heimnisse der Italiäner auszuforschen, und ihre Erfindung des Filatorium auch für die Sächsischen Fabriken zu benutzen. Das Fila- torium ist eine Maschine, welche die Seide ab- windet und auch zwirnet. Es ist zu Bologna, wo es erfunden worden; es ist sehr groß, kost- bar und mühsam, ist sehr zusammengesetzt, und bestehet aus vielen Zähnen und Getrieben. Die Italiäner halten es sehr geheim, und es soll bey Strafe des Hängens verboten seyn, dass[e]lbe Jemandem zu zeigen. Dennoch fand Becher dergleichen zu München, welches aber wegen der Unterhaltungskosten, welche sehr hoch sich beliefen, nicht geachtet wurde. Indessen beweist dieses, daß man im vorigen Jahrhun- derte im Bayerischen auf die Seidenmanufac- turen bedacht gewesen seyn muß. Auch die er- wähnte Rabische gelangte durch ausgeschickte genaue Beobachter zu dieser Erfindung, und legte ein Filatorium nach dem zu Bologna zu
Torgau
waren, und an jeder Hälfte waren 6 Leute an- gestellet; wiewohl diese Erfindung nur für die gröbere, aber nicht für die feinere Seide nutz- bar war. Ueberhaupt beschäftigte und nährte diese Manufactur auf 900 Menschen. Sie hat- te 7 Mühlen, den Aufzug zu machen, und zwey berühmte Seidenfärber, die selbst die Auf- merksamkeit der Italiäner und Engländer auf sich zogen, indem sie im Schwarzen selbst die erstern übertrafen, und im Grünen und Blauen einen hohen Grad der Vollkommenheit erreich- ten.
heimniſſe der Italiaͤner auszuforſchen, und ihre Erfindung des Filatorium auch fuͤr die Saͤchſiſchen Fabriken zu benutzen. Das Fila- torium iſt eine Maſchine, welche die Seide ab- windet und auch zwirnet. Es iſt zu Bologna, wo es erfunden worden; es iſt ſehr groß, koſt- bar und muͤhſam, iſt ſehr zuſammengeſetzt, und beſtehet aus vielen Zaͤhnen und Getrieben. Die Italiaͤner halten es ſehr geheim, und es ſoll bey Strafe des Haͤngens verboten ſeyn, daſſ[e]lbe Jemandem zu zeigen. Dennoch fand Becher dergleichen zu Muͤnchen, welches aber wegen der Unterhaltungskoſten, welche ſehr hoch ſich beliefen, nicht geachtet wurde. Indeſſen beweiſt dieſes, daß man im vorigen Jahrhun- derte im Bayeriſchen auf die Seidenmanufac- turen bedacht geweſen ſeyn muß. Auch die er- waͤhnte Rabiſche gelangte durch ausgeſchickte genaue Beobachter zu dieſer Erfindung, und legte ein Filatorium nach dem zu Bologna zu
Torgau
waren, und an jeder Haͤlfte waren 6 Leute an- geſtellet; wiewohl dieſe Erfindung nur fuͤr die groͤbere, aber nicht fuͤr die feinere Seide nutz- bar war. Ueberhaupt beſchaͤftigte und naͤhrte dieſe Manufactur auf 900 Menſchen. Sie hat- te 7 Muͤhlen, den Aufzug zu machen, und zwey beruͤhmte Seidenfaͤrber, die ſelbſt die Auf- merkſamkeit der Italiaͤner und Englaͤnder auf ſich zogen, indem ſie im Schwarzen ſelbſt die erſtern uͤbertrafen, und im Gruͤnen und Blauen einen hohen Grad der Vollkommenheit erreich- ten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0322"n="296"/>
heimniſſe der Italiaͤner auszuforſchen, und<lb/>
ihre Erfindung des Filatorium auch fuͤr die<lb/>
Saͤchſiſchen Fabriken zu benutzen. Das Fila-<lb/>
torium iſt eine Maſchine, welche die Seide ab-<lb/>
windet und auch zwirnet. Es iſt zu Bologna,<lb/>
wo es erfunden worden; es iſt ſehr groß, koſt-<lb/>
bar und muͤhſam, iſt ſehr zuſammengeſetzt, und<lb/>
beſtehet aus vielen Zaͤhnen und Getrieben.<lb/>
Die Italiaͤner halten es ſehr geheim, und es<lb/>ſoll bey Strafe des Haͤngens verboten ſeyn,<lb/>
daſſ<supplied>e</supplied>lbe Jemandem zu zeigen. Dennoch fand<lb/>
Becher dergleichen zu Muͤnchen, welches aber<lb/>
wegen der Unterhaltungskoſten, welche ſehr hoch<lb/>ſich beliefen, nicht geachtet wurde. Indeſſen<lb/>
beweiſt dieſes, daß man im vorigen Jahrhun-<lb/>
derte im Bayeriſchen auf die Seidenmanufac-<lb/>
turen bedacht geweſen ſeyn muß. Auch die er-<lb/>
waͤhnte Rabiſche gelangte durch ausgeſchickte<lb/>
genaue Beobachter zu dieſer Erfindung, und<lb/>
legte ein Filatorium nach dem zu Bologna zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Torgau</fw><lb/><notexml:id="seg2pn_23_2"prev="#seg2pn_23_1"place="foot"n="f)">waren, und an jeder Haͤlfte waren 6 Leute an-<lb/>
geſtellet; wiewohl dieſe Erfindung nur fuͤr die<lb/>
groͤbere, aber nicht fuͤr die feinere Seide nutz-<lb/>
bar war. Ueberhaupt beſchaͤftigte und naͤhrte<lb/>
dieſe Manufactur auf 900 Menſchen. Sie hat-<lb/>
te 7 Muͤhlen, den Aufzug zu machen, und<lb/>
zwey beruͤhmte Seidenfaͤrber, die ſelbſt die Auf-<lb/>
merkſamkeit der Italiaͤner und Englaͤnder auf<lb/>ſich zogen, indem ſie im Schwarzen ſelbſt die<lb/>
erſtern uͤbertrafen, und im Gruͤnen und Blauen<lb/>
einen hohen Grad der Vollkommenheit erreich-<lb/>
ten.</note><lb/></p></div></body></text></TEI>
[296/0322]
heimniſſe der Italiaͤner auszuforſchen, und
ihre Erfindung des Filatorium auch fuͤr die
Saͤchſiſchen Fabriken zu benutzen. Das Fila-
torium iſt eine Maſchine, welche die Seide ab-
windet und auch zwirnet. Es iſt zu Bologna,
wo es erfunden worden; es iſt ſehr groß, koſt-
bar und muͤhſam, iſt ſehr zuſammengeſetzt, und
beſtehet aus vielen Zaͤhnen und Getrieben.
Die Italiaͤner halten es ſehr geheim, und es
ſoll bey Strafe des Haͤngens verboten ſeyn,
daſſelbe Jemandem zu zeigen. Dennoch fand
Becher dergleichen zu Muͤnchen, welches aber
wegen der Unterhaltungskoſten, welche ſehr hoch
ſich beliefen, nicht geachtet wurde. Indeſſen
beweiſt dieſes, daß man im vorigen Jahrhun-
derte im Bayeriſchen auf die Seidenmanufac-
turen bedacht geweſen ſeyn muß. Auch die er-
waͤhnte Rabiſche gelangte durch ausgeſchickte
genaue Beobachter zu dieſer Erfindung, und
legte ein Filatorium nach dem zu Bologna zu
Torgau
f)
f) waren, und an jeder Haͤlfte waren 6 Leute an-
geſtellet; wiewohl dieſe Erfindung nur fuͤr die
groͤbere, aber nicht fuͤr die feinere Seide nutz-
bar war. Ueberhaupt beſchaͤftigte und naͤhrte
dieſe Manufactur auf 900 Menſchen. Sie hat-
te 7 Muͤhlen, den Aufzug zu machen, und
zwey beruͤhmte Seidenfaͤrber, die ſelbſt die Auf-
merkſamkeit der Italiaͤner und Englaͤnder auf
ſich zogen, indem ſie im Schwarzen ſelbſt die
erſtern uͤbertrafen, und im Gruͤnen und Blauen
einen hohen Grad der Vollkommenheit erreich-
ten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/322>, abgerufen am 19.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.