Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Sie hielten den gentzen Abend ein freundliches Gespräche/ biß sie sich mit einander niederlegten/ wie zu vorhin. Sie baht ihn/ er wolte sie nicht berühren/ sondern warten/ biß auf den Morgen / und wandte ihre vergangene Beschwernüß vor: So bald aber der elende Mensch entschlaffen/ fassete sie seinen Dolch/ und erstach ihn mause-todt: Darnach ruffte sie ihre Hoffmeisterin/ und in Gegenwart derselben/ gab sie ihr selbsten mit eben demselben Dolch einen solchen Stich in die Brust/ daß sie zur Stunde ihren Geist aufgab. Dieser schreckliche Fall machte folgendes Tages die zweene Väter/ ihre Verwandten/ und alle anderu über die Massen bestürtzet und betrübet/ weil alle Hülffe verlohren war. Historia Italiae. XXXVIII. Von einem wunderbaren Diebe. UMb das Jahr Christi 1503. lebete zu Genff ein greulicher Dieb/ der hiesse Morta: Derselbe bezanberte die Leute also/ daß sich niemand vor seiner Dieberey kunte verwahren/ noch ihn straffen nach Sie hielten den gentzen Abend ein freundliches Gespräche/ biß sie sich mit einander niederlegten/ wie zu vorhin. Sie baht ihn/ er wolte sie nicht berühren/ sondern warten/ biß auf den Morgen / und wandte ihre vergangene Beschwernüß vor: So bald aber der elende Mensch entschlaffen/ fassete sie seinen Dolch/ und erstach ihn mause-todt: Darnach ruffte sie ihre Hoffmeisterin/ und in Gegenwart derselben/ gab sie ihr selbsten mit eben demselben Dolch einen solchen Stich in die Brust/ daß sie zur Stunde ihren Geist aufgab. Dieser schreckliche Fall machte folgendes Tages die zweene Väter/ ihre Verwandten/ und alle anderu über die Massen bestürtzet und betrübet/ weil alle Hülffe verlohren war. Historia Italiae. XXXVIII. Von einem wunderbaren Diebe. UMb das Jahr Christi 1503. lebete zu Genff ein greulicher Dieb/ der hiesse Morta: Derselbe bezanberte die Leute also/ daß sich niemand vor seiner Dieberey kunte verwahren/ noch ihn straffen nach <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0672" n="648"/> <p>Sie hielten den gentzen Abend ein freundliches Gespräche/ biß sie sich mit einander niederlegten/ wie zu vorhin.</p> <p>Sie baht ihn/ er wolte sie nicht berühren/ sondern warten/ biß auf den Morgen / und wandte ihre vergangene Beschwernüß vor: So bald aber der elende Mensch entschlaffen/ fassete sie seinen Dolch/ und erstach ihn mause-todt: Darnach ruffte sie ihre Hoffmeisterin/ und in Gegenwart derselben/ gab sie ihr selbsten mit eben demselben Dolch einen solchen Stich in die Brust/ daß sie zur Stunde ihren Geist aufgab. Dieser schreckliche Fall machte folgendes Tages die zweene Väter/ ihre Verwandten/ und alle anderu über die Massen bestürtzet und betrübet/ weil alle Hülffe verlohren war. Historia Italiae.</p> <p>XXXVIII.</p> <p>Von einem wunderbaren Diebe.</p> <p>UMb das Jahr Christi 1503. lebete zu Genff ein greulicher Dieb/ der hiesse Morta: Derselbe bezanberte die Leute also/ daß sich niemand vor seiner Dieberey kunte verwahren/ noch ihn straffen nach </p> </div> </body> </text> </TEI> [648/0672]
Sie hielten den gentzen Abend ein freundliches Gespräche/ biß sie sich mit einander niederlegten/ wie zu vorhin.
Sie baht ihn/ er wolte sie nicht berühren/ sondern warten/ biß auf den Morgen / und wandte ihre vergangene Beschwernüß vor: So bald aber der elende Mensch entschlaffen/ fassete sie seinen Dolch/ und erstach ihn mause-todt: Darnach ruffte sie ihre Hoffmeisterin/ und in Gegenwart derselben/ gab sie ihr selbsten mit eben demselben Dolch einen solchen Stich in die Brust/ daß sie zur Stunde ihren Geist aufgab. Dieser schreckliche Fall machte folgendes Tages die zweene Väter/ ihre Verwandten/ und alle anderu über die Massen bestürtzet und betrübet/ weil alle Hülffe verlohren war. Historia Italiae.
XXXVIII.
Von einem wunderbaren Diebe.
UMb das Jahr Christi 1503. lebete zu Genff ein greulicher Dieb/ der hiesse Morta: Derselbe bezanberte die Leute also/ daß sich niemand vor seiner Dieberey kunte verwahren/ noch ihn straffen nach
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