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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

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Oldenburg eine Anordnung gewählt, wobei zwar der Grundgedanke, die Hauptträgerenden im durchgebogenen Zustande zu verankern nicht streng durchgeführt wird, anderseits aber auch bei Abnützung der Teile eine feste Lagerung beibehalten bleibt. Zu diesem Zweck kommen die Hauptträgerenden beim Einschwenken unter in den Widerlagern festgemauerten Verankerungen unter die sie beim Drehen mit einem Spiel von 12 bis 20 mm hinweggleiten. Sie werden mittels an der Brücke befestigter Schraubenwinden bis gegen die Verankerung angehoben. (Abb. 264, 265.) Die Konstruktion ist so ausgebildet, daß der Wärmeausdehnung der Brücke nichts entgegensteht (s. Organ 1907, Seite 173).

Zu c). Das Abheben der Brückenenden vor dem Ausschwenken erfolgt entweder durch Hebung der ganzen Brücke oder durch Hebung der Enden der Brückenarme. Die Hebung der ganzen Brücke wird erreicht:

1. Durch Hebung des Drehzapfens mittels Schraubenwinden (Brücke über den Canal Grande in Triest, Abb. 266). Der Drehzapfen ist mit Schraubengängen versehen, die in eine auf dem Pfeiler ruhende, als Schneckenrad ausgebildete Mutter eingreifen. Durch Drehung der Mutter wird der Drehzapfen und damit die Brücke gehoben oder gesenkt.

2. Durch Hebung des Drehzapfens mittels Druckwasser. (D. über den Kaiser-Wilhelm-Kanal, Pollet-Drehbrücke in Dieppe u. a.) Durch Einlassen des Druckwassers unter den als Kolben ausgebildeten Drehzapfen wird die Brücke von ihren Lagern gehoben. Bei den Brücken am Kaiser-Wilhelm-Kanal ruht die D. in geschlossenem Zustande bei A, C und B (Abb. 267) auf festen Auflagern, indem der Drehzapfen bei C und die Laufräder bei D unbelastet bleiben. Beim Heben des Drehzapfens hebt sich der lange Arm bei A vom Lager und kippt die Brücke um B, bis das Laufrad bei D auf der Laufschiene ruht. Bei weiterem Heben, wird die Brücke auch vom Lager B gehoben und kann ausgeschwenkt werden.

Bei Hebung des Drehzapfens mittels Druckwasser benutzt man bisweilen arbeitsparende Vorrichtungen, z. B. bei der Joliettebrücke, Marseille (Abb. 268), wo die untere Druckfläche


Abb. 259.

Abb. 260.

Abb. 261.
des Kolbens (Drehzapfens) entsprechend dem Brückengewicht und einfachen Reibungswiderstande, dagegen die obere, ringförmige Druckfläche entsprechend dem doppelten Betrage der Reibungswiderstände ist. Die untere 5674·5 cm2 große Fläche steht immer mit einem Kraftsammler, die obere 1256·5 cm2 große abwechselnd mit der Ablaßöffnung oder mit dem Kraftsammler in Verbindung. Im ersten Falle wirkt nur der untere Druck und die Brücke steigt, im zweiten Falle vermehrt

Oldenburg eine Anordnung gewählt, wobei zwar der Grundgedanke, die Hauptträgerenden im durchgebogenen Zustande zu verankern nicht streng durchgeführt wird, anderseits aber auch bei Abnützung der Teile eine feste Lagerung beibehalten bleibt. Zu diesem Zweck kommen die Hauptträgerenden beim Einschwenken unter in den Widerlagern festgemauerten Verankerungen unter die sie beim Drehen mit einem Spiel von 12 bis 20 mm hinweggleiten. Sie werden mittels an der Brücke befestigter Schraubenwinden bis gegen die Verankerung angehoben. (Abb. 264, 265.) Die Konstruktion ist so ausgebildet, daß der Wärmeausdehnung der Brücke nichts entgegensteht (s. Organ 1907, Seite 173).

Zu c). Das Abheben der Brückenenden vor dem Ausschwenken erfolgt entweder durch Hebung der ganzen Brücke oder durch Hebung der Enden der Brückenarme. Die Hebung der ganzen Brücke wird erreicht:

1. Durch Hebung des Drehzapfens mittels Schraubenwinden (Brücke über den Canal Grande in Triest, Abb. 266). Der Drehzapfen ist mit Schraubengängen versehen, die in eine auf dem Pfeiler ruhende, als Schneckenrad ausgebildete Mutter eingreifen. Durch Drehung der Mutter wird der Drehzapfen und damit die Brücke gehoben oder gesenkt.

2. Durch Hebung des Drehzapfens mittels Druckwasser. (D. über den Kaiser-Wilhelm-Kanal, Pollet-Drehbrücke in Dieppe u. a.) Durch Einlassen des Druckwassers unter den als Kolben ausgebildeten Drehzapfen wird die Brücke von ihren Lagern gehoben. Bei den Brücken am Kaiser-Wilhelm-Kanal ruht die D. in geschlossenem Zustande bei A, C und B (Abb. 267) auf festen Auflagern, indem der Drehzapfen bei C und die Laufräder bei D unbelastet bleiben. Beim Heben des Drehzapfens hebt sich der lange Arm bei A vom Lager und kippt die Brücke um B, bis das Laufrad bei D auf der Laufschiene ruht. Bei weiterem Heben, wird die Brücke auch vom Lager B gehoben und kann ausgeschwenkt werden.

Bei Hebung des Drehzapfens mittels Druckwasser benutzt man bisweilen arbeitsparende Vorrichtungen, z. B. bei der Joliettebrücke, Marseille (Abb. 268), wo die untere Druckfläche


Abb. 259.

Abb. 260.

Abb. 261.
des Kolbens (Drehzapfens) entsprechend dem Brückengewicht und einfachen Reibungswiderstande, dagegen die obere, ringförmige Druckfläche entsprechend dem doppelten Betrage der Reibungswiderstände ist. Die untere 5674·5 cm2 große Fläche steht immer mit einem Kraftsammler, die obere 1256·5 cm2 große abwechselnd mit der Ablaßöffnung oder mit dem Kraftsammler in Verbindung. Im ersten Falle wirkt nur der untere Druck und die Brücke steigt, im zweiten Falle vermehrt

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Oldenburg eine Anordnung gewählt, wobei zwar der Grundgedanke, die Hauptträgerenden im durchgebogenen Zustande zu verankern nicht streng durchgeführt wird, anderseits aber auch bei Abnützung der Teile eine feste Lagerung beibehalten bleibt. Zu diesem Zweck kommen die Hauptträgerenden beim Einschwenken unter in den Widerlagern festgemauerten Verankerungen unter die sie beim Drehen mit einem Spiel von 12 bis 20 <hi rendition="#i">mm</hi> hinweggleiten. Sie werden mittels an der Brücke befestigter Schraubenwinden bis gegen die Verankerung angehoben. (Abb. 264, 265.) Die Konstruktion ist so ausgebildet, daß der Wärmeausdehnung der Brücke nichts entgegensteht (s. Organ 1907, Seite 173).</p><lb/>
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[413/0429] Oldenburg eine Anordnung gewählt, wobei zwar der Grundgedanke, die Hauptträgerenden im durchgebogenen Zustande zu verankern nicht streng durchgeführt wird, anderseits aber auch bei Abnützung der Teile eine feste Lagerung beibehalten bleibt. Zu diesem Zweck kommen die Hauptträgerenden beim Einschwenken unter in den Widerlagern festgemauerten Verankerungen unter die sie beim Drehen mit einem Spiel von 12 bis 20 mm hinweggleiten. Sie werden mittels an der Brücke befestigter Schraubenwinden bis gegen die Verankerung angehoben. (Abb. 264, 265.) Die Konstruktion ist so ausgebildet, daß der Wärmeausdehnung der Brücke nichts entgegensteht (s. Organ 1907, Seite 173). Zu c). Das Abheben der Brückenenden vor dem Ausschwenken erfolgt entweder durch Hebung der ganzen Brücke oder durch Hebung der Enden der Brückenarme. Die Hebung der ganzen Brücke wird erreicht: 1. Durch Hebung des Drehzapfens mittels Schraubenwinden (Brücke über den Canal Grande in Triest, Abb. 266). Der Drehzapfen ist mit Schraubengängen versehen, die in eine auf dem Pfeiler ruhende, als Schneckenrad ausgebildete Mutter eingreifen. Durch Drehung der Mutter wird der Drehzapfen und damit die Brücke gehoben oder gesenkt. 2. Durch Hebung des Drehzapfens mittels Druckwasser. (D. über den Kaiser-Wilhelm-Kanal, Pollet-Drehbrücke in Dieppe u. a.) Durch Einlassen des Druckwassers unter den als Kolben ausgebildeten Drehzapfen wird die Brücke von ihren Lagern gehoben. Bei den Brücken am Kaiser-Wilhelm-Kanal ruht die D. in geschlossenem Zustande bei A, C und B (Abb. 267) auf festen Auflagern, indem der Drehzapfen bei C und die Laufräder bei D unbelastet bleiben. Beim Heben des Drehzapfens hebt sich der lange Arm bei A vom Lager und kippt die Brücke um B, bis das Laufrad bei D auf der Laufschiene ruht. Bei weiterem Heben, wird die Brücke auch vom Lager B gehoben und kann ausgeschwenkt werden. Bei Hebung des Drehzapfens mittels Druckwasser benutzt man bisweilen arbeitsparende Vorrichtungen, z. B. bei der Joliettebrücke, Marseille (Abb. 268), wo die untere Druckfläche [Abbildung Abb. 259. ] [Abbildung Abb. 260. ] [Abbildung Abb. 261. ] des Kolbens (Drehzapfens) entsprechend dem Brückengewicht und einfachen Reibungswiderstande, dagegen die obere, ringförmige Druckfläche entsprechend dem doppelten Betrage der Reibungswiderstände ist. Die untere 5674·5 cm2 große Fläche steht immer mit einem Kraftsammler, die obere 1256·5 cm2 große abwechselnd mit der Ablaßöffnung oder mit dem Kraftsammler in Verbindung. Im ersten Falle wirkt nur der untere Druck und die Brücke steigt, im zweiten Falle vermehrt

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/429>, abgerufen am 24.11.2024.