Zeidler, wenn z. E. die anzukaufende Zeidel- heide nicht zu entfernt ist, an. Nach diesen ist der Werth auch höher und geringer. Man- che Maaße werden für 24, 30 und mehr Thl. gekauft, da andere auch nur für 12 oder 15 Thl. gelten. Bey dem Verkauf hat allemal ein Mitglied der Zeidlergesellschaft das Vor- recht vor einem Fremden, der noch kein Mitglied ist; kauft er sich aber ein solches Maaß an, so wird es ihm von dem Zeidelrichter und Aelte- sten mit Zuziehung der angrenzenden Zeidler an- gewiesen, deren Bemühung er durch ein paar Mahlzeiten und durch eine festgesetzte Beloh- nung vergütet. Er genüßet alsdenn alle Vor- rechte der übrigen Mitglieder, und wird den andern in der nächsten Versammlung vorge- stellt. Einige Zeidelheiden können gar nicht verkauft werden, sondern sie sind mit den Bau- ergütern unzertrennlich verbunden.
Die Schwarmzeit ist eine mit von den lustig- sten für die Zeidler. Noch vor derselben be- streichen sie ihre leeren und gereinigten Beuten mit einer gewissen Bienensalbe, die aus man- cherley wohlriechenden Kräutern und andern Ingredientien gemacht wird, und die die Bie- nen anlocket. Man nennt sie eine Bienen- schminke. Ihre Zubereitung verstehen nur ei- nige, und sie halten es unter sich selbst für ein großes Geheimniß; doch kann ein jeder Zeidler so viel davon bekommen, als er braucht, seine leeren Beuten einzuschminken. Wenn nun die
Beu-
Zeidler, wenn z. E. die anzukaufende Zeidel- heide nicht zu entfernt iſt, an. Nach dieſen iſt der Werth auch hoͤher und geringer. Man- che Maaße werden fuͤr 24, 30 und mehr Thl. gekauft, da andere auch nur fuͤr 12 oder 15 Thl. gelten. Bey dem Verkauf hat allemal ein Mitglied der Zeidlergeſellſchaft das Vor- recht vor einem Fremden, der noch kein Mitglied iſt; kauft er ſich aber ein ſolches Maaß an, ſo wird es ihm von dem Zeidelrichter und Aelte- ſten mit Zuziehung der angrenzenden Zeidler an- gewieſen, deren Bemuͤhung er durch ein paar Mahlzeiten und durch eine feſtgeſetzte Beloh- nung verguͤtet. Er genuͤßet alsdenn alle Vor- rechte der uͤbrigen Mitglieder, und wird den andern in der naͤchſten Verſammlung vorge- ſtellt. Einige Zeidelheiden koͤnnen gar nicht verkauft werden, ſondern ſie ſind mit den Bau- erguͤtern unzertrennlich verbunden.
Die Schwarmzeit iſt eine mit von den luſtig- ſten fuͤr die Zeidler. Noch vor derſelben be- ſtreichen ſie ihre leeren und gereinigten Beuten mit einer gewiſſen Bienenſalbe, die aus man- cherley wohlriechenden Kraͤutern und andern Ingredientien gemacht wird, und die die Bie- nen anlocket. Man nennt ſie eine Bienen- ſchminke. Ihre Zubereitung verſtehen nur ei- nige, und ſie halten es unter ſich ſelbſt fuͤr ein großes Geheimniß; doch kann ein jeder Zeidler ſo viel davon bekommen, als er braucht, ſeine leeren Beuten einzuſchminken. Wenn nun die
Beu-
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Zeidler, wenn z. E. die anzukaufende Zeidel-
heide nicht zu entfernt iſt, an. Nach dieſen
iſt der Werth auch hoͤher und geringer. Man-
che Maaße werden fuͤr 24, 30 und mehr Thl.
gekauft, da andere auch nur fuͤr 12 oder 15
Thl. gelten. Bey dem Verkauf hat allemal
ein Mitglied der Zeidlergeſellſchaft das Vor-
recht vor einem Fremden, der noch kein Mitglied
iſt; kauft er ſich aber ein ſolches Maaß an, ſo
wird es ihm von dem Zeidelrichter und Aelte-
ſten mit Zuziehung der angrenzenden Zeidler an-
gewieſen, deren Bemuͤhung er durch ein paar
Mahlzeiten und durch eine feſtgeſetzte Beloh-
nung verguͤtet. Er genuͤßet alsdenn alle Vor-
rechte der uͤbrigen Mitglieder, und wird den
andern in der naͤchſten Verſammlung vorge-
ſtellt. Einige Zeidelheiden koͤnnen gar nicht
verkauft werden, ſondern ſie ſind mit den Bau-
erguͤtern unzertrennlich verbunden.
Die Schwarmzeit iſt eine mit von den luſtig-
ſten fuͤr die Zeidler. Noch vor derſelben be-
ſtreichen ſie ihre leeren und gereinigten Beuten
mit einer gewiſſen Bienenſalbe, die aus man-
cherley wohlriechenden Kraͤutern und andern
Ingredientien gemacht wird, und die die Bie-
nen anlocket. Man nennt ſie eine Bienen-
ſchminke. Ihre Zubereitung verſtehen nur ei-
nige, und ſie halten es unter ſich ſelbſt fuͤr ein
großes Geheimniß; doch kann ein jeder Zeidler
ſo viel davon bekommen, als er braucht, ſeine
leeren Beuten einzuſchminken. Wenn nun die
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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