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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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Des Friedewündenschen Teutschlandes
Sausewind. Ja mein allertapferster Mars/
es wäre wol eine feine Sache ein vornehmer
Soldat zu werden/ wenn man nicht/ ehe und
bevor ein guhter armer Gesell zu denen hohen
chargen gelanget/ so gahr vielem Ungema-
che/ Krankheiten/ Uberfällen/ Hunger/ Elend/
ja Leibes und Lebens Gefahr unterworffen
wäre: Denn/ Jch halte es gäntzlich davor/ daß
das Kriegeswesen bei weitem nicht so glükselig
sey/ als viele unerfahrne liederliche Leute davon
urtheilen. Mir zwahr ist noch unentfallen/
was die Gelahrten pflegen zu sagen: Dulce
Bellum inexpertis:
Wer es nie versuchet
hat/ der vermeinet/ der Krieg sey lauter Wol-
leben/ aber die Erfahrung bezeuget viel ein
anderes.
Mars. Was sagest du verzagter Mensch
von Gefahr und Ungemach? Es ist kein er-
wünscheter/ glükseliger/ wollustiger und fröli-
cher Leben unter der Sonnen/ als eben das
Soldatenleben/ mahssen Jch dir dessen in die-
ser Stunde eine augenscheinliche Probe kan
vorstellen.
Sausewind. Das hätte Jch fürwahr wol
lust zu sehen/ in betrachtung Jch biß anhero
einer sehr schlechten Meinung gewesen von der
itz-
Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandes
Sauſewind. Ja mein allertapferſter Mars/
es waͤre wol eine feine Sache ein vornehmer
Soldat zu werden/ wenn man nicht/ ehe und
bevor ein guhter armer Geſell zu denen hohen
chargen gelanget/ ſo gahr vielem Ungema-
che/ Krankheiten/ Uberfaͤllen/ Hunger/ Elend/
ja Leibes und Lebens Gefahr unterworffen
waͤre: Deñ/ Jch halte es gaͤntzlich davor/ daß
das Kriegesweſen bei weitem nicht ſo gluͤkſelig
ſey/ als viele unerfahrne liederliche Leute davon
urtheilen. Mir zwahr iſt noch unentfallen/
was die Gelahrten pflegen zu ſagen: Dulce
Bellum inexpertis:
Wer es nie verſuchet
hat/ der vermeinet/ der Krieg ſey lauter Wol-
leben/ aber die Erfahrung bezeuget viel ein
anderes.
Mars. Was ſageſt du verzagter Menſch
von Gefahr und Ungemach? Es iſt kein er-
wuͤnſcheter/ gluͤkſeliger/ wolluſtiger und froͤli-
cher Leben unter der Sonnen/ als eben das
Soldatenleben/ mahſſen Jch dir deſſen in die-
ſer Stunde eine augenſcheinliche Probe kan
vorſtellen.
Sauſewind. Das haͤtte Jch fuͤrwahr wol
luſt zu ſehen/ in betrachtung Jch biß anhero
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[109[108]/0176] Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandes Sauſewind. Ja mein allertapferſter Mars/ es waͤre wol eine feine Sache ein vornehmer Soldat zu werden/ wenn man nicht/ ehe und bevor ein guhter armer Geſell zu denen hohen chargen gelanget/ ſo gahr vielem Ungema- che/ Krankheiten/ Uberfaͤllen/ Hunger/ Elend/ ja Leibes und Lebens Gefahr unterworffen waͤre: Deñ/ Jch halte es gaͤntzlich davor/ daß das Kriegesweſen bei weitem nicht ſo gluͤkſelig ſey/ als viele unerfahrne liederliche Leute davon urtheilen. Mir zwahr iſt noch unentfallen/ was die Gelahrten pflegen zu ſagen: Dulce Bellum inexpertis: Wer es nie verſuchet hat/ der vermeinet/ der Krieg ſey lauter Wol- leben/ aber die Erfahrung bezeuget viel ein anderes. Mars. Was ſageſt du verzagter Menſch von Gefahr und Ungemach? Es iſt kein er- wuͤnſcheter/ gluͤkſeliger/ wolluſtiger und froͤli- cher Leben unter der Sonnen/ als eben das Soldatenleben/ mahſſen Jch dir deſſen in die- ſer Stunde eine augenſcheinliche Probe kan vorſtellen. Sauſewind. Das haͤtte Jch fuͤrwahr wol luſt zu ſehen/ in betrachtung Jch biß anhero einer ſehr ſchlechten Meinung geweſen von der itz-

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 109[108]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/176>, abgerufen am 30.04.2024.