Thierchen noch die in den Gewächsen befindliche Triebkraft zum Wachsthum und Zeugen ent- hält; denn ich fand auch in der Erde, wo die- se brandigten Körner gesteckt waren, keine Spur von Keim oder Insecten." Endlich können auch viel Erscheinungen aus dieser Meynung gar nicht erklärt werden. Woher, wenn dieses die Ursache ist, der üppige Wuchs der Halme, den ich oft in brandigem Getraide, sonderlich bey Ha- fer und Gerste fand? Wie ist es erklärlich, daß der Brand zuweilen nur eine oder einige Aeh- ren eines Getraidestocks trifft, da hingegen andere an dem nämlichen gesund und vollkom- men sind? Woher kommt es, daß in einzeln Aehren einige Körner gesund, andere brandig sind? ja, daß selbst einzelne Körner halb bran- dig halb gesund sind? zuweilen nur erst Ansaz zum Brande unten, wo sie auf den Stiel aufsi- tzen, zeigen, der übrige Theil aber gesund ist? Eine ähnliche Meinung behauptete H. Schütz zu Sachsenhausen. v) Eine der vorzüglichen neu- en Hypothesen hierüber, die noch viele Verthei- diger hat, dankt ihren Ursprung dem Hausva- ter. Der B. von Münchhausen trug sie in sei- nem für die Oekonomie so wichtigen Werke an vielen Orten zerstreuet vor. x) Er leitete den
Brand
v) Leipz. Intell. Bl. von 1767. S. 131.
x) S. Hausvater I, 151, 329, 334. II, 751. III, 899. und die Vorrede zum zweyten Stück des ersten Theils. Auch von Linne bestätiget diese Meinung in Ameenit. acad. 177. S. 395.
Thierchen noch die in den Gewaͤchſen befindliche Triebkraft zum Wachsthum und Zeugen ent- haͤlt; denn ich fand auch in der Erde, wo die- ſe brandigten Koͤrner geſteckt waren, keine Spur von Keim oder Inſecten.“ Endlich koͤnnen auch viel Erſcheinungen aus dieſer Meynung gar nicht erklaͤrt werden. Woher, wenn dieſes die Urſache iſt, der uͤppige Wuchs der Halme, den ich oft in brandigem Getraide, ſonderlich bey Ha- fer und Gerſte fand? Wie iſt es erklaͤrlich, daß der Brand zuweilen nur eine oder einige Aeh- ren eines Getraideſtocks trifft, da hingegen andere an dem naͤmlichen geſund und vollkom- men ſind? Woher kommt es, daß in einzeln Aehren einige Koͤrner geſund, andere brandig ſind? ja, daß ſelbſt einzelne Koͤrner halb bran- dig halb geſund ſind? zuweilen nur erſt Anſaz zum Brande unten, wo ſie auf den Stiel aufſi- tzen, zeigen, der uͤbrige Theil aber geſund iſt? Eine aͤhnliche Meinung behauptete H. Schuͤtz zu Sachſenhauſen. v) Eine der vorzuͤglichen neu- en Hypotheſen hieruͤber, die noch viele Verthei- diger hat, dankt ihren Urſprung dem Hausva- ter. Der B. von Muͤnchhauſen trug ſie in ſei- nem fuͤr die Oekonomie ſo wichtigen Werke an vielen Orten zerſtreuet vor. x) Er leitete den
Brand
v) Leipz. Intell. Bl. von 1767. S. 131.
x) S. Hausvater I, 151, 329, 334. II, 751. III, 899. und die Vorrede zum zweyten Stuͤck des erſten Theils. Auch von Linne beſtaͤtiget dieſe Meinung in Ameenit. acad. 177. S. 395.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0167"n="141"/>
Thierchen noch die in den Gewaͤchſen befindliche<lb/>
Triebkraft zum Wachsthum und Zeugen ent-<lb/>
haͤlt; denn ich fand auch in der Erde, wo die-<lb/>ſe brandigten Koͤrner geſteckt waren, keine<lb/>
Spur von Keim oder Inſecten.“ Endlich koͤnnen<lb/>
auch viel Erſcheinungen aus dieſer Meynung gar<lb/>
nicht erklaͤrt werden. Woher, wenn dieſes die<lb/>
Urſache iſt, der uͤppige Wuchs der Halme, den<lb/>
ich oft in brandigem Getraide, ſonderlich bey Ha-<lb/>
fer und Gerſte fand? Wie iſt es erklaͤrlich, daß<lb/>
der Brand zuweilen nur eine oder einige Aeh-<lb/>
ren eines Getraideſtocks trifft, da hingegen<lb/>
andere an dem naͤmlichen geſund und vollkom-<lb/>
men ſind? Woher kommt es, daß in einzeln<lb/>
Aehren einige Koͤrner geſund, andere brandig<lb/>ſind? ja, daß ſelbſt einzelne Koͤrner halb bran-<lb/>
dig halb geſund ſind? zuweilen nur erſt Anſaz<lb/>
zum Brande unten, wo ſie auf den Stiel aufſi-<lb/>
tzen, zeigen, der uͤbrige Theil aber geſund iſt?<lb/>
Eine aͤhnliche Meinung behauptete H. Schuͤtz<lb/>
zu Sachſenhauſen. <noteplace="foot"n="v)">Leipz. Intell. Bl. von 1767. S. 131.</note> Eine der vorzuͤglichen neu-<lb/>
en Hypotheſen hieruͤber, die noch viele Verthei-<lb/>
diger hat, dankt ihren Urſprung dem Hausva-<lb/>
ter. Der B. von Muͤnchhauſen trug ſie in ſei-<lb/>
nem fuͤr die Oekonomie ſo wichtigen Werke an<lb/>
vielen Orten zerſtreuet vor. <noteplace="foot"n="x)">S. Hausvater <hirendition="#aq">I,</hi> 151, 329, 334. <hirendition="#aq">II,</hi> 751. <hirendition="#aq">III,</hi><lb/>
899. und die Vorrede zum zweyten Stuͤck des<lb/>
erſten Theils. Auch von Linne beſtaͤtiget dieſe<lb/>
Meinung in <hirendition="#aq">Ameenit. acad.</hi> 177. S. 395.</note> Er leitete den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Brand</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[141/0167]
Thierchen noch die in den Gewaͤchſen befindliche
Triebkraft zum Wachsthum und Zeugen ent-
haͤlt; denn ich fand auch in der Erde, wo die-
ſe brandigten Koͤrner geſteckt waren, keine
Spur von Keim oder Inſecten.“ Endlich koͤnnen
auch viel Erſcheinungen aus dieſer Meynung gar
nicht erklaͤrt werden. Woher, wenn dieſes die
Urſache iſt, der uͤppige Wuchs der Halme, den
ich oft in brandigem Getraide, ſonderlich bey Ha-
fer und Gerſte fand? Wie iſt es erklaͤrlich, daß
der Brand zuweilen nur eine oder einige Aeh-
ren eines Getraideſtocks trifft, da hingegen
andere an dem naͤmlichen geſund und vollkom-
men ſind? Woher kommt es, daß in einzeln
Aehren einige Koͤrner geſund, andere brandig
ſind? ja, daß ſelbſt einzelne Koͤrner halb bran-
dig halb geſund ſind? zuweilen nur erſt Anſaz
zum Brande unten, wo ſie auf den Stiel aufſi-
tzen, zeigen, der uͤbrige Theil aber geſund iſt?
Eine aͤhnliche Meinung behauptete H. Schuͤtz
zu Sachſenhauſen. v) Eine der vorzuͤglichen neu-
en Hypotheſen hieruͤber, die noch viele Verthei-
diger hat, dankt ihren Urſprung dem Hausva-
ter. Der B. von Muͤnchhauſen trug ſie in ſei-
nem fuͤr die Oekonomie ſo wichtigen Werke an
vielen Orten zerſtreuet vor. x) Er leitete den
Brand
v) Leipz. Intell. Bl. von 1767. S. 131.
x) S. Hausvater I, 151, 329, 334. II, 751. III,
899. und die Vorrede zum zweyten Stuͤck des
erſten Theils. Auch von Linne beſtaͤtiget dieſe
Meinung in Ameenit. acad. 177. S. 395.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/167>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.