Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

und erwarteten, gaben ganze Landstriche von
Waldungen unentgeldlich aus, um sie in Acker
und Wiese zu verwandeln. Die Privatperso-
nen konnten selten wegen der forstlichen Herr-
lichkeit der Fürsten nach Gefallen über ihre Wäl-
der verordnen, kaum wenn sie ganz außer aller
Verbindung mit den fürstlichen, und ganz
abgesondert lagen, und dennoch schützte sie
häufig der große Hang der Deutschen zur Jagd.
Die häufigen Kriege und Unruhen in Deutsch-
land verwüsteten die Wälder zum größten
Nachtheil der Länder, so, daß man nun im
sechzehnten Jahrhunderte darauf bedacht zu
seyn anfieng, sie zu kultiviren, und nach ver-
nünftigen Regeln zu behandeln. Und man
hatte nun wenigstens in den Landen, die schon
einige stärkere Kultur und Bevölkerung hatten,
nicht mehr nöthig, dieselben zu mindern. Zwar
gab der große Churfürst von Sachsen August
I. noch häufig Landstriche aus, wo nichts als
die Spuren von Verwüstungen und Wildnis-
sen waren, und er redet daher in seinen Ge-
setzen so viel von Gütern aus rauher Wurzel,
welche nichts anders als solche Güter sind,
die den Inhabern oder Besitzern unter der
Bedingung eingeräumt wurden, die einzelnen
wilden Stämme und Wurzeln, und die Ver-
wilderung auszurotten und zu urbarem Lande
zu machen. Allein, daß er ordentliche Wäl-
der und Holzungen durch dieses Mittel ver-
tilget, ist nicht zu erweisen; läßt sich auch von

einem

und erwarteten, gaben ganze Landſtriche von
Waldungen unentgeldlich aus, um ſie in Acker
und Wieſe zu verwandeln. Die Privatperſo-
nen konnten ſelten wegen der forſtlichen Herr-
lichkeit der Fuͤrſten nach Gefallen uͤber ihre Waͤl-
der verordnen, kaum wenn ſie ganz außer aller
Verbindung mit den fuͤrſtlichen, und ganz
abgeſondert lagen, und dennoch ſchuͤtzte ſie
haͤufig der große Hang der Deutſchen zur Jagd.
Die haͤufigen Kriege und Unruhen in Deutſch-
land verwuͤſteten die Waͤlder zum groͤßten
Nachtheil der Laͤnder, ſo, daß man nun im
ſechzehnten Jahrhunderte darauf bedacht zu
ſeyn anfieng, ſie zu kultiviren, und nach ver-
nuͤnftigen Regeln zu behandeln. Und man
hatte nun wenigſtens in den Landen, die ſchon
einige ſtaͤrkere Kultur und Bevoͤlkerung hatten,
nicht mehr noͤthig, dieſelben zu mindern. Zwar
gab der große Churfuͤrſt von Sachſen Auguſt
I. noch haͤufig Landſtriche aus, wo nichts als
die Spuren von Verwuͤſtungen und Wildniſ-
ſen waren, und er redet daher in ſeinen Ge-
ſetzen ſo viel von Guͤtern aus rauher Wurzel,
welche nichts anders als ſolche Guͤter ſind,
die den Inhabern oder Beſitzern unter der
Bedingung eingeraͤumt wurden, die einzelnen
wilden Staͤmme und Wurzeln, und die Ver-
wilderung auszurotten und zu urbarem Lande
zu machen. Allein, daß er ordentliche Waͤl-
der und Holzungen durch dieſes Mittel ver-
tilget, iſt nicht zu erweiſen; laͤßt ſich auch von

einem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0260" n="250"/>
und erwarteten, gaben ganze Land&#x017F;triche von<lb/>
Waldungen unentgeldlich aus, um &#x017F;ie in Acker<lb/>
und Wie&#x017F;e zu verwandeln. Die Privatper&#x017F;o-<lb/>
nen konnten &#x017F;elten wegen der for&#x017F;tlichen Herr-<lb/>
lichkeit der Fu&#x0364;r&#x017F;ten nach Gefallen u&#x0364;ber ihre Wa&#x0364;l-<lb/>
der verordnen, kaum wenn &#x017F;ie ganz außer aller<lb/>
Verbindung mit den fu&#x0364;r&#x017F;tlichen, und ganz<lb/>
abge&#x017F;ondert lagen, und dennoch &#x017F;chu&#x0364;tzte &#x017F;ie<lb/>
ha&#x0364;ufig der große Hang der Deut&#x017F;chen zur Jagd.<lb/>
Die ha&#x0364;ufigen Kriege und Unruhen in Deut&#x017F;ch-<lb/>
land verwu&#x0364;&#x017F;teten die Wa&#x0364;lder zum gro&#x0364;ßten<lb/>
Nachtheil der La&#x0364;nder, &#x017F;o, daß man nun im<lb/>
&#x017F;echzehnten Jahrhunderte darauf bedacht zu<lb/>
&#x017F;eyn anfieng, &#x017F;ie zu kultiviren, und nach ver-<lb/>
nu&#x0364;nftigen Regeln zu behandeln. Und man<lb/>
hatte nun wenig&#x017F;tens in den Landen, die &#x017F;chon<lb/>
einige &#x017F;ta&#x0364;rkere Kultur und Bevo&#x0364;lkerung hatten,<lb/>
nicht mehr no&#x0364;thig, die&#x017F;elben zu mindern. Zwar<lb/>
gab der große Churfu&#x0364;r&#x017F;t von Sach&#x017F;en Augu&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> noch ha&#x0364;ufig Land&#x017F;triche aus, wo nichts als<lb/>
die Spuren von Verwu&#x0364;&#x017F;tungen und Wildni&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en waren, und er redet daher in &#x017F;einen Ge-<lb/>
&#x017F;etzen &#x017F;o viel von Gu&#x0364;tern aus rauher Wurzel,<lb/>
welche nichts anders als &#x017F;olche Gu&#x0364;ter &#x017F;ind,<lb/>
die den Inhabern oder Be&#x017F;itzern unter der<lb/>
Bedingung eingera&#x0364;umt wurden, die einzelnen<lb/>
wilden Sta&#x0364;mme und Wurzeln, und die Ver-<lb/>
wilderung auszurotten und zu urbarem Lande<lb/>
zu machen. Allein, daß er ordentliche Wa&#x0364;l-<lb/>
der und Holzungen durch die&#x017F;es Mittel ver-<lb/>
tilget, i&#x017F;t nicht zu erwei&#x017F;en; la&#x0364;ßt &#x017F;ich auch von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0260] und erwarteten, gaben ganze Landſtriche von Waldungen unentgeldlich aus, um ſie in Acker und Wieſe zu verwandeln. Die Privatperſo- nen konnten ſelten wegen der forſtlichen Herr- lichkeit der Fuͤrſten nach Gefallen uͤber ihre Waͤl- der verordnen, kaum wenn ſie ganz außer aller Verbindung mit den fuͤrſtlichen, und ganz abgeſondert lagen, und dennoch ſchuͤtzte ſie haͤufig der große Hang der Deutſchen zur Jagd. Die haͤufigen Kriege und Unruhen in Deutſch- land verwuͤſteten die Waͤlder zum groͤßten Nachtheil der Laͤnder, ſo, daß man nun im ſechzehnten Jahrhunderte darauf bedacht zu ſeyn anfieng, ſie zu kultiviren, und nach ver- nuͤnftigen Regeln zu behandeln. Und man hatte nun wenigſtens in den Landen, die ſchon einige ſtaͤrkere Kultur und Bevoͤlkerung hatten, nicht mehr noͤthig, dieſelben zu mindern. Zwar gab der große Churfuͤrſt von Sachſen Auguſt I. noch haͤufig Landſtriche aus, wo nichts als die Spuren von Verwuͤſtungen und Wildniſ- ſen waren, und er redet daher in ſeinen Ge- ſetzen ſo viel von Guͤtern aus rauher Wurzel, welche nichts anders als ſolche Guͤter ſind, die den Inhabern oder Beſitzern unter der Bedingung eingeraͤumt wurden, die einzelnen wilden Staͤmme und Wurzeln, und die Ver- wilderung auszurotten und zu urbarem Lande zu machen. Allein, daß er ordentliche Waͤl- der und Holzungen durch dieſes Mittel ver- tilget, iſt nicht zu erweiſen; laͤßt ſich auch von einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/260
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/260>, abgerufen am 23.11.2024.