zeitige Reife zu geben. Eine Kunst, die über- haupt erst im diesem Jahrhunderte mehr in Gang gekommen zu seyn scheint, da sie vor- her der Aberglaube, der einst den Albertus M[a]gnus wegen seines Gartens im Winter verfolgte, zu sehr drückte und zurück hielt.
Die übertriebene Liebhaberey an Blumen, und an dem gekünstelten und spielenden Ge- schmack in den Gärten, war sonderlich durch die Holländer nach Deutschland gekommen. Durch sie kamen in die deutschen Gärten die Pfauen von Taxus und andere Thiergestalten, so wie der chinesische Putz von Porzelan, Grot- ten und ähnlichen Verzierungen. Und da die Natur bey ihnen verschwenderisch mit Wasser war, so ahmten sie dieselbe auch in ihren Gär- ten nach; dadurch auch die häufigen Teiche in die deutschen Gärten kamen.
Was die Literargeschichte der Gartenkunst im 17ten Jahrhunderte betrifft, so hatten die Deutschen bis in die Mitte dieses Jahrhun- dertes kein eigentliches Originalwerk über den Gartenbau. Denn, was sie hatten, war ent- weder bloße Uebersetzung der griechischen und römischen Schriftsteller und des Crescen- tius, oder es waren bloß Auszüge aus jenen; das Wichtigste war noch Coler in seinem Ca- lendario und in dem Hausbuche. Noch er- schien in dem Jahre 1634 P. Laurenbergii horticultura, Francof. ad Moen. 4to, und eben desselben apparatus plantarius, 1654 4. Auch
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zeitige Reife zu geben. Eine Kunſt, die uͤber- haupt erſt im dieſem Jahrhunderte mehr in Gang gekommen zu ſeyn ſcheint, da ſie vor- her der Aberglaube, der einſt den Albertus M[a]gnus wegen ſeines Gartens im Winter verfolgte, zu ſehr druͤckte und zuruͤck hielt.
Die uͤbertriebene Liebhaberey an Blumen, und an dem gekuͤnſtelten und ſpielenden Ge- ſchmack in den Gaͤrten, war ſonderlich durch die Hollaͤnder nach Deutſchland gekommen. Durch ſie kamen in die deutſchen Gaͤrten die Pfauen von Taxus und andere Thiergeſtalten, ſo wie der chineſiſche Putz von Porzelan, Grot- ten und aͤhnlichen Verzierungen. Und da die Natur bey ihnen verſchwenderiſch mit Waſſer war, ſo ahmten ſie dieſelbe auch in ihren Gaͤr- ten nach; dadurch auch die haͤufigen Teiche in die deutſchen Gaͤrten kamen.
Was die Literargeſchichte der Gartenkunſt im 17ten Jahrhunderte betrifft, ſo hatten die Deutſchen bis in die Mitte dieſes Jahrhun- dertes kein eigentliches Originalwerk uͤber den Gartenbau. Denn, was ſie hatten, war ent- weder bloße Ueberſetzung der griechiſchen und roͤmiſchen Schriftſteller und des Creſcen- tius, oder es waren bloß Auszuͤge aus jenen; das Wichtigſte war noch Coler in ſeinem Ca- lendario und in dem Hausbuche. Noch er- ſchien in dem Jahre 1634 P. Laurenbergii horticultura, Francof. ad Moen. 4to, und eben deſſelben apparatus plantarius, 1654 4. Auch
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zeitige Reife zu geben. Eine Kunſt, die uͤber-
haupt erſt im dieſem Jahrhunderte mehr in
Gang gekommen zu ſeyn ſcheint, da ſie vor-
her der Aberglaube, der einſt den Albertus
Magnus wegen ſeines Gartens im Winter
verfolgte, zu ſehr druͤckte und zuruͤck hielt.
Die uͤbertriebene Liebhaberey an Blumen,
und an dem gekuͤnſtelten und ſpielenden Ge-
ſchmack in den Gaͤrten, war ſonderlich durch
die Hollaͤnder nach Deutſchland gekommen.
Durch ſie kamen in die deutſchen Gaͤrten die
Pfauen von Taxus und andere Thiergeſtalten,
ſo wie der chineſiſche Putz von Porzelan, Grot-
ten und aͤhnlichen Verzierungen. Und da die
Natur bey ihnen verſchwenderiſch mit Waſſer
war, ſo ahmten ſie dieſelbe auch in ihren Gaͤr-
ten nach; dadurch auch die haͤufigen Teiche in
die deutſchen Gaͤrten kamen.
Was die Literargeſchichte der Gartenkunſt
im 17ten Jahrhunderte betrifft, ſo hatten die
Deutſchen bis in die Mitte dieſes Jahrhun-
dertes kein eigentliches Originalwerk uͤber den
Gartenbau. Denn, was ſie hatten, war ent-
weder bloße Ueberſetzung der griechiſchen und
roͤmiſchen Schriftſteller und des Creſcen-
tius, oder es waren bloß Auszuͤge aus jenen;
das Wichtigſte war noch Coler in ſeinem Ca-
lendario und in dem Hausbuche. Noch er-
ſchien in dem Jahre 1634 P. Laurenbergii
horticultura, Francof. ad Moen. 4to, und eben
deſſelben apparatus plantarius, 1654 4. Auch
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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