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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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damaligen allgemeinen politischen Constellation für ihn noch
unangenehmer als die Conti's erscheinen mußte.

Auch diese Vorgänge bedürfen noch einer näheren Auf-
klärung, namentlich in Betreff des Verhaltens der Polen selbst 1).
Unzweifelhaft aber beweisen sie, daß keine der beiden in Europa
einander gegenüber stehenden Staatengruppen Polen aus dem
Auge verlor; sie waren nur die Vorspiele ihrer noch ernsteren
Anstrengungen, um ihren Einfluß dort zur Herrschaft zu bringen.
Im Sommer 1752 -- im Herbst stand ein neuer Reichstag
in Polen bevor -- schickten England und Frankreich fast gleich-
zeitig neue Gesandten nach Warschau: England, um den Zu-
tritt der Republik zu dem östreichisch-russischen Bündnisse vom
2. Juni 1746, welchem es selbst, ohne dessen geheimen,
gegen Preußen gerichteten Artikel, beigetreten war, zu be-
wirken, Frankreich um diesen Zutritt mit allen Mitteln zu
hindern. Sir Hanbury Williams, ein entschiedener Gegner
Friedrichs II. und Freund Robert Walpole's, ein Lebemann
nach Art dieser Zeit, hatte zwar vielen und lebhaften Geist,
aber sein Blick und Urtheil waren nicht scharf. Seine starke
Einbildungskraft verleitete ihn bisweilen die Dinge in einem
ganz anderen Licht zu sehen, als sie in der That waren, und
seine Raschheit und Energie artete auch wohl in Reizbarkeit

1) Benoit fragte nach seinem Bericht vom 12. Juli 1752 den Pa-
latin von Belz, welche Ansicht dieser in Betreff des Projects der Czarto-
ryski habe, den Prinzen Karl von Lothringen dereinst auf den Thron
Polens zu erheben: Il repondit comme tous ceux, qui m'ont parle a
ce sujet m'ont dit, que c'etoit une chose, qui se tranoit depuis long
temps, mais que l'on n'en avoit jamais tant parle qu'a present, qu'a
Fraustadt on lui avoit tenu des longs discours sur ce chapitre, et
que tout bien considere il paroissoit assez clairement, que la famille
de Czartoryski ne faisoit pas peu de fond sur un evenement, qui ne
manqueroit pas de leur donner un nouveau lustre et de reveler l'autho-
rite, qu'ils avoient dans ce royaume; que leur fille etant en age de
se marier, on auroit sans doute deja trouve des parties considerables
pour elle, si l'ambition de la voir reine, ne les alienoit de plus en
plus. Le grand marechal me dit la meme chose a cet egard. Cepen-
dant on ajoute que selon toute apparence on n'en parleroit jamais du
vivant de ce roi.

damaligen allgemeinen politiſchen Conſtellation für ihn noch
unangenehmer als die Conti’s erſcheinen mußte.

Auch dieſe Vorgänge bedürfen noch einer näheren Auf-
klärung, namentlich in Betreff des Verhaltens der Polen ſelbſt 1).
Unzweifelhaft aber beweiſen ſie, daß keine der beiden in Europa
einander gegenüber ſtehenden Staatengruppen Polen aus dem
Auge verlor; ſie waren nur die Vorſpiele ihrer noch ernſteren
Anſtrengungen, um ihren Einfluß dort zur Herrſchaft zu bringen.
Im Sommer 1752 — im Herbſt ſtand ein neuer Reichstag
in Polen bevor — ſchickten England und Frankreich faſt gleich-
zeitig neue Geſandten nach Warſchau: England, um den Zu-
tritt der Republik zu dem öſtreichiſch-ruſſiſchen Bündniſſe vom
2. Juni 1746, welchem es ſelbſt, ohne deſſen geheimen,
gegen Preußen gerichteten Artikel, beigetreten war, zu be-
wirken, Frankreich um dieſen Zutritt mit allen Mitteln zu
hindern. Sir Hanbury Williams, ein entſchiedener Gegner
Friedrichs II. und Freund Robert Walpole’s, ein Lebemann
nach Art dieſer Zeit, hatte zwar vielen und lebhaften Geiſt,
aber ſein Blick und Urtheil waren nicht ſcharf. Seine ſtarke
Einbildungskraft verleitete ihn bisweilen die Dinge in einem
ganz anderen Licht zu ſehen, als ſie in der That waren, und
ſeine Raſchheit und Energie artete auch wohl in Reizbarkeit

1) Benoit fragte nach ſeinem Bericht vom 12. Juli 1752 den Pa-
latin von Belz, welche Anſicht dieſer in Betreff des Projects der Czarto-
ryski habe, den Prinzen Karl von Lothringen dereinſt auf den Thron
Polens zu erheben: Il repondit comme tous ceux, qui m’ont parlé à
ce sujet m’ont dit, que c’étoit une chose, qui se tranoit depuis long
temps, mais que l’on n’en avoit jamais tant parlé qu’à present, qu’à
Fraustadt on lui avoit tenu des longs discours sur ce chapitre, et
que tout bien consideré il paroissoit assez clairement, que la famille
de Czartoryski ne faisoit pas peu de fond sur un evenement, qui ne
manqueroit pas de leur donner un nouveau lustre et de reveler l’autho-
rité, qu’ils avoient dans ce royaume; que leur fille étant en age de
se marier, on auroit sans doute deja trouvé des parties considerables
pour elle, si l’ambition de la voir reine, ne les alienoit de plus en
plus. Le grand marechal me dit la même chose à cet egard. Cepen-
dant on ajoute que selon toute apparence on n’en parleroit jamais du
vivant de ce roi.
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[87/0101] damaligen allgemeinen politiſchen Conſtellation für ihn noch unangenehmer als die Conti’s erſcheinen mußte. Auch dieſe Vorgänge bedürfen noch einer näheren Auf- klärung, namentlich in Betreff des Verhaltens der Polen ſelbſt 1). Unzweifelhaft aber beweiſen ſie, daß keine der beiden in Europa einander gegenüber ſtehenden Staatengruppen Polen aus dem Auge verlor; ſie waren nur die Vorſpiele ihrer noch ernſteren Anſtrengungen, um ihren Einfluß dort zur Herrſchaft zu bringen. Im Sommer 1752 — im Herbſt ſtand ein neuer Reichstag in Polen bevor — ſchickten England und Frankreich faſt gleich- zeitig neue Geſandten nach Warſchau: England, um den Zu- tritt der Republik zu dem öſtreichiſch-ruſſiſchen Bündniſſe vom 2. Juni 1746, welchem es ſelbſt, ohne deſſen geheimen, gegen Preußen gerichteten Artikel, beigetreten war, zu be- wirken, Frankreich um dieſen Zutritt mit allen Mitteln zu hindern. Sir Hanbury Williams, ein entſchiedener Gegner Friedrichs II. und Freund Robert Walpole’s, ein Lebemann nach Art dieſer Zeit, hatte zwar vielen und lebhaften Geiſt, aber ſein Blick und Urtheil waren nicht ſcharf. Seine ſtarke Einbildungskraft verleitete ihn bisweilen die Dinge in einem ganz anderen Licht zu ſehen, als ſie in der That waren, und ſeine Raſchheit und Energie artete auch wohl in Reizbarkeit 1) Benoit fragte nach ſeinem Bericht vom 12. Juli 1752 den Pa- latin von Belz, welche Anſicht dieſer in Betreff des Projects der Czarto- ryski habe, den Prinzen Karl von Lothringen dereinſt auf den Thron Polens zu erheben: Il repondit comme tous ceux, qui m’ont parlé à ce sujet m’ont dit, que c’étoit une chose, qui se tranoit depuis long temps, mais que l’on n’en avoit jamais tant parlé qu’à present, qu’à Fraustadt on lui avoit tenu des longs discours sur ce chapitre, et que tout bien consideré il paroissoit assez clairement, que la famille de Czartoryski ne faisoit pas peu de fond sur un evenement, qui ne manqueroit pas de leur donner un nouveau lustre et de reveler l’autho- rité, qu’ils avoient dans ce royaume; que leur fille étant en age de se marier, on auroit sans doute deja trouvé des parties considerables pour elle, si l’ambition de la voir reine, ne les alienoit de plus en plus. Le grand marechal me dit la même chose à cet egard. Cepen- dant on ajoute que selon toute apparence on n’en parleroit jamais du vivant de ce roi.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/101>, abgerufen am 23.11.2024.