Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.
melankolisches, herzbrechendes singen, vielleicht wird Sie das erheitern. Leporello. Ach, um alles in der Welt, nur nichts rüh- rendes -- Schonen Sie mein von allen An- griffen über alle Begriffe angegriffenes Ner- vensystem -- Aber, da Sie denn doch schon einmal so gütig sind, singen zu wollen, so bitte ich mir das niedliche Lied aus, das sie immer in Ormus sangen; ich glaube, es war von Amor und Hymen. Papagena. Nein, das darf ich nicht, das hat mir Pa- pageno verboten; und überdies ist es auch ein gar zu untreues Lied; das könnten mir die Eheleute ein wenig übel nehmen. Leporello. Es sind ja keine Eheleute hier zugegen. Jhr Herr Gemahl schläft ruhig in seinem Gezelte, und meine Frau, wenn sie noch lebt, in Spa- nien, und so einzelne Personen nehmen der- gleichen nicht übel. Bitte, bitte, singen Sie. Papagena. Nun gut, ich will es thun; aber das sage ich vorher, ich singe nur zwey Verse; denn der dritte ist gar zu arg.
melankolisches, herzbrechendes singen, vielleicht wird Sie das erheitern. Leporello. Ach, um alles in der Welt, nur nichts rüh- rendes — Schonen Sie mein von allen An- griffen über alle Begriffe angegriffenes Ner- vensystem — Aber, da Sie denn doch schon einmal so gütig sind, singen zu wollen, so bitte ich mir das niedliche Lied aus, das sie immer in Ormus sangen; ich glaube, es war von Amor und Hymen. Papagena. Nein, das darf ich nicht, das hat mir Pa- pageno verboten; und überdies ist es auch ein gar zu untreues Lied; das könnten mir die Eheleute ein wenig übel nehmen. Leporello. Es sind ja keine Eheleute hier zugegen. Jhr Herr Gemahl schläft ruhig in seinem Gezelte, und meine Frau, wenn sie noch lebt, in Spa- nien, und so einzelne Personen nehmen der- gleichen nicht übel. Bitte, bitte, singen Sie. Papagena. Nun gut, ich will es thun; aber das sage ich vorher, ich singe nur zwey Verse; denn der dritte ist gar zu arg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PAP"> <p><pb facs="#f0123" n="119"/> melankolisches, herzbrechendes singen, vielleicht<lb/> wird Sie das erheitern.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEP"> <speaker>Leporello.</speaker><lb/> <p>Ach, um alles in der Welt, nur nichts rüh-<lb/> rendes — Schonen Sie mein von allen An-<lb/> griffen über alle Begriffe angegriffenes Ner-<lb/> vensystem — Aber, da Sie denn doch schon<lb/> einmal so gütig sind, singen zu wollen, so<lb/> bitte ich mir das niedliche Lied aus, das sie<lb/> immer in Ormus sangen; ich glaube, es war<lb/> von Amor und Hymen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAP"> <speaker>Papagena.</speaker><lb/> <p>Nein, das darf ich nicht, das hat mir Pa-<lb/> pageno verboten; und überdies ist es auch<lb/> ein gar zu untreues Lied; das könnten mir<lb/> die Eheleute ein wenig übel nehmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEP"> <speaker>Leporello.</speaker><lb/> <p>Es sind ja keine Eheleute hier zugegen. Jhr<lb/> Herr Gemahl schläft ruhig in seinem Gezelte,<lb/> und meine Frau, wenn sie noch lebt, in Spa-<lb/> nien, und so einzelne Personen nehmen der-<lb/> gleichen nicht übel. Bitte, bitte, singen Sie.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAP"> <speaker>Papagena.</speaker><lb/> <p>Nun gut, ich will es thun; aber das sage<lb/> ich vorher, ich singe nur zwey Verse; denn<lb/> der dritte ist gar zu arg.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0123]
melankolisches, herzbrechendes singen, vielleicht
wird Sie das erheitern.
Leporello.
Ach, um alles in der Welt, nur nichts rüh-
rendes — Schonen Sie mein von allen An-
griffen über alle Begriffe angegriffenes Ner-
vensystem — Aber, da Sie denn doch schon
einmal so gütig sind, singen zu wollen, so
bitte ich mir das niedliche Lied aus, das sie
immer in Ormus sangen; ich glaube, es war
von Amor und Hymen.
Papagena.
Nein, das darf ich nicht, das hat mir Pa-
pageno verboten; und überdies ist es auch
ein gar zu untreues Lied; das könnten mir
die Eheleute ein wenig übel nehmen.
Leporello.
Es sind ja keine Eheleute hier zugegen. Jhr
Herr Gemahl schläft ruhig in seinem Gezelte,
und meine Frau, wenn sie noch lebt, in Spa-
nien, und so einzelne Personen nehmen der-
gleichen nicht übel. Bitte, bitte, singen Sie.
Papagena.
Nun gut, ich will es thun; aber das sage
ich vorher, ich singe nur zwey Verse; denn
der dritte ist gar zu arg.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/123 |
Zitationshilfe: | Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/123>, abgerufen am 16.02.2025. |