Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

sqrt v affirmative oder negative angenommen
wird: ferner kommt auch auf diese Art die
obige Schwierigkeit nicht zum Vorschein, daß
für einen endlichen Grad der Geschwindigkeit
der Wiederstand unendlich groß wird. Diese
Form erhält auch daher keine geringe Bekräf-
tigung, daß bey sehr langsamen Bewegungen
der Wiederstand etwas grösser, als 1/2 v werde,
welche Würkung der Zähigkeit der Luft zu-
geschrieben wird. Es ist aber, wie der grosse
Newton gewiesen, die Kraft der Zähigkeit we-
der den Geschwindigkeiten, noch ihren Quadra-
ten, proportional, sondern sie bleibt immer
einerley. Wenn also diese Zähigkeit durch d
angedeutet wird, so kömmt nach der ordentli-
chen Lehre der ganze Wiederstand also ausge-
drückt d + 1/2 v heraus, wo d eine so kleine
Grösse ist, daß wenn v nicht über die massen
klein ist, dieselbe in Ansehung des 1/2 v gänzlich
aus der Acht gelassen werden kann; als wenn
zum Exempel d nur den tausendsten Theil ei-
nes Schuhes bedeutete, so verschwindet dassel-
be, so bald nur v etliche Zoll groß wird. Weil
nun diese Expression d + 1/2 v noch
nicht den ganzen Wiederstand ausdrückt, wenn
v sehr groß ist, und folglich zu derselben noch
ein Terminus gesetzt werden muß; so kann
derselbe, allem Vermuthen nach, nicht anders
als von dieser Form p v2 seyn. Da wir aber

den
L l 2

v affirmative oder negative angenommen
wird: ferner kommt auch auf dieſe Art die
obige Schwierigkeit nicht zum Vorſchein, daß
fuͤr einen endlichen Grad der Geſchwindigkeit
der Wiederſtand unendlich groß wird. Dieſe
Form erhaͤlt auch daher keine geringe Bekraͤf-
tigung, daß bey ſehr langſamen Bewegungen
der Wiederſtand etwas groͤſſer, als ½ v werde,
welche Wuͤrkung der Zaͤhigkeit der Luft zu-
geſchrieben wird. Es iſt aber, wie der groſſe
Newton gewieſen, die Kraft der Zaͤhigkeit we-
der den Geſchwindigkeiten, noch ihren Quadra-
ten, proportional, ſondern ſie bleibt immer
einerley. Wenn alſo dieſe Zaͤhigkeit durch δ
angedeutet wird, ſo koͤmmt nach der ordentli-
chen Lehre der ganze Wiederſtand alſo ausge-
druͤckt δ + ½ v heraus, wo δ eine ſo kleine
Groͤſſe iſt, daß wenn v nicht uͤber die maſſen
klein iſt, dieſelbe in Anſehung des ½ v gaͤnzlich
aus der Acht gelaſſen werden kann; als wenn
zum Exempel δ nur den tauſendſten Theil ei-
nes Schuhes bedeutete, ſo verſchwindet daſſel-
be, ſo bald nur v etliche Zoll groß wird. Weil
nun dieſe Expreſſion δ + ½ v noch
nicht den ganzen Wiederſtand ausdruͤckt, wenn
v ſehr groß iſt, und folglich zu derſelben noch
ein Terminus geſetzt werden muß; ſo kann
derſelbe, allem Vermuthen nach, nicht anders
als von dieſer Form p v2 ſeyn. Da wir aber

den
L l 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0551" n="531"/>
&#x221A; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi> affirmative</hi> oder <hi rendition="#aq">negative</hi> angenommen<lb/>
wird: ferner kommt auch auf die&#x017F;e Art die<lb/>
obige Schwierigkeit nicht zum Vor&#x017F;chein, daß<lb/>
fu&#x0364;r einen endlichen Grad der Ge&#x017F;chwindigkeit<lb/>
der Wieder&#x017F;tand unendlich groß wird. Die&#x017F;e<lb/>
Form erha&#x0364;lt auch daher keine geringe Bekra&#x0364;f-<lb/>
tigung, daß bey &#x017F;ehr lang&#x017F;amen Bewegungen<lb/>
der Wieder&#x017F;tand etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als ½ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> werde,<lb/>
welche Wu&#x0364;rkung der Za&#x0364;higkeit der Luft zu-<lb/>
ge&#x017F;chrieben wird. Es i&#x017F;t aber, wie der gro&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Newton</hi> gewie&#x017F;en, die Kraft der Za&#x0364;higkeit we-<lb/>
der den Ge&#x017F;chwindigkeiten, noch ihren <hi rendition="#aq">Quadra-</hi><lb/>
ten, <hi rendition="#aq">proportional,</hi> &#x017F;ondern &#x017F;ie bleibt immer<lb/>
einerley. Wenn al&#x017F;o die&#x017F;e Za&#x0364;higkeit durch &#x03B4;<lb/>
angedeutet wird, &#x017F;o ko&#x0364;mmt nach der ordentli-<lb/>
chen Lehre der ganze Wieder&#x017F;tand al&#x017F;o ausge-<lb/>
dru&#x0364;ckt &#x03B4; + ½ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> heraus, wo &#x03B4; eine &#x017F;o kleine<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t, daß wenn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> nicht u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
klein i&#x017F;t, die&#x017F;elbe in An&#x017F;ehung des ½ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> ga&#x0364;nzlich<lb/>
aus der Acht gela&#x017F;&#x017F;en werden kann; als wenn<lb/>
zum Exempel &#x03B4; nur den tau&#x017F;end&#x017F;ten Theil ei-<lb/>
nes Schuhes bedeutete, &#x017F;o ver&#x017F;chwindet da&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
be, &#x017F;o bald nur <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> etliche Zoll groß wird. Weil<lb/>
nun die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Expre&#x017F;&#x017F;ion</hi> &#x03B4; + ½ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> noch<lb/>
nicht den ganzen Wieder&#x017F;tand ausdru&#x0364;ckt, wenn<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> &#x017F;ehr groß i&#x017F;t, und folglich zu der&#x017F;elben noch<lb/>
ein <hi rendition="#aq">Terminus</hi> ge&#x017F;etzt werden muß; &#x017F;o kann<lb/>
der&#x017F;elbe, allem Vermuthen nach, nicht anders<lb/>
als von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Form <hi rendition="#i">p v</hi></hi><hi rendition="#sup">2</hi> &#x017F;eyn. Da wir aber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l 2</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[531/0551] √ v affirmative oder negative angenommen wird: ferner kommt auch auf dieſe Art die obige Schwierigkeit nicht zum Vorſchein, daß fuͤr einen endlichen Grad der Geſchwindigkeit der Wiederſtand unendlich groß wird. Dieſe Form erhaͤlt auch daher keine geringe Bekraͤf- tigung, daß bey ſehr langſamen Bewegungen der Wiederſtand etwas groͤſſer, als ½ v werde, welche Wuͤrkung der Zaͤhigkeit der Luft zu- geſchrieben wird. Es iſt aber, wie der groſſe Newton gewieſen, die Kraft der Zaͤhigkeit we- der den Geſchwindigkeiten, noch ihren Quadra- ten, proportional, ſondern ſie bleibt immer einerley. Wenn alſo dieſe Zaͤhigkeit durch δ angedeutet wird, ſo koͤmmt nach der ordentli- chen Lehre der ganze Wiederſtand alſo ausge- druͤckt δ + ½ v heraus, wo δ eine ſo kleine Groͤſſe iſt, daß wenn v nicht uͤber die maſſen klein iſt, dieſelbe in Anſehung des ½ v gaͤnzlich aus der Acht gelaſſen werden kann; als wenn zum Exempel δ nur den tauſendſten Theil ei- nes Schuhes bedeutete, ſo verſchwindet daſſel- be, ſo bald nur v etliche Zoll groß wird. Weil nun dieſe Expreſſion δ + ½ v noch nicht den ganzen Wiederſtand ausdruͤckt, wenn v ſehr groß iſt, und folglich zu derſelben noch ein Terminus geſetzt werden muß; ſo kann derſelbe, allem Vermuthen nach, nicht anders als von dieſer Form p v2 ſeyn. Da wir aber den L l 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/551
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/551>, abgerufen am 20.05.2024.