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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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fr. XVI tamen haut fatiscar quin tuam implorem fidem.
fr. II proin tu id cui fiat, non qui facias compara.

"ich will nicht müde werden, dich anzuflehen; sieh mehr auf
mich, dem du etwas zu Liebe thun sollst, als auf deinen Stolz,
dem es schwer wird, auch nur den Schein der Nachgiebigkeit auf
sich zu nehmen". Auf den Vorwurf, dass sein Starrsinn ihn in
schlechten Leumund beim Heere bringe, mochte Achilleus antworten:

fr. V probis probatus 6) potius quam multis forem.

Und derselbe mochte dem kampfbegierigen Patroklos warnend zu
bedenken geben:

fr. III contra quantum obfueris, si victus sies
considera et quo revoces summam exerciti;

als aber Patroklos fest bleibt, giebt er ihm dieselbe Mahnung,
wie in der Ilias P, sich mit dem Ruhm zu begnügen, die Troer
von den Schiffen zurückzutreiben, und nicht in die Ebene selbst
vorzurücken; denn in diesen Zusammenhang gehört, wie Wilamo-
witz gesehen hat,

fr. IV quod si procedit neque te neque quemquam arbitror
tuae paeniturum laudis, quam ut serves vide
.

Wegen der Verschiedenheit des Metrums ist es bedenklich,
fr. VIII

nec perdolescit fligi socios, morte campos contegi

derselben Scene zuzuweisen, obgleich dies an sich passend wäre;
vielleicht gehören die Worte in eine vorangehende Scene; sie
sind sowohl im Munde des Phoinix als des Chores, der etwa aus
Myrmidonen bestanden haben mag, denkbar und gehören natür-
lich einer früheren Scene, vielleicht der Parodos, an.

Für Ribbecks Annahme spricht nur das Fragment XII und
auch dies nur scheinbar; es lautet:


6) probatus Ribbeck in der adnotatio: probatum die Überlieferung.
fr. XVI tamen haut fatiscar quin tuam implorem fidem.
fr. II proin tu id cui fiat, non qui facias compara.

„ich will nicht müde werden, dich anzuflehen; sieh mehr auf
mich, dem du etwas zu Liebe thun sollst, als auf deinen Stolz,
dem es schwer wird, auch nur den Schein der Nachgiebigkeit auf
sich zu nehmen“. Auf den Vorwurf, daſs sein Starrsinn ihn in
schlechten Leumund beim Heere bringe, mochte Achilleus antworten:

fr. V probis probatus 6) potius quam multis forem.

Und derselbe mochte dem kampfbegierigen Patroklos warnend zu
bedenken geben:

fr. III contra quantum obfueris, si victus sies
considera et quo revoces summam exerciti;

als aber Patroklos fest bleibt, giebt er ihm dieselbe Mahnung,
wie in der Ilias Π, sich mit dem Ruhm zu begnügen, die Troer
von den Schiffen zurückzutreiben, und nicht in die Ebene selbst
vorzurücken; denn in diesen Zusammenhang gehört, wie Wilamo-
witz gesehen hat,

fr. IV quod si procedit neque te neque quemquam arbitror
tuae paeniturum laudis, quam ut serves vide
.

Wegen der Verschiedenheit des Metrums ist es bedenklich,
fr. VIII

nec perdolescit fligi socios, morte campos contegi

derselben Scene zuzuweisen, obgleich dies an sich passend wäre;
vielleicht gehören die Worte in eine vorangehende Scene; sie
sind sowohl im Munde des Phoinix als des Chores, der etwa aus
Myrmidonen bestanden haben mag, denkbar und gehören natür-
lich einer früheren Scene, vielleicht der Parodos, an.

Für Ribbecks Annahme spricht nur das Fragment XII und
auch dies nur scheinbar; es lautet:


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[138/0152] fr. XVI tamen haut fatiscar quin tuam implorem fidem. fr. II proin tu id cui fiat, non qui facias compara. „ich will nicht müde werden, dich anzuflehen; sieh mehr auf mich, dem du etwas zu Liebe thun sollst, als auf deinen Stolz, dem es schwer wird, auch nur den Schein der Nachgiebigkeit auf sich zu nehmen“. Auf den Vorwurf, daſs sein Starrsinn ihn in schlechten Leumund beim Heere bringe, mochte Achilleus antworten: fr. V probis probatus 6) potius quam multis forem. Und derselbe mochte dem kampfbegierigen Patroklos warnend zu bedenken geben: fr. III contra quantum obfueris, si victus sies considera et quo revoces summam exerciti; als aber Patroklos fest bleibt, giebt er ihm dieselbe Mahnung, wie in der Ilias Π, sich mit dem Ruhm zu begnügen, die Troer von den Schiffen zurückzutreiben, und nicht in die Ebene selbst vorzurücken; denn in diesen Zusammenhang gehört, wie Wilamo- witz gesehen hat, fr. IV quod si procedit neque te neque quemquam arbitror tuae paeniturum laudis, quam ut serves vide. Wegen der Verschiedenheit des Metrums ist es bedenklich, fr. VIII nec perdolescit fligi socios, morte campos contegi derselben Scene zuzuweisen, obgleich dies an sich passend wäre; vielleicht gehören die Worte in eine vorangehende Scene; sie sind sowohl im Munde des Phoinix als des Chores, der etwa aus Myrmidonen bestanden haben mag, denkbar und gehören natür- lich einer früheren Scene, vielleicht der Parodos, an. Für Ribbecks Annahme spricht nur das Fragment XII und auch dies nur scheinbar; es lautet: 6) probatus Ribbeck in der adnotatio: probatum die Überlieferung.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/152>, abgerufen am 27.04.2024.