Bäuchen und bleichen Floßfedern. Sie kann- ten die 3 Arten von Teichen, die zu einer voll- kommenen Fischerey gehören, nämlich Streich- oder Leich-, Streck- und Satzteiche. In den Streichteichen machten sie besondere Kar- pennester, machten die Streichteiche klein und nicht gar tief; diese Karpennester bestanden aus 6 bis 8 Stäben, in einen kleinen Umfang gesetzt und mit einem Zaune durchflochten, hierein setzten sie einen Karpen männlichen Ge- schlechts und ein Weiben, ließen sie einen Tag lang bey niedrigem Wasser so beysammen ge- wohnen, und ließen sodann mehr Wasser zu, daß sie nun aus- und einschwimmen konnten. Man ließ die alten und den Saamen das erste Jahr beysammen, erst im zweyten Jahre wur- den sie versetzt. Man hatte gemeiniglich bey großen Teichen zwey kleine Streichteiche, in jeden setzte man 15 Streichkarpen, so daß allemal zwey Rögner gegen einen Milchner ge- rechnet wurden. Um ein Wasser bequem mit Leich oder Brut zu besetzen, hatte man eine sehr bequeme Art. Man band eine von Erde gereinigte Weidenwurzel an einen Pfahl, stieß diesen in dem Boden fest ein, so strichen die Fische in dem Teiche ihren Leich daran. Diesen Pfahl nahm man sodann, ehe die Sonne den Leich bescheinen konnte, (denn sonst brütet sie ihn in 12 bis 14 Tagen aus,) und trug ihn in das zu besetzende Was- ser. Aus den Streichteichen kam der junge
Kar-
Baͤuchen und bleichen Floßfedern. Sie kann- ten die 3 Arten von Teichen, die zu einer voll- kommenen Fiſcherey gehoͤren, naͤmlich Streich- oder Leich-, Streck- und Satzteiche. In den Streichteichen machten ſie beſondere Kar- penneſter, machten die Streichteiche klein und nicht gar tief; dieſe Karpenneſter beſtanden aus 6 bis 8 Staͤben, in einen kleinen Umfang geſetzt und mit einem Zaune durchflochten, hierein ſetzten ſie einen Karpen maͤnnlichen Ge- ſchlechts und ein Weiben, ließen ſie einen Tag lang bey niedrigem Waſſer ſo beyſammen ge- wohnen, und ließen ſodann mehr Waſſer zu, daß ſie nun aus- und einſchwimmen konnten. Man ließ die alten und den Saamen das erſte Jahr beyſammen, erſt im zweyten Jahre wur- den ſie verſetzt. Man hatte gemeiniglich bey großen Teichen zwey kleine Streichteiche, in jeden ſetzte man 15 Streichkarpen, ſo daß allemal zwey Roͤgner gegen einen Milchner ge- rechnet wurden. Um ein Waſſer bequem mit Leich oder Brut zu beſetzen, hatte man eine ſehr bequeme Art. Man band eine von Erde gereinigte Weidenwurzel an einen Pfahl, ſtieß dieſen in dem Boden feſt ein, ſo ſtrichen die Fiſche in dem Teiche ihren Leich daran. Dieſen Pfahl nahm man ſodann, ehe die Sonne den Leich beſcheinen konnte, (denn ſonſt bruͤtet ſie ihn in 12 bis 14 Tagen aus,) und trug ihn in das zu beſetzende Waſ- ſer. Aus den Streichteichen kam der junge
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Baͤuchen und bleichen Floßfedern. Sie kann-
ten die 3 Arten von Teichen, die zu einer voll-
kommenen Fiſcherey gehoͤren, naͤmlich Streich-
oder Leich-, Streck- und Satzteiche. In
den Streichteichen machten ſie beſondere Kar-
penneſter, machten die Streichteiche klein und
nicht gar tief; dieſe Karpenneſter beſtanden
aus 6 bis 8 Staͤben, in einen kleinen Umfang
geſetzt und mit einem Zaune durchflochten,
hierein ſetzten ſie einen Karpen maͤnnlichen Ge-
ſchlechts und ein Weiben, ließen ſie einen Tag
lang bey niedrigem Waſſer ſo beyſammen ge-
wohnen, und ließen ſodann mehr Waſſer zu,
daß ſie nun aus- und einſchwimmen konnten.
Man ließ die alten und den Saamen das erſte
Jahr beyſammen, erſt im zweyten Jahre wur-
den ſie verſetzt. Man hatte gemeiniglich bey
großen Teichen zwey kleine Streichteiche, in
jeden ſetzte man 15 Streichkarpen, ſo daß
allemal zwey Roͤgner gegen einen Milchner ge-
rechnet wurden. Um ein Waſſer bequem
mit Leich oder Brut zu beſetzen, hatte man
eine ſehr bequeme Art. Man band eine von
Erde gereinigte Weidenwurzel an einen
Pfahl, ſtieß dieſen in dem Boden feſt ein, ſo
ſtrichen die Fiſche in dem Teiche ihren Leich
daran. Dieſen Pfahl nahm man ſodann,
ehe die Sonne den Leich beſcheinen konnte,
(denn ſonſt bruͤtet ſie ihn in 12 bis 14 Tagen
aus,) und trug ihn in das zu beſetzende Waſ-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/532>, abgerufen am 23.11.2024.
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