun die Kar- pen zu 3 und 4 Jahren ſtehen, ehe man ſie fiſchte. Man ſonderte Hechte und Karpen von einander ab, und ließ ſie nie beyſammen. Man hatte auch beſondere Haͤlter oder Kuͤchen- teiche, um darinnen die Karpen fett zu ma- chen. q) S. Coler l. c. p. 442.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/533
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/533>, abgerufen am 20.05.2024.