Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

behalfen sie sich mit Uebersetzungen der Werke
anderer Nationen. Kaum war der in Frank-
reich 1651 zuerst erschienene Jardinier Fran-
cois
in Deutschland bekannt, so wurde der-
selbe auch übersetzt, und war damals das all-
gemeine Handbuch der Gartenfreunde in
Deutschland; die Uebersetzung erschien zuerst
1665, nachdem in Paris schon die 8te Aufla-
ge von diesem berühmten Werke gemacht war;
da aber dieselbe nach einer der erstern Auflagen
gemacht ist, so ist sie nicht so vollständig, als sie
seyn würde, wenn sie nach der achten verferti-
get wäre.

Und ungeachtet hierdurch sowohl die Ar-
beit selbst viel verloren, als auch die Ueber-
setzung schlecht ist, so erhielt sie doch damals
viele Auflagen, welches ein Beweis für die
Liebhaberey der damaligen Zeiten von dem
Gartenwesen ist. Der Uebersetzer scheint die
Pflanzen weder dem Namen noch der Beschaf-
fenheit nach gekannt zu haben. Es wurde
noch in diesem Jahrhunderte mit andern den
Gartenbau betreffenden Schriften übersetzt q).


Des
q) Die vollständigste Nachricht giebt H. Lüder in
den Gartenbriefen 3 B. S. 379 unter folgendem
Titel: Der über 12 Monate des Jahres ver-
ständige Gartenmeister, so da lehret und unter-
weiset, wie Bäume, Kräuter und Blumen-
gärten auf das beste zu bestanzen und zu besaa-
men etc. Anfangs in der holländischen Sprache
beschrieben von P. von Aengeln, anitzt aber we-
gen

behalfen ſie ſich mit Ueberſetzungen der Werke
anderer Nationen. Kaum war der in Frank-
reich 1651 zuerſt erſchienene Jardinier Fran-
çois
in Deutſchland bekannt, ſo wurde der-
ſelbe auch uͤberſetzt, und war damals das all-
gemeine Handbuch der Gartenfreunde in
Deutſchland; die Ueberſetzung erſchien zuerſt
1665, nachdem in Paris ſchon die 8te Aufla-
ge von dieſem beruͤhmten Werke gemacht war;
da aber dieſelbe nach einer der erſtern Auflagen
gemacht iſt, ſo iſt ſie nicht ſo vollſtaͤndig, als ſie
ſeyn wuͤrde, wenn ſie nach der achten verferti-
get waͤre.

Und ungeachtet hierdurch ſowohl die Ar-
beit ſelbſt viel verloren, als auch die Ueber-
ſetzung ſchlecht iſt, ſo erhielt ſie doch damals
viele Auflagen, welches ein Beweis fuͤr die
Liebhaberey der damaligen Zeiten von dem
Gartenweſen iſt. Der Ueberſetzer ſcheint die
Pflanzen weder dem Namen noch der Beſchaf-
fenheit nach gekannt zu haben. Es wurde
noch in dieſem Jahrhunderte mit andern den
Gartenbau betreffenden Schriften uͤberſetzt q).


Des
q) Die vollſtaͤndigſte Nachricht giebt H. Luͤder in
den Gartenbriefen 3 B. S. 379 unter folgendem
Titel: Der uͤber 12 Monate des Jahres ver-
ſtaͤndige Gartenmeiſter, ſo da lehret und unter-
weiſet, wie Baͤume, Kraͤuter und Blumen-
gaͤrten auf das beſte zu beſtanzen und zu beſaa-
men ꝛc. Anfangs in der hollaͤndiſchen Sprache
beſchrieben von P. von Aengeln, anitzt aber we-
gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0053" n="43"/>
behalfen &#x017F;ie &#x017F;ich mit Ueber&#x017F;etzungen der Werke<lb/>
anderer Nationen. Kaum war der in Frank-<lb/>
reich 1651 zuer&#x017F;t er&#x017F;chienene <hi rendition="#aq">Jardinier Fran-<lb/>
çois</hi> in Deut&#x017F;chland bekannt, &#x017F;o wurde der-<lb/>
&#x017F;elbe auch u&#x0364;ber&#x017F;etzt, und war damals das all-<lb/>
gemeine Handbuch der Gartenfreunde in<lb/>
Deut&#x017F;chland; die Ueber&#x017F;etzung er&#x017F;chien zuer&#x017F;t<lb/>
1665, nachdem in Paris &#x017F;chon die 8te Aufla-<lb/>
ge von die&#x017F;em beru&#x0364;hmten Werke gemacht war;<lb/>
da aber die&#x017F;elbe nach einer der er&#x017F;tern Auflagen<lb/>
gemacht i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie nicht &#x017F;o voll&#x017F;ta&#x0364;ndig, als &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;eyn wu&#x0364;rde, wenn &#x017F;ie nach der achten verferti-<lb/>
get wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Und ungeachtet hierdurch &#x017F;owohl die Ar-<lb/>
beit &#x017F;elb&#x017F;t viel verloren, als auch die Ueber-<lb/>
&#x017F;etzung &#x017F;chlecht i&#x017F;t, &#x017F;o erhielt &#x017F;ie doch damals<lb/>
viele Auflagen, welches ein Beweis fu&#x0364;r die<lb/>
Liebhaberey der damaligen Zeiten von dem<lb/>
Gartenwe&#x017F;en i&#x017F;t. Der Ueber&#x017F;etzer &#x017F;cheint die<lb/>
Pflanzen weder dem Namen noch der Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit nach gekannt zu haben. Es wurde<lb/>
noch in die&#x017F;em Jahrhunderte mit andern den<lb/>
Gartenbau betreffenden Schriften u&#x0364;ber&#x017F;etzt <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="q)">Die voll&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;te Nachricht giebt H. Lu&#x0364;der in<lb/>
den Gartenbriefen 3 B. S. 379 unter folgendem<lb/>
Titel: Der u&#x0364;ber 12 Monate des Jahres ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige Gartenmei&#x017F;ter, &#x017F;o da lehret und unter-<lb/>
wei&#x017F;et, wie Ba&#x0364;ume, Kra&#x0364;uter und Blumen-<lb/>
ga&#x0364;rten auf das be&#x017F;te zu be&#x017F;tanzen und zu be&#x017F;aa-<lb/>
men &#xA75B;c. Anfangs in der holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Sprache<lb/>
be&#x017F;chrieben von P. von Aengeln, anitzt aber we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw></note>.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0053] behalfen ſie ſich mit Ueberſetzungen der Werke anderer Nationen. Kaum war der in Frank- reich 1651 zuerſt erſchienene Jardinier Fran- çois in Deutſchland bekannt, ſo wurde der- ſelbe auch uͤberſetzt, und war damals das all- gemeine Handbuch der Gartenfreunde in Deutſchland; die Ueberſetzung erſchien zuerſt 1665, nachdem in Paris ſchon die 8te Aufla- ge von dieſem beruͤhmten Werke gemacht war; da aber dieſelbe nach einer der erſtern Auflagen gemacht iſt, ſo iſt ſie nicht ſo vollſtaͤndig, als ſie ſeyn wuͤrde, wenn ſie nach der achten verferti- get waͤre. Und ungeachtet hierdurch ſowohl die Ar- beit ſelbſt viel verloren, als auch die Ueber- ſetzung ſchlecht iſt, ſo erhielt ſie doch damals viele Auflagen, welches ein Beweis fuͤr die Liebhaberey der damaligen Zeiten von dem Gartenweſen iſt. Der Ueberſetzer ſcheint die Pflanzen weder dem Namen noch der Beſchaf- fenheit nach gekannt zu haben. Es wurde noch in dieſem Jahrhunderte mit andern den Gartenbau betreffenden Schriften uͤberſetzt q). Des q) Die vollſtaͤndigſte Nachricht giebt H. Luͤder in den Gartenbriefen 3 B. S. 379 unter folgendem Titel: Der uͤber 12 Monate des Jahres ver- ſtaͤndige Gartenmeiſter, ſo da lehret und unter- weiſet, wie Baͤume, Kraͤuter und Blumen- gaͤrten auf das beſte zu beſtanzen und zu beſaa- men ꝛc. Anfangs in der hollaͤndiſchen Sprache beſchrieben von P. von Aengeln, anitzt aber we- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/53
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/53>, abgerufen am 05.05.2024.