in Hecken; 1760 konnte er schon zwey Loth Seidenwürmer bequem füttern. Der Krieg, der alle Künste des Friedens hinderte, hatte auch für den Seidenbau nachtheilige Folgen. Allein es wurden 1763 von neuem Versuche mit 31/2 Loth Seidenwürmern gemacht; er gewann von diesen 51/2 Pf. gesponnene Seide, wel- che verhaspelt wurde, und er behielt 71/2 Loth Saamen zum Aufsatz. Zu diesen 51/2 Pf. ge- sponnener Seide nahm man 3 Pf. aufbehalte- ne, und fertigte daraus in Freyburg ein Stück seidenen Zeug von 50 Ellen, und ein anderes von 30 Ellen. e) Nach dem Hubertsburger Frieden ergieng eine öffentliche Anweisung zum Maulbeerbau. Die Seidenmanufacturen ka- men in Sachsen vorzüglich nach dem Kriege sehr in Flor, so wie auch die Plantagen. Blos aus der zu Leipzig zog die Rabische Manufac- tur 100 Pf. Seide. Zu Königsbrück war eine andere Plantage, welche 40 und mehrere Pf. lieferte; welches zwar für die Bedürfnisse der Fabrik noch lange nicht zureichend war, da die- selbe jährlich 5 bis 6000 Pf. Seide verarbei- tete. f) Man sparte keine Kosten, die Ge-
heim-
e) L. Intell. Bl. vom J. 1764. S. 238.
f) Diese Manufactur hatte 120 Stühle, welche 240 Arbeiter beschäftigte, und über 250 Sei- denwinder. Sie hatte ein mechanisches Kunst- werk erfunden, wodurch ein Rad eine doppelte Gallerie von 2 mal 80 Winden trieb; jede Gal- lerie war getheilt, daß auf jeder Hälfte 40 Winden
waren,
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in Hecken; 1760 konnte er ſchon zwey Loth Seidenwuͤrmer bequem fuͤttern. Der Krieg, der alle Kuͤnſte des Friedens hinderte, hatte auch fuͤr den Seidenbau nachtheilige Folgen. Allein es wurden 1763 von neuem Verſuche mit 3½ Loth Seidenwuͤrmern gemacht; er gewann von dieſen 5½ Pf. geſponnene Seide, wel- che verhaſpelt wurde, und er behielt 7½ Loth Saamen zum Aufſatz. Zu dieſen 5½ Pf. ge- ſponnener Seide nahm man 3 Pf. aufbehalte- ne, und fertigte daraus in Freyburg ein Stuͤck ſeidenen Zeug von 50 Ellen, und ein anderes von 30 Ellen. e) Nach dem Hubertsburger Frieden ergieng eine oͤffentliche Anweiſung zum Maulbeerbau. Die Seidenmanufacturen ka- men in Sachſen vorzuͤglich nach dem Kriege ſehr in Flor, ſo wie auch die Plantagen. Blos aus der zu Leipzig zog die Rabiſche Manufac- tur 100 Pf. Seide. Zu Koͤnigsbruͤck war eine andere Plantage, welche 40 und mehrere Pf. lieferte; welches zwar fuͤr die Beduͤrfniſſe der Fabrik noch lange nicht zureichend war, da die- ſelbe jaͤhrlich 5 bis 6000 Pf. Seide verarbei- tete. f) Man ſparte keine Koſten, die Ge-
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e) L. Intell. Bl. vom J. 1764. S. 238.
f) Dieſe Manufactur hatte 120 Stuͤhle, welche 240 Arbeiter beſchaͤftigte, und uͤber 250 Sei- denwinder. Sie hatte ein mechaniſches Kunſt- werk erfunden, wodurch ein Rad eine doppelte Gallerie von 2 mal 80 Winden trieb; jede Gal- lerie war getheilt, daß auf jeder Haͤlfte 40 Winden
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in Hecken; 1760 konnte er ſchon zwey Loth
Seidenwuͤrmer bequem fuͤttern. Der Krieg,
der alle Kuͤnſte des Friedens hinderte, hatte
auch fuͤr den Seidenbau nachtheilige Folgen.
Allein es wurden 1763 von neuem Verſuche mit
3½ Loth Seidenwuͤrmern gemacht; er gewann
von dieſen 5½ Pf. geſponnene Seide, wel-
che verhaſpelt wurde, und er behielt 7½ Loth
Saamen zum Aufſatz. Zu dieſen 5½ Pf. ge-
ſponnener Seide nahm man 3 Pf. aufbehalte-
ne, und fertigte daraus in Freyburg ein Stuͤck
ſeidenen Zeug von 50 Ellen, und ein anderes
von 30 Ellen. e) Nach dem Hubertsburger
Frieden ergieng eine oͤffentliche Anweiſung zum
Maulbeerbau. Die Seidenmanufacturen ka-
men in Sachſen vorzuͤglich nach dem Kriege
ſehr in Flor, ſo wie auch die Plantagen. Blos
aus der zu Leipzig zog die Rabiſche Manufac-
tur 100 Pf. Seide. Zu Koͤnigsbruͤck war eine
andere Plantage, welche 40 und mehrere Pf.
lieferte; welches zwar fuͤr die Beduͤrfniſſe der
Fabrik noch lange nicht zureichend war, da die-
ſelbe jaͤhrlich 5 bis 6000 Pf. Seide verarbei-
tete. f) Man ſparte keine Koſten, die Ge-
heim-
e) L. Intell. Bl. vom J. 1764. S. 238.
f) Dieſe Manufactur hatte 120 Stuͤhle, welche
240 Arbeiter beſchaͤftigte, und uͤber 250 Sei-
denwinder. Sie hatte ein mechaniſches Kunſt-
werk erfunden, wodurch ein Rad eine doppelte
Gallerie von 2 mal 80 Winden trieb; jede Gal-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/321>, abgerufen am 24.11.2024.
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