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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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werden Eisenbahnausbesserungswerke und Eisenbahnbetriebswerke genannt.

In großen W. werden die Werkzeug-, insbesondere die Spezialmaschinen sowie die Förder- und Hebevorrichtungen wirtschaftlicher ausgenutzt als in kleinen. W. von etwa 2000 Arbeitern lassen sich noch von einem Leiter übersehen.

Die Betriebswerkstätten (auch Heizhauswerkstätten genannt) sind auf größeren Lokomotivstationen anzulegen. Betriebswerkstätten für Güterwagen sind dort erforderlich, wo viele Wagenbeschädigungen durch das Verschiebegeschäft entstehen, Betriebswerkstätten für Personenwagen auf großen Personenzugbildungsstationen. Hauptwerkstätten für Lokomotiven und Personenwagen werden möglichst in der Nähe großer Städte angelegt, um Arbeiterersatz und Arbeiterwohngelegenheiten zu sichern. Die höheren Anlagekosten der W. werden durch Wegfall des Baues und der Verwaltung großer Arbeiterkolonien aufgewogen, die höheren Löhne durch bessere Arbeit der besser geschulten Handwerker. Längere Wege dieser Fahrzeuge zu und von den W. spielen keine ausschlaggebende Rolle, weil sie bei geordnetem Betriebe den Hauptwerkstätten nur selten (ein- bis zweimal jährlich) zugeführt werden sollten.

Hauptwerkstätten für Güterwagen müssen dagegen in der Nähe der Bahnhöfe ihres natürlichen Zu- und Ablaufes angelegt werden, um Beförderungskosten und Zeitversäumnisse möglichst niedrig zu halten. Bei den im allgemeinen kurzen Ausbesserungszeiten dieser Fahrzeuge sind die Beförderungszeiten und Wege ausschlaggebend.

§ 63 der TV.:

"Durch Anlage eigener, angemessen auszustattender W. ist für den sicheren und schnellen Vollzug der Arbeiten zur Unterhaltung der Fahrzeuge zu sorgen.

Diese W. sind an den Hauptpunkten des Verkehrs einzurichten; bei neuen Anlagen ist die Möglichkeit einer späteren Ausdehnung zu berücksichtigen."

II. Aufgaben und Gliederung.

Die Aufgaben der W. bestehen wie angedeutet in:

1. Unterhaltung der Lokomotiven und Tender,

2. Unterhaltung der Wagen,

3. Unterhaltung der maschinellen Anlagen, Weichen, Drehscheiben, Schiebebühnen, Wasserwerke, Krane, Wiegevorrichtungen.

Bei großem Fahrzeugbestand sind besondere W. für Lokomotiven, Personen- und Güterwagen zu empfehlen. Diese Sonderung wird n Deutschland seit zwei Jahrzehnten angewendet, weil sie zu sehr übersichtlichem Betriebe führt.

Die Abteilung für Unterhaltung der maschinellen Anlagen sollte besser einer größeren Betriebswerkstätte angegliedert werden, da sie in engstem Zusammenhange mit dem Betriebe steht. Soweit sie bisher an die Haupt- und Nebenwerkstätten angegliedert wurde, war die Mitbenutzung der größeren Werkzeugmaschinen bestimmend. Der fortgeschrittene Vorrats- und Austauschbau ermöglicht das Bereithalten sofort verwendbarer Ersatzteile und die Wiederherstellung auch besonders schwieriger Einzelteile in jedem geeigneten Bahn- oder Privatwerk. Die Abtrennung dieser Abteilung insbesondere der platzraubenden Weichenwerkstatt führt gleichfalls zu der erstrebenswerten Vereinfachung der W. und der besseren Pflege der Fahrzeugunterhaltung.

Die Arbeiten an den zu unterhaltenden Lokomotiven zerfallen in:

1. Die allgemeine Hauptausbesserung mit Achswechsel (Ausbinden aller Achsen zwecks Ausbesserung), Ausbessern aller Einzelteile und Beseitigen leichter Kesselschäden. Der Arbeitsgang ist etwa folgender:

Nach Ablieferung aller Geräte am Geräteschuppen zum Ausbessern und Lagern werden Tender und Lokomotive äußerlich mit heißem Wasser unter hohem Druck abgespritzt. Aschkasten, Feuerbüchse und Rauchkammer gereinigt.

In der Halle wird die Lokomotive mit Kranen, vereinzelt noch mit Hebeböcken, nach Beseitigung der hindernden Bremsteile, Stangen u. s. w. von den Achsen gehoben, auf kleine Schraubenstützen, die auf gemeinsamen Querträgern ruhen, abgesetzt und zum Nachmessen des Achsstandes und der Zylinderlage in wagerechte Lage gebracht. Die noch schmutzigen Einzelteile, auch ganze Drehgestelle werden in der Abkocherei gereinigt. Der Hauptrahmen wird auf Anbrüche untersucht und instand gesetzt. Unrunde, riefige oder sonst beschädigte Dampfzylinder werden ausgebohrt, riefige Schieberspiegel abgerichtet, Dichtungsflächen nachgearbeitet oder ersetzt, Sitzflächen für die Lager in den Trieb- und Kuppelstangen nachgearbeitet (geschliffen), Stangen und Achslager ausgegossen, Sitzflächen der Stangenlager und Gleitstücke der Achslager ausgefüttert. Zum Instandsetzen der Radsätze gehört: Nachdrehen der Radreifen, Ersatz loser und schwacher Radreifen, sorgfältiges Prüfen der Achsen, insbesondere der Achsschenkel auf Anbrüche, Prüfen der Kurbelzapfen auf richtige Winkelstellung, Nachschleifen der Achsschenkel und Kurbelzapfen. Die Blattfedern sind auf Bruchstellen

werden Eisenbahnausbesserungswerke und Eisenbahnbetriebswerke genannt.

In großen W. werden die Werkzeug-, insbesondere die Spezialmaschinen sowie die Förder- und Hebevorrichtungen wirtschaftlicher ausgenutzt als in kleinen. W. von etwa 2000 Arbeitern lassen sich noch von einem Leiter übersehen.

Die Betriebswerkstätten (auch Heizhauswerkstätten genannt) sind auf größeren Lokomotivstationen anzulegen. Betriebswerkstätten für Güterwagen sind dort erforderlich, wo viele Wagenbeschädigungen durch das Verschiebegeschäft entstehen, Betriebswerkstätten für Personenwagen auf großen Personenzugbildungsstationen. Hauptwerkstätten für Lokomotiven und Personenwagen werden möglichst in der Nähe großer Städte angelegt, um Arbeiterersatz und Arbeiterwohngelegenheiten zu sichern. Die höheren Anlagekosten der W. werden durch Wegfall des Baues und der Verwaltung großer Arbeiterkolonien aufgewogen, die höheren Löhne durch bessere Arbeit der besser geschulten Handwerker. Längere Wege dieser Fahrzeuge zu und von den W. spielen keine ausschlaggebende Rolle, weil sie bei geordnetem Betriebe den Hauptwerkstätten nur selten (ein- bis zweimal jährlich) zugeführt werden sollten.

Hauptwerkstätten für Güterwagen müssen dagegen in der Nähe der Bahnhöfe ihres natürlichen Zu- und Ablaufes angelegt werden, um Beförderungskosten und Zeitversäumnisse möglichst niedrig zu halten. Bei den im allgemeinen kurzen Ausbesserungszeiten dieser Fahrzeuge sind die Beförderungszeiten und Wege ausschlaggebend.

§ 63 der TV.:

„Durch Anlage eigener, angemessen auszustattender W. ist für den sicheren und schnellen Vollzug der Arbeiten zur Unterhaltung der Fahrzeuge zu sorgen.

Diese W. sind an den Hauptpunkten des Verkehrs einzurichten; bei neuen Anlagen ist die Möglichkeit einer späteren Ausdehnung zu berücksichtigen.“

II. Aufgaben und Gliederung.

Die Aufgaben der W. bestehen wie angedeutet in:

1. Unterhaltung der Lokomotiven und Tender,

2. Unterhaltung der Wagen,

3. Unterhaltung der maschinellen Anlagen, Weichen, Drehscheiben, Schiebebühnen, Wasserwerke, Krane, Wiegevorrichtungen.

Bei großem Fahrzeugbestand sind besondere W. für Lokomotiven, Personen- und Güterwagen zu empfehlen. Diese Sonderung wird n Deutschland seit zwei Jahrzehnten angewendet, weil sie zu sehr übersichtlichem Betriebe führt.

Die Abteilung für Unterhaltung der maschinellen Anlagen sollte besser einer größeren Betriebswerkstätte angegliedert werden, da sie in engstem Zusammenhange mit dem Betriebe steht. Soweit sie bisher an die Haupt- und Nebenwerkstätten angegliedert wurde, war die Mitbenutzung der größeren Werkzeugmaschinen bestimmend. Der fortgeschrittene Vorrats- und Austauschbau ermöglicht das Bereithalten sofort verwendbarer Ersatzteile und die Wiederherstellung auch besonders schwieriger Einzelteile in jedem geeigneten Bahn- oder Privatwerk. Die Abtrennung dieser Abteilung insbesondere der platzraubenden Weichenwerkstatt führt gleichfalls zu der erstrebenswerten Vereinfachung der W. und der besseren Pflege der Fahrzeugunterhaltung.

Die Arbeiten an den zu unterhaltenden Lokomotiven zerfallen in:

1. Die allgemeine Hauptausbesserung mit Achswechsel (Ausbinden aller Achsen zwecks Ausbesserung), Ausbessern aller Einzelteile und Beseitigen leichter Kesselschäden. Der Arbeitsgang ist etwa folgender:

Nach Ablieferung aller Geräte am Geräteschuppen zum Ausbessern und Lagern werden Tender und Lokomotive äußerlich mit heißem Wasser unter hohem Druck abgespritzt. Aschkasten, Feuerbüchse und Rauchkammer gereinigt.

In der Halle wird die Lokomotive mit Kranen, vereinzelt noch mit Hebeböcken, nach Beseitigung der hindernden Bremsteile, Stangen u. s. w. von den Achsen gehoben, auf kleine Schraubenstützen, die auf gemeinsamen Querträgern ruhen, abgesetzt und zum Nachmessen des Achsstandes und der Zylinderlage in wagerechte Lage gebracht. Die noch schmutzigen Einzelteile, auch ganze Drehgestelle werden in der Abkocherei gereinigt. Der Hauptrahmen wird auf Anbrüche untersucht und instand gesetzt. Unrunde, riefige oder sonst beschädigte Dampfzylinder werden ausgebohrt, riefige Schieberspiegel abgerichtet, Dichtungsflächen nachgearbeitet oder ersetzt, Sitzflächen für die Lager in den Trieb- und Kuppelstangen nachgearbeitet (geschliffen), Stangen und Achslager ausgegossen, Sitzflächen der Stangenlager und Gleitstücke der Achslager ausgefüttert. Zum Instandsetzen der Radsätze gehört: Nachdrehen der Radreifen, Ersatz loser und schwacher Radreifen, sorgfältiges Prüfen der Achsen, insbesondere der Achsschenkel auf Anbrüche, Prüfen der Kurbelzapfen auf richtige Winkelstellung, Nachschleifen der Achsschenkel und Kurbelzapfen. Die Blattfedern sind auf Bruchstellen

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[326/0341] werden Eisenbahnausbesserungswerke und Eisenbahnbetriebswerke genannt. In großen W. werden die Werkzeug-, insbesondere die Spezialmaschinen sowie die Förder- und Hebevorrichtungen wirtschaftlicher ausgenutzt als in kleinen. W. von etwa 2000 Arbeitern lassen sich noch von einem Leiter übersehen. Die Betriebswerkstätten (auch Heizhauswerkstätten genannt) sind auf größeren Lokomotivstationen anzulegen. Betriebswerkstätten für Güterwagen sind dort erforderlich, wo viele Wagenbeschädigungen durch das Verschiebegeschäft entstehen, Betriebswerkstätten für Personenwagen auf großen Personenzugbildungsstationen. Hauptwerkstätten für Lokomotiven und Personenwagen werden möglichst in der Nähe großer Städte angelegt, um Arbeiterersatz und Arbeiterwohngelegenheiten zu sichern. Die höheren Anlagekosten der W. werden durch Wegfall des Baues und der Verwaltung großer Arbeiterkolonien aufgewogen, die höheren Löhne durch bessere Arbeit der besser geschulten Handwerker. Längere Wege dieser Fahrzeuge zu und von den W. spielen keine ausschlaggebende Rolle, weil sie bei geordnetem Betriebe den Hauptwerkstätten nur selten (ein- bis zweimal jährlich) zugeführt werden sollten. Hauptwerkstätten für Güterwagen müssen dagegen in der Nähe der Bahnhöfe ihres natürlichen Zu- und Ablaufes angelegt werden, um Beförderungskosten und Zeitversäumnisse möglichst niedrig zu halten. Bei den im allgemeinen kurzen Ausbesserungszeiten dieser Fahrzeuge sind die Beförderungszeiten und Wege ausschlaggebend. § 63 der TV.: „Durch Anlage eigener, angemessen auszustattender W. ist für den sicheren und schnellen Vollzug der Arbeiten zur Unterhaltung der Fahrzeuge zu sorgen. Diese W. sind an den Hauptpunkten des Verkehrs einzurichten; bei neuen Anlagen ist die Möglichkeit einer späteren Ausdehnung zu berücksichtigen.“ II. Aufgaben und Gliederung. Die Aufgaben der W. bestehen wie angedeutet in: 1. Unterhaltung der Lokomotiven und Tender, 2. Unterhaltung der Wagen, 3. Unterhaltung der maschinellen Anlagen, Weichen, Drehscheiben, Schiebebühnen, Wasserwerke, Krane, Wiegevorrichtungen. Bei großem Fahrzeugbestand sind besondere W. für Lokomotiven, Personen- und Güterwagen zu empfehlen. Diese Sonderung wird n Deutschland seit zwei Jahrzehnten angewendet, weil sie zu sehr übersichtlichem Betriebe führt. Die Abteilung für Unterhaltung der maschinellen Anlagen sollte besser einer größeren Betriebswerkstätte angegliedert werden, da sie in engstem Zusammenhange mit dem Betriebe steht. Soweit sie bisher an die Haupt- und Nebenwerkstätten angegliedert wurde, war die Mitbenutzung der größeren Werkzeugmaschinen bestimmend. Der fortgeschrittene Vorrats- und Austauschbau ermöglicht das Bereithalten sofort verwendbarer Ersatzteile und die Wiederherstellung auch besonders schwieriger Einzelteile in jedem geeigneten Bahn- oder Privatwerk. Die Abtrennung dieser Abteilung insbesondere der platzraubenden Weichenwerkstatt führt gleichfalls zu der erstrebenswerten Vereinfachung der W. und der besseren Pflege der Fahrzeugunterhaltung. Die Arbeiten an den zu unterhaltenden Lokomotiven zerfallen in: 1. Die allgemeine Hauptausbesserung mit Achswechsel (Ausbinden aller Achsen zwecks Ausbesserung), Ausbessern aller Einzelteile und Beseitigen leichter Kesselschäden. Der Arbeitsgang ist etwa folgender: Nach Ablieferung aller Geräte am Geräteschuppen zum Ausbessern und Lagern werden Tender und Lokomotive äußerlich mit heißem Wasser unter hohem Druck abgespritzt. Aschkasten, Feuerbüchse und Rauchkammer gereinigt. In der Halle wird die Lokomotive mit Kranen, vereinzelt noch mit Hebeböcken, nach Beseitigung der hindernden Bremsteile, Stangen u. s. w. von den Achsen gehoben, auf kleine Schraubenstützen, die auf gemeinsamen Querträgern ruhen, abgesetzt und zum Nachmessen des Achsstandes und der Zylinderlage in wagerechte Lage gebracht. Die noch schmutzigen Einzelteile, auch ganze Drehgestelle werden in der Abkocherei gereinigt. Der Hauptrahmen wird auf Anbrüche untersucht und instand gesetzt. Unrunde, riefige oder sonst beschädigte Dampfzylinder werden ausgebohrt, riefige Schieberspiegel abgerichtet, Dichtungsflächen nachgearbeitet oder ersetzt, Sitzflächen für die Lager in den Trieb- und Kuppelstangen nachgearbeitet (geschliffen), Stangen und Achslager ausgegossen, Sitzflächen der Stangenlager und Gleitstücke der Achslager ausgefüttert. Zum Instandsetzen der Radsätze gehört: Nachdrehen der Radreifen, Ersatz loser und schwacher Radreifen, sorgfältiges Prüfen der Achsen, insbesondere der Achsschenkel auf Anbrüche, Prüfen der Kurbelzapfen auf richtige Winkelstellung, Nachschleifen der Achsschenkel und Kurbelzapfen. Die Blattfedern sind auf Bruchstellen

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/341>, abgerufen am 25.11.2024.