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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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jedem Privatwerk möglichst nur noch eine bestimmte Fahrzeugart zur Ausbesserung zugeteilt.

Die Aufgaben der W. sind von Jahr zu Jahr umfangreicher und schwieriger geworden. Die Fahrzeuge arbeiten unter den ungünstigsten Bedingungen. Die Lokomotive kann nicht wie die ortsfeste Dampfmaschine auf festen Fundamenten in staubgeschütztem Räume arbeiten, sie muß vielmehr mit Geschwindigkeiten bis zu 100 km auf schwankendem Unterbau, Staub aufwirbelnd und an den Schienenverbindungen hammerartig aufschlagend, dahinrollen. Der Staub - bei nassem Wetter Brei von Wasser und Sand - dringt in Lager, Zapfen und Büchsen ein. Nur beste Wartung und Unterhaltung schützt sie vor baldiger Zerstörung. Auch die Arbeit an diesen verschmutzten ungleich abgenutzten Teilen ist schwieriger und unangenehmer als jede andere Ausbesserungsarbeit.

Der Wert der W. ist nicht überall genügend gewürdigt worden. Sie wurden vielfach als notwendiges Übel angesehen. Man sah nur, daß sie Ausgaben verursachten, nicht aber Einnahmen brachten. Ihre Verwaltung und Ausstattung entspricht wohl deshalb nicht überall der Bedeutung, die man ihnen im wirtschaftlichen Interesse beilegen muß. Erst die außerordentlich gewachsenen Ausgaben für die Unterhaltung der Fahrzeuge in den W. seit dem Kriegsende haben zu gründlicher Prüfung des Werkstättenbetriebs in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht veranlaßt; sie fordern ein Durchdringen der Verwaltung mit kaufmännisch-technischem Geiste. Die auch in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Verbesserungen an den Fahrzeugen sowie der umgestaltende Einfluß der elektrischen Kraftübertragung auf die Werkzeugmaschinen- und Fördereinrichtungen geben den W. ein völlig neues Gepräge. Es sei hier nur an die Einführung des Heißdampfes im Lokomotivbau, an den Bau eiserner Personenwagen, an die Unabhängigkeit elektrisch betriebener Werkzeugmaschinen von Wellenleitungen und Vorgelegen erinnert. Die Einführung leistungsfähiger Krane mit elektrischem Betrieb hat die Frage der Beförderung der Fahrzeuge über andere hinweg an Stelle der platzraubenden Schiebebühnen aufgerollt. Die mannigfaltigen Förderaufgaben werden in neueren W. fast ausschließlich durch maschinelle Einrichtungen gelöst, da menschliche Kräfte hierfür meistens auch nicht mehr ausreichen. Sei es auf Arbeits- oder Lagerplätzen, in W. oder Montagehallen, überall handelt es sich um Vereinfachen und Erleichtern des Verkehrs, um Beschleunigen der Erzeugung, Ausnützen der zu Gebote stehenden Räumlichkeiten bei hoher Beförderungsgeschwindigkeit und Betriebssicherheit. All diesen Anforderungen entspricht am besten der Laufkran in seinen verschiedenen Ausführungsarten. Von großer Bedeutung sind in neuerer Zeit auch die Magnetkrane geworden, die sich zur Beförderung von Schrott, Stabeisen, Blechen, Röhren ganz vorzüglich eignen.

Doch auch die Einzelarbeit stellt die W. vor neue Aufgaben: Wirtschaftliche Fertigung, Ausnützen aller maschinellen Einrichtungen, Fristarbeit, Verwenden der Menschen an richtiger Stelle auf Grund der Eignungsprüfung, Erfassen der Selbstkosten müssen vornehmste Aufgabe der Werkverwaltung werden.

Beim Durchbilden der Fahrzeuge muß mehr als bisher geachtet werden auf leichte und wirtschaftliche Wiederherstellbarkeit, auf Fortfall aller entbehrlichen Nebenausrüstungen, deren wirtschaftlicher Vorteil oft durch die Unterhaltungskosten aufgehoben wird. Beschränkung in der Zahl der Bauarten, Normung der Einzelteile werden schließlich mithelfen, den W. die mühevolle und schwierige Aufgabe der wirtschaftlichen Unterhaltung und Wiederherstellung der Fahrzeuge zu erleichtern.

I. Arbeitsbereich, Einteilung der W., Wahl des Anlageortes.

Die Entscheidung über den Arbeitsbereich der W. hängt von der Größe des Bahnunternehmens und der industriellen Entwicklung des Landes ab.

Um den Arbeitsbereich nicht unnötig zu erweitern, empfiehlt es sich, die Herstellung von Ersatzteilen der Privatindustrie zu überlassen, die besonders bei Reihen- (Serien-) Herstellung vorteilhafter arbeiten kann. Um aber in Zeiten der Hochkonjunktur von der Privatindustrie unabhängiger zu sein, sollten große Bahnverwaltungen einen Teil des laufenden Bedarfs selbst herstellen.

Die W. werden nach Zweck, Umfang und Ausgestaltung eingeteilt in Haupt-, Neben- und Betriebswerkstätten (s. Artikel Werkstättendienst). Den Haupt- und Nebenwerkstätten, die sich nur durch Ausdehnung und Ausrüstung unterscheiden, obliegen die größeren Ausbesserungsarbeiten, insbesondere die amtlichen Untersuchungen, den Betriebswerkstätten, zu denen auch die einfachen Stationsschlossereien und Betriebswagenwerkstätten gehören, die kleinen laufenden Arbeiten. Bei der deutschen Reichsbahn wird die Verwaltung der Hauptwerkstätten und der Aufsichtsdienst der Betriebswerkstätten zurzeit neu geregelt. Diese umgestalteten Anlagen

jedem Privatwerk möglichst nur noch eine bestimmte Fahrzeugart zur Ausbesserung zugeteilt.

Die Aufgaben der W. sind von Jahr zu Jahr umfangreicher und schwieriger geworden. Die Fahrzeuge arbeiten unter den ungünstigsten Bedingungen. Die Lokomotive kann nicht wie die ortsfeste Dampfmaschine auf festen Fundamenten in staubgeschütztem Räume arbeiten, sie muß vielmehr mit Geschwindigkeiten bis zu 100 km auf schwankendem Unterbau, Staub aufwirbelnd und an den Schienenverbindungen hammerartig aufschlagend, dahinrollen. Der Staub – bei nassem Wetter Brei von Wasser und Sand – dringt in Lager, Zapfen und Büchsen ein. Nur beste Wartung und Unterhaltung schützt sie vor baldiger Zerstörung. Auch die Arbeit an diesen verschmutzten ungleich abgenutzten Teilen ist schwieriger und unangenehmer als jede andere Ausbesserungsarbeit.

Der Wert der W. ist nicht überall genügend gewürdigt worden. Sie wurden vielfach als notwendiges Übel angesehen. Man sah nur, daß sie Ausgaben verursachten, nicht aber Einnahmen brachten. Ihre Verwaltung und Ausstattung entspricht wohl deshalb nicht überall der Bedeutung, die man ihnen im wirtschaftlichen Interesse beilegen muß. Erst die außerordentlich gewachsenen Ausgaben für die Unterhaltung der Fahrzeuge in den W. seit dem Kriegsende haben zu gründlicher Prüfung des Werkstättenbetriebs in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht veranlaßt; sie fordern ein Durchdringen der Verwaltung mit kaufmännisch-technischem Geiste. Die auch in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Verbesserungen an den Fahrzeugen sowie der umgestaltende Einfluß der elektrischen Kraftübertragung auf die Werkzeugmaschinen- und Fördereinrichtungen geben den W. ein völlig neues Gepräge. Es sei hier nur an die Einführung des Heißdampfes im Lokomotivbau, an den Bau eiserner Personenwagen, an die Unabhängigkeit elektrisch betriebener Werkzeugmaschinen von Wellenleitungen und Vorgelegen erinnert. Die Einführung leistungsfähiger Krane mit elektrischem Betrieb hat die Frage der Beförderung der Fahrzeuge über andere hinweg an Stelle der platzraubenden Schiebebühnen aufgerollt. Die mannigfaltigen Förderaufgaben werden in neueren W. fast ausschließlich durch maschinelle Einrichtungen gelöst, da menschliche Kräfte hierfür meistens auch nicht mehr ausreichen. Sei es auf Arbeits- oder Lagerplätzen, in W. oder Montagehallen, überall handelt es sich um Vereinfachen und Erleichtern des Verkehrs, um Beschleunigen der Erzeugung, Ausnützen der zu Gebote stehenden Räumlichkeiten bei hoher Beförderungsgeschwindigkeit und Betriebssicherheit. All diesen Anforderungen entspricht am besten der Laufkran in seinen verschiedenen Ausführungsarten. Von großer Bedeutung sind in neuerer Zeit auch die Magnetkrane geworden, die sich zur Beförderung von Schrott, Stabeisen, Blechen, Röhren ganz vorzüglich eignen.

Doch auch die Einzelarbeit stellt die W. vor neue Aufgaben: Wirtschaftliche Fertigung, Ausnützen aller maschinellen Einrichtungen, Fristarbeit, Verwenden der Menschen an richtiger Stelle auf Grund der Eignungsprüfung, Erfassen der Selbstkosten müssen vornehmste Aufgabe der Werkverwaltung werden.

Beim Durchbilden der Fahrzeuge muß mehr als bisher geachtet werden auf leichte und wirtschaftliche Wiederherstellbarkeit, auf Fortfall aller entbehrlichen Nebenausrüstungen, deren wirtschaftlicher Vorteil oft durch die Unterhaltungskosten aufgehoben wird. Beschränkung in der Zahl der Bauarten, Normung der Einzelteile werden schließlich mithelfen, den W. die mühevolle und schwierige Aufgabe der wirtschaftlichen Unterhaltung und Wiederherstellung der Fahrzeuge zu erleichtern.

I. Arbeitsbereich, Einteilung der W., Wahl des Anlageortes.

Die Entscheidung über den Arbeitsbereich der W. hängt von der Größe des Bahnunternehmens und der industriellen Entwicklung des Landes ab.

Um den Arbeitsbereich nicht unnötig zu erweitern, empfiehlt es sich, die Herstellung von Ersatzteilen der Privatindustrie zu überlassen, die besonders bei Reihen- (Serien-) Herstellung vorteilhafter arbeiten kann. Um aber in Zeiten der Hochkonjunktur von der Privatindustrie unabhängiger zu sein, sollten große Bahnverwaltungen einen Teil des laufenden Bedarfs selbst herstellen.

Die W. werden nach Zweck, Umfang und Ausgestaltung eingeteilt in Haupt-, Neben- und Betriebswerkstätten (s. Artikel Werkstättendienst). Den Haupt- und Nebenwerkstätten, die sich nur durch Ausdehnung und Ausrüstung unterscheiden, obliegen die größeren Ausbesserungsarbeiten, insbesondere die amtlichen Untersuchungen, den Betriebswerkstätten, zu denen auch die einfachen Stationsschlossereien und Betriebswagenwerkstätten gehören, die kleinen laufenden Arbeiten. Bei der deutschen Reichsbahn wird die Verwaltung der Hauptwerkstätten und der Aufsichtsdienst der Betriebswerkstätten zurzeit neu geregelt. Diese umgestalteten Anlagen

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[325/0340] jedem Privatwerk möglichst nur noch eine bestimmte Fahrzeugart zur Ausbesserung zugeteilt. Die Aufgaben der W. sind von Jahr zu Jahr umfangreicher und schwieriger geworden. Die Fahrzeuge arbeiten unter den ungünstigsten Bedingungen. Die Lokomotive kann nicht wie die ortsfeste Dampfmaschine auf festen Fundamenten in staubgeschütztem Räume arbeiten, sie muß vielmehr mit Geschwindigkeiten bis zu 100 km auf schwankendem Unterbau, Staub aufwirbelnd und an den Schienenverbindungen hammerartig aufschlagend, dahinrollen. Der Staub – bei nassem Wetter Brei von Wasser und Sand – dringt in Lager, Zapfen und Büchsen ein. Nur beste Wartung und Unterhaltung schützt sie vor baldiger Zerstörung. Auch die Arbeit an diesen verschmutzten ungleich abgenutzten Teilen ist schwieriger und unangenehmer als jede andere Ausbesserungsarbeit. Der Wert der W. ist nicht überall genügend gewürdigt worden. Sie wurden vielfach als notwendiges Übel angesehen. Man sah nur, daß sie Ausgaben verursachten, nicht aber Einnahmen brachten. Ihre Verwaltung und Ausstattung entspricht wohl deshalb nicht überall der Bedeutung, die man ihnen im wirtschaftlichen Interesse beilegen muß. Erst die außerordentlich gewachsenen Ausgaben für die Unterhaltung der Fahrzeuge in den W. seit dem Kriegsende haben zu gründlicher Prüfung des Werkstättenbetriebs in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht veranlaßt; sie fordern ein Durchdringen der Verwaltung mit kaufmännisch-technischem Geiste. Die auch in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Verbesserungen an den Fahrzeugen sowie der umgestaltende Einfluß der elektrischen Kraftübertragung auf die Werkzeugmaschinen- und Fördereinrichtungen geben den W. ein völlig neues Gepräge. Es sei hier nur an die Einführung des Heißdampfes im Lokomotivbau, an den Bau eiserner Personenwagen, an die Unabhängigkeit elektrisch betriebener Werkzeugmaschinen von Wellenleitungen und Vorgelegen erinnert. Die Einführung leistungsfähiger Krane mit elektrischem Betrieb hat die Frage der Beförderung der Fahrzeuge über andere hinweg an Stelle der platzraubenden Schiebebühnen aufgerollt. Die mannigfaltigen Förderaufgaben werden in neueren W. fast ausschließlich durch maschinelle Einrichtungen gelöst, da menschliche Kräfte hierfür meistens auch nicht mehr ausreichen. Sei es auf Arbeits- oder Lagerplätzen, in W. oder Montagehallen, überall handelt es sich um Vereinfachen und Erleichtern des Verkehrs, um Beschleunigen der Erzeugung, Ausnützen der zu Gebote stehenden Räumlichkeiten bei hoher Beförderungsgeschwindigkeit und Betriebssicherheit. All diesen Anforderungen entspricht am besten der Laufkran in seinen verschiedenen Ausführungsarten. Von großer Bedeutung sind in neuerer Zeit auch die Magnetkrane geworden, die sich zur Beförderung von Schrott, Stabeisen, Blechen, Röhren ganz vorzüglich eignen. Doch auch die Einzelarbeit stellt die W. vor neue Aufgaben: Wirtschaftliche Fertigung, Ausnützen aller maschinellen Einrichtungen, Fristarbeit, Verwenden der Menschen an richtiger Stelle auf Grund der Eignungsprüfung, Erfassen der Selbstkosten müssen vornehmste Aufgabe der Werkverwaltung werden. Beim Durchbilden der Fahrzeuge muß mehr als bisher geachtet werden auf leichte und wirtschaftliche Wiederherstellbarkeit, auf Fortfall aller entbehrlichen Nebenausrüstungen, deren wirtschaftlicher Vorteil oft durch die Unterhaltungskosten aufgehoben wird. Beschränkung in der Zahl der Bauarten, Normung der Einzelteile werden schließlich mithelfen, den W. die mühevolle und schwierige Aufgabe der wirtschaftlichen Unterhaltung und Wiederherstellung der Fahrzeuge zu erleichtern. I. Arbeitsbereich, Einteilung der W., Wahl des Anlageortes. Die Entscheidung über den Arbeitsbereich der W. hängt von der Größe des Bahnunternehmens und der industriellen Entwicklung des Landes ab. Um den Arbeitsbereich nicht unnötig zu erweitern, empfiehlt es sich, die Herstellung von Ersatzteilen der Privatindustrie zu überlassen, die besonders bei Reihen- (Serien-) Herstellung vorteilhafter arbeiten kann. Um aber in Zeiten der Hochkonjunktur von der Privatindustrie unabhängiger zu sein, sollten große Bahnverwaltungen einen Teil des laufenden Bedarfs selbst herstellen. Die W. werden nach Zweck, Umfang und Ausgestaltung eingeteilt in Haupt-, Neben- und Betriebswerkstätten (s. Artikel Werkstättendienst). Den Haupt- und Nebenwerkstätten, die sich nur durch Ausdehnung und Ausrüstung unterscheiden, obliegen die größeren Ausbesserungsarbeiten, insbesondere die amtlichen Untersuchungen, den Betriebswerkstätten, zu denen auch die einfachen Stationsschlossereien und Betriebswagenwerkstätten gehören, die kleinen laufenden Arbeiten. Bei der deutschen Reichsbahn wird die Verwaltung der Hauptwerkstätten und der Aufsichtsdienst der Betriebswerkstätten zurzeit neu geregelt. Diese umgestalteten Anlagen

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/340>, abgerufen am 04.07.2024.