Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Diß triebe sie so lang/ biß sich ihr Ubel gemählich stillete/ und sie etlicher Massen erquicket ward. Wenn sie alsdann gefraget wurde/ was ihr widerfahren wäre? Sagete sie: Sie wüste gantz nichts davon. Als wir aber/ sagt er/ nach den Ursachen dieser Kranckheit forscheten/ waren wir der Meinung/ sie käme aus einer Verstopffung der Mutter her/ und aus bösen Dünsten/ die da auffsteigen/ und dem Hertzen und Gehirne | Schaden zufügeten. Nach dem wir nun | versuchten/ ihr durch Artzneymittel zu helffen/ wolte es nichts besser werden/ sondern sie ward vielmehr wüttend/ und sahe scheußlich aus: Endlich fieng sie an/ und speyete aus lange eiserne und gantz krumme Nägel / Steckenadeln in Wachs gestochen/ und in Haaren eingewickelt/ mit einem Stücke ihres Morgen-Brodes/ so groß/ als kein Mann hätte können gantz verschlingen. Als sie solch Ausspeyen in meiner Gegenwart etliche mahl trieb: Hatte ich sorge / sie wäre von einem bösen Geist beses- Diß triebe sie so lang/ biß sich ihr Ubel gemählich stillete/ und sie etlicher Massen erquicket ward. Wenn sie alsdann gefraget wurde/ was ihr widerfahren wäre? Sagete sie: Sie wüste gantz nichts davon. Als wir aber/ sagt er/ nach den Ursachen dieser Kranckheit forscheten/ waren wir der Meinung/ sie käme aus einer Verstopffung der Mutter her/ und aus bösen Dünsten/ die da auffsteigen/ und dem Hertzen und Gehirne | Schaden zufügeten. Nach dem wir nun | versuchten/ ihr durch Artzneymittel zu helffen/ wolte es nichts besser werden/ sondern sie ward vielmehr wüttend/ und sahe scheußlich aus: Endlich fieng sie an/ und speyete aus lange eiserne und gantz krumme Nägel / Steckenadeln in Wachs gestochen/ und in Haaren eingewickelt/ mit einem Stücke ihres Morgen-Brodes/ so groß/ als kein Mann hätte können gantz verschlingen. Als sie solch Ausspeyen in meiner Gegenwart etliche mahl trieb: Hatte ich sorge / sie wäre von einem bösen Geist beses- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0338" n="314"/> <p>Diß triebe sie so lang/ biß sich ihr Ubel gemählich stillete/ und sie etlicher Massen erquicket ward.</p> <p>Wenn sie alsdann gefraget wurde/ was ihr widerfahren wäre? Sagete sie: Sie wüste gantz nichts davon.</p> <p>Als wir aber/ sagt er/ nach den Ursachen dieser Kranckheit forscheten/ waren wir der Meinung/ sie käme aus einer Verstopffung der Mutter her/ und aus bösen Dünsten/ die da auffsteigen/ und dem Hertzen und Gehirne | Schaden zufügeten. Nach dem wir nun | versuchten/ ihr durch Artzneymittel zu helffen/ wolte es nichts besser werden/ sondern sie ward vielmehr wüttend/ und sahe scheußlich aus: Endlich fieng sie an/ und speyete aus lange eiserne und gantz krumme Nägel / Steckenadeln in Wachs gestochen/ und in Haaren eingewickelt/ mit einem Stücke ihres Morgen-Brodes/ so groß/ als kein Mann hätte können gantz verschlingen.</p> <p>Als sie solch Ausspeyen in meiner Gegenwart etliche mahl trieb: Hatte ich sorge / sie wäre von einem bösen Geist beses- </p> </div> </body> </text> </TEI> [314/0338]
Diß triebe sie so lang/ biß sich ihr Ubel gemählich stillete/ und sie etlicher Massen erquicket ward.
Wenn sie alsdann gefraget wurde/ was ihr widerfahren wäre? Sagete sie: Sie wüste gantz nichts davon.
Als wir aber/ sagt er/ nach den Ursachen dieser Kranckheit forscheten/ waren wir der Meinung/ sie käme aus einer Verstopffung der Mutter her/ und aus bösen Dünsten/ die da auffsteigen/ und dem Hertzen und Gehirne | Schaden zufügeten. Nach dem wir nun | versuchten/ ihr durch Artzneymittel zu helffen/ wolte es nichts besser werden/ sondern sie ward vielmehr wüttend/ und sahe scheußlich aus: Endlich fieng sie an/ und speyete aus lange eiserne und gantz krumme Nägel / Steckenadeln in Wachs gestochen/ und in Haaren eingewickelt/ mit einem Stücke ihres Morgen-Brodes/ so groß/ als kein Mann hätte können gantz verschlingen.
Als sie solch Ausspeyen in meiner Gegenwart etliche mahl trieb: Hatte ich sorge / sie wäre von einem bösen Geist beses-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/338 |
Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/338>, abgerufen am 24.06.2024. |