Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Raums auf die forttreibende Gewalt keinen
Einfluß. Aus diesem Grunde ist es also gleich-
gültig, was man der hintersten Höhlung der
Canonen für eine Figur geben will, und weil
alle Figuren in Ansehung der forttreibenden
Gewalt einerley Würkung haben, so erweh-
let man billig diejenige, welche nach den übri-
gen Umständen die bequemste ist. Wenn man
also aus andern Ursachen nichts an der ge-
wöhnlichen Figur der Canonen zu verändern
nöthig findet; so könnte man auch aus diesem
Grunde dieselbe sicher beybehalten, und alle
Vorschläge, welche auf eine Veränderung ab-
zielen, ohne fernere Untersuchung, als verwerf-
lich ansehen.

Dieses gründet sich aber, wie schon gemeldet,
auf die Meynung des Verfassers, daß sich alles
Pulver im ersten Augenblick zugleich entzün-
de. Da wir aber schon oben sehr wichtige Grün-
de gegen diese Meynung angeführet haben, so
kan man auch die Vorschläge, welche auf eine
vortheilhaftere Figur der Pulver-Kammer ge-
richtet sind, nicht mehr so platterdings verwer-
fen. Die Sache wird also auf diese Frage
ankommen, ob die Figur des Raums, darinne das
Pulver eingeschlossen ist, etwas zu einer schnel-
lern oder langsamern Entzündung des Pul-
vers beytragen könne, oder nicht? Denn, wenn
diese Frage mit Ja beantwortet werden kann,
so ist kein Zweifel übrig, daß diejenige Figur, in

welcher

Raums auf die forttreibende Gewalt keinen
Einfluß. Aus dieſem Grunde iſt es alſo gleich-
guͤltig, was man der hinterſten Hoͤhlung der
Canonen fuͤr eine Figur geben will, und weil
alle Figuren in Anſehung der forttreibenden
Gewalt einerley Wuͤrkung haben, ſo erweh-
let man billig diejenige, welche nach den uͤbri-
gen Umſtaͤnden die bequemſte iſt. Wenn man
alſo aus andern Urſachen nichts an der ge-
woͤhnlichen Figur der Canonen zu veraͤndern
noͤthig findet; ſo koͤnnte man auch aus dieſem
Grunde dieſelbe ſicher beybehalten, und alle
Vorſchlaͤge, welche auf eine Veraͤnderung ab-
zielen, ohne fernere Unterſuchung, als verwerf-
lich anſehen.

Dieſes gruͤndet ſich aber, wie ſchon gemeldet,
auf die Meynung des Verfaſſers, daß ſich alles
Pulver im erſten Augenblick zugleich entzuͤn-
de. Da wir aber ſchon oben ſehr wichtige Gruͤn-
de gegen dieſe Meynung angefuͤhret haben, ſo
kan man auch die Vorſchlaͤge, welche auf eine
vortheilhaftere Figur der Pulver-Kammer ge-
richtet ſind, nicht mehr ſo platterdings verwer-
fen. Die Sache wird alſo auf dieſe Frage
ankom̃en, ob die Figur des Raums, darinne das
Pulver eingeſchloſſen iſt, etwas zu einer ſchnel-
lern oder langſamern Entzuͤndung des Pul-
vers beytragen koͤnne, oder nicht? Denn, wenn
dieſe Frage mit Ja beantwortet werden kann,
ſo iſt kein Zweifel uͤbrig, daß diejenige Figur, in

welcher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0270" n="250"/>
Raums auf die forttreibende Gewalt keinen<lb/>
Einfluß. Aus die&#x017F;em Grunde i&#x017F;t es al&#x017F;o gleich-<lb/>
gu&#x0364;ltig, was man der hinter&#x017F;ten Ho&#x0364;hlung der<lb/>
Canonen fu&#x0364;r eine Figur geben will, und weil<lb/>
alle Figuren in An&#x017F;ehung der forttreibenden<lb/>
Gewalt einerley Wu&#x0364;rkung haben, &#x017F;o erweh-<lb/>
let man billig diejenige, welche nach den u&#x0364;bri-<lb/>
gen Um&#x017F;ta&#x0364;nden die bequem&#x017F;te i&#x017F;t. Wenn man<lb/>
al&#x017F;o aus andern Ur&#x017F;achen nichts an der ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Figur der Canonen zu vera&#x0364;ndern<lb/>
no&#x0364;thig findet; &#x017F;o ko&#x0364;nnte man auch aus die&#x017F;em<lb/>
Grunde die&#x017F;elbe &#x017F;icher beybehalten, und alle<lb/>
Vor&#x017F;chla&#x0364;ge, welche auf eine Vera&#x0364;nderung ab-<lb/>
zielen, ohne fernere Unter&#x017F;uchung, als verwerf-<lb/>
lich an&#x017F;ehen.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;es gru&#x0364;ndet &#x017F;ich aber, wie &#x017F;chon gemeldet,<lb/>
auf die Meynung des Verfa&#x017F;&#x017F;ers, daß &#x017F;ich alles<lb/>
Pulver im er&#x017F;ten Augenblick zugleich entzu&#x0364;n-<lb/>
de. Da wir aber &#x017F;chon oben &#x017F;ehr wichtige Gru&#x0364;n-<lb/>
de gegen die&#x017F;e Meynung angefu&#x0364;hret haben, &#x017F;o<lb/>
kan man auch die Vor&#x017F;chla&#x0364;ge, welche auf eine<lb/>
vortheilhaftere Figur der Pulver-Kammer ge-<lb/>
richtet &#x017F;ind, nicht mehr &#x017F;o platterdings verwer-<lb/>
fen. Die Sache wird al&#x017F;o auf die&#x017F;e Frage<lb/>
ankom&#x0303;en, ob die Figur des Raums, darinne das<lb/>
Pulver einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, etwas zu einer &#x017F;chnel-<lb/>
lern oder lang&#x017F;amern Entzu&#x0364;ndung des Pul-<lb/>
vers beytragen ko&#x0364;nne, oder nicht? Denn, wenn<lb/>
die&#x017F;e Frage mit Ja beantwortet werden kann,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t kein Zweifel u&#x0364;brig, daß diejenige Figur, in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welcher</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0270] Raums auf die forttreibende Gewalt keinen Einfluß. Aus dieſem Grunde iſt es alſo gleich- guͤltig, was man der hinterſten Hoͤhlung der Canonen fuͤr eine Figur geben will, und weil alle Figuren in Anſehung der forttreibenden Gewalt einerley Wuͤrkung haben, ſo erweh- let man billig diejenige, welche nach den uͤbri- gen Umſtaͤnden die bequemſte iſt. Wenn man alſo aus andern Urſachen nichts an der ge- woͤhnlichen Figur der Canonen zu veraͤndern noͤthig findet; ſo koͤnnte man auch aus dieſem Grunde dieſelbe ſicher beybehalten, und alle Vorſchlaͤge, welche auf eine Veraͤnderung ab- zielen, ohne fernere Unterſuchung, als verwerf- lich anſehen. Dieſes gruͤndet ſich aber, wie ſchon gemeldet, auf die Meynung des Verfaſſers, daß ſich alles Pulver im erſten Augenblick zugleich entzuͤn- de. Da wir aber ſchon oben ſehr wichtige Gruͤn- de gegen dieſe Meynung angefuͤhret haben, ſo kan man auch die Vorſchlaͤge, welche auf eine vortheilhaftere Figur der Pulver-Kammer ge- richtet ſind, nicht mehr ſo platterdings verwer- fen. Die Sache wird alſo auf dieſe Frage ankom̃en, ob die Figur des Raums, darinne das Pulver eingeſchloſſen iſt, etwas zu einer ſchnel- lern oder langſamern Entzuͤndung des Pul- vers beytragen koͤnne, oder nicht? Denn, wenn dieſe Frage mit Ja beantwortet werden kann, ſo iſt kein Zweifel uͤbrig, daß diejenige Figur, in welcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/270
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/270>, abgerufen am 08.05.2024.