Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Friedewünschenden Teutschlandes
Teutschland. O Wehe mir! wehe mir!
Mars. Ja meine liebe Schwester/ dieses
kan nicht geläugnet werden/ denn wenn Jch
mich habe müde gekrieget und mein Arm matt
ist von metzlen und schlachten der Menschen/
so pflegest du an meine Stelle zu treten und
offtermahlen mehr Leute durch dein unsicht-
bares als Jch durch mein sichtbares Schwerdt
dahin zu raffen. Aber/ sage mir doch meine
liebe Schwester Hunger/ wie wilt denn du bei
diesem Werke dich verhalten?
Hunger. Jch Bruder Mars? Was solte
Jch anders thun/ als dir getreulich folgen?
Hast du Teutschland eine Zeitlang hefftig ge-
plagt/ Jch wil es noch zehn mahl mehr plagen.
Du zwar hilffst durch deine Waffen den Leu-
ten plötzlich von der Welt/ Jch aber pflege sie
fein mehlich und langsahm zu ertödten/ damit
Jhre Pein üm so viel grösser und schwehrer
seyn müge. Ja Jch lasse sie vor Jhrem En-
de vielmahls gantz rasend und unsinnig wer-
den/ und ob Jch dich zwahr nicht allezeit be-
gleite/ wie denn auch unsere Schwester Pest
nicht zu thun pfleget/ so neme Jch doch jeder-
zeit mein Quartier an eben denselben Ohr-
ten/ aus welchen du vor meiner Ankunfft bist
hin-
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Teutſchland. O Wehe mir! wehe mir!
Mars. Ja meine liebe Schweſter/ dieſes
kan nicht gelaͤugnet werden/ denn wenn Jch
mich habe muͤde gekrieget und mein Arm matt
iſt von metzlen und ſchlachten der Menſchen/
ſo pflegeſt du an meine Stelle zu treten und
offtermahlen mehr Leute durch dein unſicht-
bares als Jch durch mein ſichtbares Schwerdt
dahin zu raffen. Aber/ ſage mir doch meine
liebe Schweſter Hunger/ wie wilt denn du bei
dieſem Werke dich verhalten?
Hunger. Jch Bruder Mars? Was ſolte
Jch anders thun/ als dir getreulich folgen?
Haſt du Teutſchland eine Zeitlang hefftig ge-
plagt/ Jch wil es noch zehn mahl mehr plagen.
Du zwar hilffſt durch deine Waffen den Leu-
ten ploͤtzlich von der Welt/ Jch aber pflege ſie
fein mehlich und langſahm zu ertoͤdten/ damit
Jhre Pein uͤm ſo viel groͤſſer und ſchwehrer
ſeyn muͤge. Ja Jch laſſe ſie vor Jhrem En-
de vielmahls gantz raſend und unſinnig wer-
den/ und ob Jch dich zwahr nicht allezeit be-
gleite/ wie denn auch unſere Schweſter Peſt
nicht zu thun pfleget/ ſo neme Jch doch jeder-
zeit mein Quartier an eben denſelben Ohr-
ten/ aus welchen du vor meiner Ankunfft biſt
hin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0210" n="143[142]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Friedewu&#x0364;n&#x017F;chenden Teut&#x017F;chlandes</hi> </fw><lb/>
          <sp who="#TEU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland.</hi> </speaker>
            <p>O Wehe mir! wehe mir!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mars.</hi> </speaker>
            <p>Ja meine liebe Schwe&#x017F;ter/ die&#x017F;es<lb/>
kan nicht gela&#x0364;ugnet werden/ denn wenn Jch<lb/>
mich habe mu&#x0364;de gekrieget und mein Arm matt<lb/>
i&#x017F;t von metzlen und &#x017F;chlachten der Men&#x017F;chen/<lb/>
&#x017F;o pflege&#x017F;t du an meine Stelle zu treten und<lb/>
offtermahlen mehr Leute durch dein un&#x017F;icht-<lb/>
bares als Jch durch mein &#x017F;ichtbares Schwerdt<lb/>
dahin zu raffen. Aber/ &#x017F;age mir doch meine<lb/>
liebe Schwe&#x017F;ter Hunger/ wie wilt denn du bei<lb/>
die&#x017F;em Werke dich verhalten?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HUN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Hunger.</hi> </speaker>
            <p>Jch Bruder Mars? Was &#x017F;olte<lb/>
Jch anders thun/ als dir getreulich folgen?<lb/>
Ha&#x017F;t du Teut&#x017F;chland eine Zeitlang hefftig ge-<lb/>
plagt/ Jch wil es noch zehn mahl mehr plagen.<lb/>
Du zwar hilff&#x017F;t durch deine Waffen den Leu-<lb/>
ten plo&#x0364;tzlich von der Welt/ Jch aber pflege &#x017F;ie<lb/>
fein mehlich und lang&#x017F;ahm zu erto&#x0364;dten/ damit<lb/>
Jhre Pein u&#x0364;m &#x017F;o viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;chwehrer<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;ge. Ja Jch la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie vor Jhrem En-<lb/>
de vielmahls gantz ra&#x017F;end und un&#x017F;innig wer-<lb/>
den/ und ob Jch dich zwahr nicht allezeit be-<lb/>
gleite/ wie denn auch un&#x017F;ere Schwe&#x017F;ter Pe&#x017F;t<lb/>
nicht zu thun pfleget/ &#x017F;o neme Jch doch jeder-<lb/>
zeit mein Quartier an eben den&#x017F;elben Ohr-<lb/>
ten/ aus welchen du vor meiner Ankunfft bi&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hin-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143[142]/0210] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes Teutſchland. O Wehe mir! wehe mir! Mars. Ja meine liebe Schweſter/ dieſes kan nicht gelaͤugnet werden/ denn wenn Jch mich habe muͤde gekrieget und mein Arm matt iſt von metzlen und ſchlachten der Menſchen/ ſo pflegeſt du an meine Stelle zu treten und offtermahlen mehr Leute durch dein unſicht- bares als Jch durch mein ſichtbares Schwerdt dahin zu raffen. Aber/ ſage mir doch meine liebe Schweſter Hunger/ wie wilt denn du bei dieſem Werke dich verhalten? Hunger. Jch Bruder Mars? Was ſolte Jch anders thun/ als dir getreulich folgen? Haſt du Teutſchland eine Zeitlang hefftig ge- plagt/ Jch wil es noch zehn mahl mehr plagen. Du zwar hilffſt durch deine Waffen den Leu- ten ploͤtzlich von der Welt/ Jch aber pflege ſie fein mehlich und langſahm zu ertoͤdten/ damit Jhre Pein uͤm ſo viel groͤſſer und ſchwehrer ſeyn muͤge. Ja Jch laſſe ſie vor Jhrem En- de vielmahls gantz raſend und unſinnig wer- den/ und ob Jch dich zwahr nicht allezeit be- gleite/ wie denn auch unſere Schweſter Peſt nicht zu thun pfleget/ ſo neme Jch doch jeder- zeit mein Quartier an eben denſelben Ohr- ten/ aus welchen du vor meiner Ankunfft biſt hin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/210
Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 143[142]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/210>, abgerufen am 03.05.2024.