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Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

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Unterdessen hieß er den Franciscaner in die Studen gehen.

Als er nun lang mit dem Weibe geredet/ und ihr von Priestern und Messen gesaget: Und als er nun wolte Abschied nehmen/ sagte er: Sie solte ihm die Hand geben: Aber weil sie sich entsetzete/ versicherte er sie/ sie solte keinen Schaden davon haben.

Also rührete sie seine Hand an: Und ob schon ihre Hand nicht unvermögend wurde / so verbrante er sie doch also/ daß sie hernach allezeit schwartz gewesen ist. Als diß geschehen/ ruffte er dem Franciscaner: Darauf verschwunden sie alle beyde.

Lavaterus lib. 1. de Spectris cap. 15.

XX.

Leichbegängnüß über einen noch Lebendigen.

EIn Spanischer Ritter/ reich und von grossem Ansehen/ verliebete sich in eine Nonne: Dieselbige willigte darein/ was er bey ihr suchte: Damit sie ihm aber möchte einen freyen Eintritt machen/ gab sie ihm den Rath/ er folte ihm lassen gleiche Nachschlüssel zu den Kirchthoren machen: Daselbst würde er Mittel fin-

Unterdessen hieß er den Franciscaner in die Studen gehen.

Als er nun lang mit dem Weibe geredet/ und ihr von Priestern und Messen gesaget: Und als er nun wolte Abschied nehmen/ sagte er: Sie solte ihm die Hand geben: Aber weil sie sich entsetzete/ versicherte er sie/ sie solte keinen Schaden davon haben.

Also rührete sie seine Hand an: Und ob schon ihre Hand nicht unvermögend wurde / so verbrante er sie doch also/ daß sie hernach allezeit schwartz gewesen ist. Als diß geschehen/ ruffte er dem Franciscaner: Darauf verschwunden sie alle beyde.

Lavaterus lib. 1. de Spectris cap. 15.

XX.

Leichbegängnüß über einen noch Lebendigen.

EIn Spanischer Ritter/ reich und von grossem Ansehen/ verliebete sich in eine Nonne: Dieselbige willigte darein/ was er bey ihr suchte: Damit sie ihm aber möchte einen freyen Eintritt machen/ gab sie ihm den Rath/ er folte ihm lassen gleiche Nachschlüssel zu den Kirchthoren machen: Daselbst würde er Mittel fin-

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[354/0378] Unterdessen hieß er den Franciscaner in die Studen gehen. Als er nun lang mit dem Weibe geredet/ und ihr von Priestern und Messen gesaget: Und als er nun wolte Abschied nehmen/ sagte er: Sie solte ihm die Hand geben: Aber weil sie sich entsetzete/ versicherte er sie/ sie solte keinen Schaden davon haben. Also rührete sie seine Hand an: Und ob schon ihre Hand nicht unvermögend wurde / so verbrante er sie doch also/ daß sie hernach allezeit schwartz gewesen ist. Als diß geschehen/ ruffte er dem Franciscaner: Darauf verschwunden sie alle beyde. Lavaterus lib. 1. de Spectris cap. 15. XX. Leichbegängnüß über einen noch Lebendigen. EIn Spanischer Ritter/ reich und von grossem Ansehen/ verliebete sich in eine Nonne: Dieselbige willigte darein/ was er bey ihr suchte: Damit sie ihm aber möchte einen freyen Eintritt machen/ gab sie ihm den Rath/ er folte ihm lassen gleiche Nachschlüssel zu den Kirchthoren machen: Daselbst würde er Mittel fin-

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Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/378>, abgerufen am 01.06.2024.