Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

sie in Betracht ihrer Schösse kleinen Bäumen
glichen. Man putzte und zerschnitt sie mit
Sorgfalt, und setzte von dem jährigen Orte
viere, von den ältern aber, die stark und kräf-
tig waren, nur zwey bis drey von jedem. Noch
denselbigen Sommer trugen diese Wurzeln
so, als ob sie schon zwey bis drey Jahre da
gestanden. Diese glückliche zufällige Erfah-
rung veranla[ - 3 Zeichen fehlen] [ - 2 Zeichen fehlen]ld wichtige Versuche. Man
richtete ein nach Art der Hopfenstühle zuberei-
tetes Beet an, jedoch mit dem Unterschied,
daß man, statt des Erdkegels in dem Stuhle,
von der besten und gereinigten Erde, von einem
Ende der Beetgrube bis zum andern, recht in der
Mitte einen Rücken machte, beyde Sorten mit
frischem Kuhdünger füllte, denselben fest trat,
und mit der übrigen guten Erde bedeckte. Es
wurden alsdenn alle bey den jährlichen Pflan-
zen übrig bleibende Wurzeln auf gewöhnliche
Weise hinein gesetzt, welche sehr gut fortka-
men und viele Vortheile gewährten. Denn
man konnte, da die Wurzeln bereits so stark
geworden, daß sie, wegen einfallender Nässe,
Dürre oder Frost, weniger Gefahr liefen, die
Zahl derselben für jeden Stuhl mit Zuverläßig-
keit bestimmen: ein kleiner Wurzelvorrath war
dadurch zu Bepflanzung eines viel größern
Stück Landes zureichend, und dieses bezahlte
noch in demselben Jahre die Mühe reichlich.
Man entgehet dabey auch allem Schaden, den
die Witterung den zu zarten Wurzeln, oder

die

ſie in Betracht ihrer Schoͤſſe kleinen Baͤumen
glichen. Man putzte und zerſchnitt ſie mit
Sorgfalt, und ſetzte von dem jaͤhrigen Orte
viere, von den aͤltern aber, die ſtark und kraͤf-
tig waren, nur zwey bis drey von jedem. Noch
denſelbigen Sommer trugen dieſe Wurzeln
ſo, als ob ſie ſchon zwey bis drey Jahre da
geſtanden. Dieſe gluͤckliche zufaͤllige Erfah-
rung veranla[ – 3 Zeichen fehlen] [ – 2 Zeichen fehlen]ld wichtige Verſuche. Man
richtete ein nach Art der Hopfenſtuͤhle zuberei-
tetes Beet an, jedoch mit dem Unterſchied,
daß man, ſtatt des Erdkegels in dem Stuhle,
von der beſten und gereinigten Erde, von einem
Ende der Beetgrube bis zum andern, recht in der
Mitte einen Ruͤcken machte, beyde Sorten mit
friſchem Kuhduͤnger fuͤllte, denſelben feſt trat,
und mit der uͤbrigen guten Erde bedeckte. Es
wurden alsdenn alle bey den jaͤhrlichen Pflan-
zen uͤbrig bleibende Wurzeln auf gewoͤhnliche
Weiſe hinein geſetzt, welche ſehr gut fortka-
men und viele Vortheile gewaͤhrten. Denn
man konnte, da die Wurzeln bereits ſo ſtark
geworden, daß ſie, wegen einfallender Naͤſſe,
Duͤrre oder Froſt, weniger Gefahr liefen, die
Zahl derſelben fuͤr jeden Stuhl mit Zuverlaͤßig-
keit beſtimmen: ein kleiner Wurzelvorrath war
dadurch zu Bepflanzung eines viel groͤßern
Stuͤck Landes zureichend, und dieſes bezahlte
noch in demſelben Jahre die Muͤhe reichlich.
Man entgehet dabey auch allem Schaden, den
die Witterung den zu zarten Wurzeln, oder

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0256" n="246"/>
&#x017F;ie in Betracht ihrer Scho&#x0364;&#x017F;&#x017F;e kleinen Ba&#x0364;umen<lb/>
glichen. Man putzte und zer&#x017F;chnitt &#x017F;ie mit<lb/>
Sorgfalt, und &#x017F;etzte von dem ja&#x0364;hrigen Orte<lb/>
viere, von den a&#x0364;ltern aber, die &#x017F;tark und kra&#x0364;f-<lb/>
tig waren, nur zwey bis drey von jedem. Noch<lb/>
den&#x017F;elbigen Sommer trugen die&#x017F;e Wurzeln<lb/>
&#x017F;o, als ob &#x017F;ie &#x017F;chon zwey bis drey Jahre da<lb/>
ge&#x017F;tanden. Die&#x017F;e glu&#x0364;ckliche zufa&#x0364;llige Erfah-<lb/>
rung veranla<gap unit="chars" quantity="3"/> <gap unit="chars" quantity="2"/>ld wichtige Ver&#x017F;uche. Man<lb/>
richtete ein nach Art der Hopfen&#x017F;tu&#x0364;hle zuberei-<lb/>
tetes Beet an, jedoch mit dem Unter&#x017F;chied,<lb/>
daß man, &#x017F;tatt des Erdkegels in dem Stuhle,<lb/>
von der be&#x017F;ten und gereinigten Erde, von einem<lb/>
Ende der Beetgrube bis zum andern, recht in der<lb/>
Mitte einen Ru&#x0364;cken machte, beyde Sorten mit<lb/>
fri&#x017F;chem Kuhdu&#x0364;nger fu&#x0364;llte, den&#x017F;elben fe&#x017F;t trat,<lb/>
und mit der u&#x0364;brigen guten Erde bedeckte. Es<lb/>
wurden alsdenn alle bey den ja&#x0364;hrlichen Pflan-<lb/>
zen u&#x0364;brig bleibende Wurzeln auf gewo&#x0364;hnliche<lb/>
Wei&#x017F;e hinein ge&#x017F;etzt, welche &#x017F;ehr gut fortka-<lb/>
men und viele Vortheile gewa&#x0364;hrten. Denn<lb/>
man konnte, da die Wurzeln bereits &#x017F;o &#x017F;tark<lb/>
geworden, daß &#x017F;ie, wegen einfallender Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
Du&#x0364;rre oder Fro&#x017F;t, weniger Gefahr liefen, die<lb/>
Zahl der&#x017F;elben fu&#x0364;r jeden Stuhl mit Zuverla&#x0364;ßig-<lb/>
keit be&#x017F;timmen: ein kleiner Wurzelvorrath war<lb/>
dadurch zu Bepflanzung eines viel gro&#x0364;ßern<lb/>
Stu&#x0364;ck Landes zureichend, und die&#x017F;es bezahlte<lb/>
noch in dem&#x017F;elben Jahre die Mu&#x0364;he reichlich.<lb/>
Man entgehet dabey auch allem Schaden, den<lb/>
die Witterung den zu zarten Wurzeln, oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0256] ſie in Betracht ihrer Schoͤſſe kleinen Baͤumen glichen. Man putzte und zerſchnitt ſie mit Sorgfalt, und ſetzte von dem jaͤhrigen Orte viere, von den aͤltern aber, die ſtark und kraͤf- tig waren, nur zwey bis drey von jedem. Noch denſelbigen Sommer trugen dieſe Wurzeln ſo, als ob ſie ſchon zwey bis drey Jahre da geſtanden. Dieſe gluͤckliche zufaͤllige Erfah- rung veranla___ __ld wichtige Verſuche. Man richtete ein nach Art der Hopfenſtuͤhle zuberei- tetes Beet an, jedoch mit dem Unterſchied, daß man, ſtatt des Erdkegels in dem Stuhle, von der beſten und gereinigten Erde, von einem Ende der Beetgrube bis zum andern, recht in der Mitte einen Ruͤcken machte, beyde Sorten mit friſchem Kuhduͤnger fuͤllte, denſelben feſt trat, und mit der uͤbrigen guten Erde bedeckte. Es wurden alsdenn alle bey den jaͤhrlichen Pflan- zen uͤbrig bleibende Wurzeln auf gewoͤhnliche Weiſe hinein geſetzt, welche ſehr gut fortka- men und viele Vortheile gewaͤhrten. Denn man konnte, da die Wurzeln bereits ſo ſtark geworden, daß ſie, wegen einfallender Naͤſſe, Duͤrre oder Froſt, weniger Gefahr liefen, die Zahl derſelben fuͤr jeden Stuhl mit Zuverlaͤßig- keit beſtimmen: ein kleiner Wurzelvorrath war dadurch zu Bepflanzung eines viel groͤßern Stuͤck Landes zureichend, und dieſes bezahlte noch in demſelben Jahre die Muͤhe reichlich. Man entgehet dabey auch allem Schaden, den die Witterung den zu zarten Wurzeln, oder die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/256
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/256>, abgerufen am 08.05.2024.