Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

wärtigem Stande verbleibt, jeder Territorial-
herr in solchen Gebot und Verbot, auch die
freyen Pürschfrefler zu büßen und zu strafen,
und deshalben die Stellung zu einer mäßigen
Civilstrafe als eine freye Pürsch, und kein
Forstfrevel Statt haben solle. Das erstemal
einen Dukaten, das anderemal das Doppelte.
Ferner wurde durch die meisten Stimmen be-
schlossen, die freye Pürsch abzutheilen; jedoch
wurde die Sache von vielen Ständen des
Kreises zur Ueberlegung gezogen.

Wichtig für die Jagdgeschichte ist auch der
Streit über die Regalität der Jagd, und über
das Erzjägermeisteramt. Was den erstern
betrifft, so erhob er sich sonderlich seit dem
Jahre 1720, und wurde zwischen 1730 und
1740 am heftigsten. Die deutschen Fürsten
theilten sich in 2 Hauptpartheyen, die eine war
für, die andere gegen die Regalität der Jagd.
Zu denen, die die Jagd auf den Zweifelsfall
als ein Regal ansahen, und sie dem Prinzen
vorzugsweise zugestanden, gehörte der Cam-
mergerichtsassessor Cramer g). Jedoch mehr
in seinen erstern Jahren, da er noch als Pro-
fessor dieses strenger vertheidigte, als nachher
als Cammergerichtsassessor, da er sich etwas
geändert und die letztern etwas bessern Grund-
sätze in seinen Nebenstunden vortrug. Auch

Fried-
g) Cramers vornehmste Schrift hierinnen ist vin-
dicae regalis iuris venandi,
Marburg 1740.

waͤrtigem Stande verbleibt, jeder Territorial-
herr in ſolchen Gebot und Verbot, auch die
freyen Puͤrſchfrefler zu buͤßen und zu ſtrafen,
und deshalben die Stellung zu einer maͤßigen
Civilſtrafe als eine freye Puͤrſch, und kein
Forſtfrevel Statt haben ſolle. Das erſtemal
einen Dukaten, das anderemal das Doppelte.
Ferner wurde durch die meiſten Stimmen be-
ſchloſſen, die freye Puͤrſch abzutheilen; jedoch
wurde die Sache von vielen Staͤnden des
Kreiſes zur Ueberlegung gezogen.

Wichtig fuͤr die Jagdgeſchichte iſt auch der
Streit uͤber die Regalitaͤt der Jagd, und uͤber
das Erzjaͤgermeiſteramt. Was den erſtern
betrifft, ſo erhob er ſich ſonderlich ſeit dem
Jahre 1720, und wurde zwiſchen 1730 und
1740 am heftigſten. Die deutſchen Fuͤrſten
theilten ſich in 2 Hauptpartheyen, die eine war
fuͤr, die andere gegen die Regalitaͤt der Jagd.
Zu denen, die die Jagd auf den Zweifelsfall
als ein Regal anſahen, und ſie dem Prinzen
vorzugsweiſe zugeſtanden, gehoͤrte der Cam-
mergerichtsaſſeſſor Cramer g). Jedoch mehr
in ſeinen erſtern Jahren, da er noch als Pro-
feſſor dieſes ſtrenger vertheidigte, als nachher
als Cammergerichtsaſſeſſor, da er ſich etwas
geaͤndert und die letztern etwas beſſern Grund-
ſaͤtze in ſeinen Nebenſtunden vortrug. Auch

Fried-
g) Cramers vornehmſte Schrift hierinnen iſt vin-
dicae regalis iuris venandi,
Marburg 1740.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0484" n="474"/>
wa&#x0364;rtigem Stande verbleibt, jeder Territorial-<lb/>
herr in &#x017F;olchen Gebot und Verbot, auch die<lb/>
freyen Pu&#x0364;r&#x017F;chfrefler zu bu&#x0364;ßen und zu &#x017F;trafen,<lb/>
und deshalben die Stellung zu einer ma&#x0364;ßigen<lb/>
Civil&#x017F;trafe als eine freye Pu&#x0364;r&#x017F;ch, und kein<lb/>
For&#x017F;tfrevel Statt haben &#x017F;olle. Das er&#x017F;temal<lb/>
einen Dukaten, das anderemal das Doppelte.<lb/>
Ferner wurde durch die mei&#x017F;ten Stimmen be-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die freye Pu&#x0364;r&#x017F;ch abzutheilen; jedoch<lb/>
wurde die Sache von vielen Sta&#x0364;nden des<lb/>
Krei&#x017F;es zur Ueberlegung gezogen.</p><lb/>
        <p>Wichtig fu&#x0364;r die Jagdge&#x017F;chichte i&#x017F;t auch der<lb/>
Streit u&#x0364;ber die Regalita&#x0364;t der Jagd, und u&#x0364;ber<lb/>
das Erzja&#x0364;germei&#x017F;teramt. Was den er&#x017F;tern<lb/>
betrifft, &#x017F;o erhob er &#x017F;ich &#x017F;onderlich &#x017F;eit dem<lb/>
Jahre 1720, und wurde zwi&#x017F;chen 1730 und<lb/>
1740 am heftig&#x017F;ten. Die deut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
theilten &#x017F;ich in 2 Hauptpartheyen, die eine war<lb/>
fu&#x0364;r, die andere gegen die Regalita&#x0364;t der Jagd.<lb/>
Zu denen, die die Jagd auf den Zweifelsfall<lb/>
als ein Regal an&#x017F;ahen, und &#x017F;ie dem Prinzen<lb/>
vorzugswei&#x017F;e zuge&#x017F;tanden, geho&#x0364;rte der Cam-<lb/>
mergerichtsa&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or Cramer <note place="foot" n="g)">Cramers vornehm&#x017F;te Schrift hierinnen i&#x017F;t <hi rendition="#aq">vin-<lb/>
dicae regalis iuris venandi,</hi> Marburg 1740.</note>. Jedoch mehr<lb/>
in &#x017F;einen er&#x017F;tern Jahren, da er noch als Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;or die&#x017F;es &#x017F;trenger vertheidigte, als nachher<lb/>
als Cammergerichtsa&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or, da er &#x017F;ich etwas<lb/>
gea&#x0364;ndert und die letztern etwas be&#x017F;&#x017F;ern Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze in &#x017F;einen Neben&#x017F;tunden vortrug. Auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fried-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0484] waͤrtigem Stande verbleibt, jeder Territorial- herr in ſolchen Gebot und Verbot, auch die freyen Puͤrſchfrefler zu buͤßen und zu ſtrafen, und deshalben die Stellung zu einer maͤßigen Civilſtrafe als eine freye Puͤrſch, und kein Forſtfrevel Statt haben ſolle. Das erſtemal einen Dukaten, das anderemal das Doppelte. Ferner wurde durch die meiſten Stimmen be- ſchloſſen, die freye Puͤrſch abzutheilen; jedoch wurde die Sache von vielen Staͤnden des Kreiſes zur Ueberlegung gezogen. Wichtig fuͤr die Jagdgeſchichte iſt auch der Streit uͤber die Regalitaͤt der Jagd, und uͤber das Erzjaͤgermeiſteramt. Was den erſtern betrifft, ſo erhob er ſich ſonderlich ſeit dem Jahre 1720, und wurde zwiſchen 1730 und 1740 am heftigſten. Die deutſchen Fuͤrſten theilten ſich in 2 Hauptpartheyen, die eine war fuͤr, die andere gegen die Regalitaͤt der Jagd. Zu denen, die die Jagd auf den Zweifelsfall als ein Regal anſahen, und ſie dem Prinzen vorzugsweiſe zugeſtanden, gehoͤrte der Cam- mergerichtsaſſeſſor Cramer g). Jedoch mehr in ſeinen erſtern Jahren, da er noch als Pro- feſſor dieſes ſtrenger vertheidigte, als nachher als Cammergerichtsaſſeſſor, da er ſich etwas geaͤndert und die letztern etwas beſſern Grund- ſaͤtze in ſeinen Nebenſtunden vortrug. Auch Fried- g) Cramers vornehmſte Schrift hierinnen iſt vin- dicae regalis iuris venandi, Marburg 1740.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/484
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/484>, abgerufen am 22.07.2024.