Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

te man im alten Heumond, oder im Michaelis-
mond, die Tannen im März, die aufgegange-
nen Eichreißer schnitt man unten aus, um
den Wuchs in die Höhe zu befördern. Um
diese Zeit geschahen in dem Mecklenburgischen
sonderlich viel Kien- oder Kiefernanpflanzun-
gen; den Anfang dazu machte die Herzoginn
Sophia, eine geborne Königinn von Dänne-
mark, die zu Güstrow begraben liegt h). Man
verfuhr daselbst also: Man trocknete die Kien-
äpfel auf Horden, und schlug sodann den Saa-
men heraus. Sie ließen die Aecker dazu mit
weiten Furchen pflügen, mischten den Saamen
mit Sand und streuten ihn so dünne aus; sie
[r]geten ihn unter, wenn kein Heidekraut da war,
im Gegentheil pflügten sie ihn unter; um sei-
nen Wachsthum in die Höhe zu befördern,
schnitten sie ihm unten die Zweige aus. Im
Braunschweigischen fällete man das Eichen-
und Errlenholz zum Bauen gegen Ende des
Michaelismonats; Buchen und Fichten zu
Anfange dasselben; vom Brachmonat bis zum
Herbst fällete man nicht.

Man hatte zur Besorgung der Polizey und
Gerichtsbarkeit in Forstsachen die Forstge-
richte. Dergleichen berühmte Gerichte waren
noch aus den mittlern Zeiten viele. Eines
der berühmt[e]sten war das Forstgericht zu

Nürn-
h) Colers Hausbuch, 1 Theil, 8 B. C. 9. p. 199.

te man im alten Heumond, oder im Michaelis-
mond, die Tannen im Maͤrz, die aufgegange-
nen Eichreißer ſchnitt man unten aus, um
den Wuchs in die Hoͤhe zu befoͤrdern. Um
dieſe Zeit geſchahen in dem Mecklenburgiſchen
ſonderlich viel Kien- oder Kiefernanpflanzun-
gen; den Anfang dazu machte die Herzoginn
Sophia, eine geborne Koͤniginn von Daͤnne-
mark, die zu Guͤſtrow begraben liegt h). Man
verfuhr daſelbſt alſo: Man trocknete die Kien-
aͤpfel auf Horden, und ſchlug ſodann den Saa-
men heraus. Sie ließen die Aecker dazu mit
weiten Furchen pfluͤgen, miſchten den Saamen
mit Sand und ſtreuten ihn ſo duͤnne aus; ſie
[r]geten ihn unter, wenn kein Heidekraut da war,
im Gegentheil pfluͤgten ſie ihn unter; um ſei-
nen Wachsthum in die Hoͤhe zu befoͤrdern,
ſchnitten ſie ihm unten die Zweige aus. Im
Braunſchweigiſchen faͤllete man das Eichen-
und Errlenholz zum Bauen gegen Ende des
Michaelismonats; Buchen und Fichten zu
Anfange daſſelben; vom Brachmonat bis zum
Herbſt faͤllete man nicht.

Man hatte zur Beſorgung der Polizey und
Gerichtsbarkeit in Forſtſachen die Forſtge-
richte. Dergleichen beruͤhmte Gerichte waren
noch aus den mittlern Zeiten viele. Eines
der beruͤhmt[e]ſten war das Forſtgericht zu

Nuͤrn-
h) Colers Hausbuch, 1 Theil, 8 B. C. 9. p. 199.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0284" n="274"/>
te man im alten Heumond, oder im Michaelis-<lb/>
mond, die Tannen im Ma&#x0364;rz, die aufgegange-<lb/>
nen Eichreißer &#x017F;chnitt man unten aus, um<lb/>
den Wuchs in die Ho&#x0364;he zu befo&#x0364;rdern. Um<lb/>
die&#x017F;e Zeit ge&#x017F;chahen in dem Mecklenburgi&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;onderlich viel Kien- oder Kiefernanpflanzun-<lb/>
gen; den Anfang dazu machte die Herzoginn<lb/>
Sophia, eine geborne Ko&#x0364;niginn von Da&#x0364;nne-<lb/>
mark, die zu Gu&#x0364;&#x017F;trow begraben liegt <note place="foot" n="h)">Colers Hausbuch, 1 Theil, 8 B. C. 9. <hi rendition="#aq">p.</hi> 199.</note>. Man<lb/>
verfuhr da&#x017F;elb&#x017F;t al&#x017F;o: Man trocknete die Kien-<lb/>
a&#x0364;pfel auf Horden, und &#x017F;chlug &#x017F;odann den Saa-<lb/>
men heraus. Sie ließen die Aecker dazu mit<lb/>
weiten Furchen pflu&#x0364;gen, mi&#x017F;chten den Saamen<lb/>
mit Sand und &#x017F;treuten ihn &#x017F;o du&#x0364;nne aus; &#x017F;ie<lb/><supplied>r</supplied>geten ihn unter, wenn kein Heidekraut da war,<lb/>
im Gegentheil pflu&#x0364;gten &#x017F;ie ihn unter; um &#x017F;ei-<lb/>
nen Wachsthum in die Ho&#x0364;he zu befo&#x0364;rdern,<lb/>
&#x017F;chnitten &#x017F;ie ihm unten die Zweige aus. Im<lb/>
Braun&#x017F;chweigi&#x017F;chen fa&#x0364;llete man das Eichen-<lb/>
und Errlenholz zum Bauen gegen Ende des<lb/>
Michaelismonats; Buchen und Fichten zu<lb/>
Anfange da&#x017F;&#x017F;elben; vom Brachmonat bis zum<lb/>
Herb&#x017F;t fa&#x0364;llete man nicht.</p><lb/>
        <p>Man hatte zur Be&#x017F;orgung der Polizey und<lb/>
Gerichtsbarkeit in For&#x017F;t&#x017F;achen die For&#x017F;tge-<lb/>
richte. Dergleichen beru&#x0364;hmte Gerichte waren<lb/>
noch aus den mittlern Zeiten viele. Eines<lb/>
der beru&#x0364;hmt<supplied>e</supplied>&#x017F;ten war das For&#x017F;tgericht zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nu&#x0364;rn-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0284] te man im alten Heumond, oder im Michaelis- mond, die Tannen im Maͤrz, die aufgegange- nen Eichreißer ſchnitt man unten aus, um den Wuchs in die Hoͤhe zu befoͤrdern. Um dieſe Zeit geſchahen in dem Mecklenburgiſchen ſonderlich viel Kien- oder Kiefernanpflanzun- gen; den Anfang dazu machte die Herzoginn Sophia, eine geborne Koͤniginn von Daͤnne- mark, die zu Guͤſtrow begraben liegt h). Man verfuhr daſelbſt alſo: Man trocknete die Kien- aͤpfel auf Horden, und ſchlug ſodann den Saa- men heraus. Sie ließen die Aecker dazu mit weiten Furchen pfluͤgen, miſchten den Saamen mit Sand und ſtreuten ihn ſo duͤnne aus; ſie rgeten ihn unter, wenn kein Heidekraut da war, im Gegentheil pfluͤgten ſie ihn unter; um ſei- nen Wachsthum in die Hoͤhe zu befoͤrdern, ſchnitten ſie ihm unten die Zweige aus. Im Braunſchweigiſchen faͤllete man das Eichen- und Errlenholz zum Bauen gegen Ende des Michaelismonats; Buchen und Fichten zu Anfange daſſelben; vom Brachmonat bis zum Herbſt faͤllete man nicht. Man hatte zur Beſorgung der Polizey und Gerichtsbarkeit in Forſtſachen die Forſtge- richte. Dergleichen beruͤhmte Gerichte waren noch aus den mittlern Zeiten viele. Eines der beruͤhmteſten war das Forſtgericht zu Nuͤrn- h) Colers Hausbuch, 1 Theil, 8 B. C. 9. p. 199.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/284
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/284>, abgerufen am 23.11.2024.