Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.2. Frühsaracenische Rankenornamentik. der Mitte dieses Motivs verweise ich auch auf die entwicklungsge-schichtlich damit zusammenhängenden Schlitze, die uns an den Pal- metten Fig. 167, 168 (S. 307) entgegengetreten sind, und die nunmehr ihre Erklärung finden. Die Ranke, an der sich die eben besprochene Gabelung vorfindet, erscheint unmittelbar unterhalb dieser Gabelung von einem grossen Akanthusblatt überschnitten. Dasselbe ist durch die -- allerdings akanthisirend gebildete -- Volute am Ansatz als Halb- palmette charakterisirt, wie es denn überhaupt für diese Stufe der [Abbildung]
Fig. 175. saracenischen Ornamentik als geradezu charakteristisch bezeichnetSpanisch-saracenisches Elfenbeinkästchen. werden darf, dass die allgemeinen Umrisse von den zum Geometrischen neigenden flachen Palmettentypen, die Einzelbehandlung dagegen meist vom Akanthus entlehnt ist. Auch jene eben erwähnte akanthisirende Halbpalmette nun nähert sich sehr dem Habitus der saracenischen Gabelranke, die ja eben aus diesen zwei Wurzeln herkommt: der Ranken- gabelung mit akanthisirender Zwickelfüllung und der Halbpalmette. Dass übrigens diese beiden Wurzeln im letzten Grunde auch eins und dasselbe sind, ist uns aus der Entwicklungsgeschichte der antiken Pflanzenrankenornamentik längst klar geworden. Noch auf ein Detail an Fig. 175 sei aufmerksam gemacht: die 2. Frühsaracenische Rankenornamentik. der Mitte dieses Motivs verweise ich auch auf die entwicklungsge-schichtlich damit zusammenhängenden Schlitze, die uns an den Pal- metten Fig. 167, 168 (S. 307) entgegengetreten sind, und die nunmehr ihre Erklärung finden. Die Ranke, an der sich die eben besprochene Gabelung vorfindet, erscheint unmittelbar unterhalb dieser Gabelung von einem grossen Akanthusblatt überschnitten. Dasselbe ist durch die — allerdings akanthisirend gebildete — Volute am Ansatz als Halb- palmette charakterisirt, wie es denn überhaupt für diese Stufe der [Abbildung]
Fig. 175. saracenischen Ornamentik als geradezu charakteristisch bezeichnetSpanisch-saracenisches Elfenbeinkästchen. werden darf, dass die allgemeinen Umrisse von den zum Geometrischen neigenden flachen Palmettentypen, die Einzelbehandlung dagegen meist vom Akanthus entlehnt ist. Auch jene eben erwähnte akanthisirende Halbpalmette nun nähert sich sehr dem Habitus der saracenischen Gabelranke, die ja eben aus diesen zwei Wurzeln herkommt: der Ranken- gabelung mit akanthisirender Zwickelfüllung und der Halbpalmette. Dass übrigens diese beiden Wurzeln im letzten Grunde auch eins und dasselbe sind, ist uns aus der Entwicklungsgeschichte der antiken Pflanzenrankenornamentik längst klar geworden. Noch auf ein Detail an Fig. 175 sei aufmerksam gemacht: die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0345" n="319"/><fw place="top" type="header">2. Frühsaracenische Rankenornamentik.</fw><lb/> der Mitte dieses Motivs verweise ich auch auf die entwicklungsge-<lb/> schichtlich damit zusammenhängenden Schlitze, die uns an den Pal-<lb/> metten Fig. 167, 168 (S. 307) entgegengetreten sind, und die nunmehr<lb/> ihre Erklärung finden. Die Ranke, an der sich die eben besprochene<lb/> Gabelung vorfindet, erscheint unmittelbar unterhalb dieser Gabelung<lb/> von einem grossen Akanthusblatt überschnitten. Dasselbe ist durch<lb/> die — allerdings akanthisirend gebildete — Volute am Ansatz als Halb-<lb/> palmette charakterisirt, wie es denn überhaupt für diese Stufe der<lb/><figure><head>Fig. 175.</head><lb/><p>Spanisch-saracenisches Elfenbeinkästchen.</p></figure><lb/> saracenischen Ornamentik als geradezu charakteristisch bezeichnet<lb/> werden darf, dass die allgemeinen Umrisse von den zum Geometrischen<lb/> neigenden flachen Palmettentypen, die Einzelbehandlung dagegen meist<lb/> vom Akanthus entlehnt ist. Auch jene eben erwähnte akanthisirende<lb/> Halbpalmette nun nähert sich sehr dem Habitus der saracenischen<lb/> Gabelranke, die ja eben aus diesen zwei Wurzeln herkommt: der Ranken-<lb/> gabelung mit akanthisirender Zwickelfüllung und der Halbpalmette.<lb/> Dass übrigens diese beiden Wurzeln im letzten Grunde auch eins und<lb/> dasselbe sind, ist uns aus der Entwicklungsgeschichte der antiken<lb/> Pflanzenrankenornamentik längst klar geworden.</p><lb/> <p>Noch auf ein Detail an Fig. 175 sei aufmerksam gemacht: die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0345]
2. Frühsaracenische Rankenornamentik.
der Mitte dieses Motivs verweise ich auch auf die entwicklungsge-
schichtlich damit zusammenhängenden Schlitze, die uns an den Pal-
metten Fig. 167, 168 (S. 307) entgegengetreten sind, und die nunmehr
ihre Erklärung finden. Die Ranke, an der sich die eben besprochene
Gabelung vorfindet, erscheint unmittelbar unterhalb dieser Gabelung
von einem grossen Akanthusblatt überschnitten. Dasselbe ist durch
die — allerdings akanthisirend gebildete — Volute am Ansatz als Halb-
palmette charakterisirt, wie es denn überhaupt für diese Stufe der
[Abbildung Fig. 175.
Spanisch-saracenisches Elfenbeinkästchen.]
saracenischen Ornamentik als geradezu charakteristisch bezeichnet
werden darf, dass die allgemeinen Umrisse von den zum Geometrischen
neigenden flachen Palmettentypen, die Einzelbehandlung dagegen meist
vom Akanthus entlehnt ist. Auch jene eben erwähnte akanthisirende
Halbpalmette nun nähert sich sehr dem Habitus der saracenischen
Gabelranke, die ja eben aus diesen zwei Wurzeln herkommt: der Ranken-
gabelung mit akanthisirender Zwickelfüllung und der Halbpalmette.
Dass übrigens diese beiden Wurzeln im letzten Grunde auch eins und
dasselbe sind, ist uns aus der Entwicklungsgeschichte der antiken
Pflanzenrankenornamentik längst klar geworden.
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