Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.todt/ und ohne Kopf. Die Erbnehmen lieffen geschwinde herzu/ und nahmen die Succession des Verstorbenen ein. Aber ihre Freude hatte nicht lange Bestand. Die Witwe/ als sie von ihren Kinderschmertzen wieder genesen/ befand sich gar schwehres Leibes/ und vermeinete/ es wäre etwa eine Geschwulst und Versamlung der Feuchtigkeiten in ihrem von Traurigkeit geängstigtem Leibe. Etliche Medici/ bey welchen sie ümb Raht fragete/ sagten eben dasselbe: Und dachten gäntzlich nicht auf das/ was bald hernach folgete. Darüm riehten sie ihr/ sie solte in ein warm Bad und mineralisch Wasser am Rhein sich begeben: Darauf machte sie sich mit einer Dienerin auf den Weg/ und kam dahin im Monat Julio. Damals war der Churfürst von Sachsen mit seinem Gemahl/ ingleichen viel andere Fürsten und Fürstinnen daselbst: Also/ daß die arme Witwe nicht kunte Herberge finden/ und ward gezwungen/ dem Schultheisen oder Obristen des Orts/ ihre Noht und Beschaffenheit zu klagen. In Summa/ sie kunte kaum mit grosser Bitte erlangen/ daß der Schultheiß sie folgende Nacht in seinem Hause beherbergte. In dieser Nacht/ und gantzer zehen Wochen nach der ersten Geburt brachte sie einen andern feinen Sohn zu Welt. Als die Fürstliche Personen folgendes Tages davon und von der gantzen Historien berich- todt/ und ohne Kopf. Die Erbnehmen lieffen geschwinde herzu/ und nahmen die Succession des Verstorbenen ein. Aber ihre Freude hatte nicht lange Bestand. Die Witwe/ als sie von ihren Kinderschmertzen wieder genesen/ befand sich gar schwehres Leibes/ und vermeinete/ es wäre etwa eine Geschwulst und Versamlung der Feuchtigkeiten in ihrem von Traurigkeit geängstigtem Leibe. Etliche Medici/ bey welchen sie ümb Raht fragete/ sagten eben dasselbe: Und dachten gäntzlich nicht auf das/ was bald hernach folgete. Darüm riehten sie ihr/ sie solte in ein warm Bad und mineralisch Wasser am Rhein sich begeben: Darauf machte sie sich mit einer Dienerin auf den Weg/ und kam dahin im Monat Julio. Damals war der Churfürst von Sachsen mit seinem Gemahl/ ingleichen viel andere Fürsten und Fürstinnen daselbst: Also/ daß die arme Witwe nicht kunte Herberge finden/ und ward gezwungen/ dem Schultheisen oder Obristen des Orts/ ihre Noht und Beschaffenheit zu klagen. In Summa/ sie kunte kaum mit grosser Bitte erlangen/ daß der Schultheiß sie folgende Nacht in seinem Hause beherbergte. In dieser Nacht/ und gantzer zehen Wochen nach der ersten Geburt brachte sie einen andern feinen Sohn zu Welt. Als die Fürstliche Personen folgendes Tages davon und von der gantzen Historien berich- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0260" n="238"/> todt/ und ohne Kopf. Die Erbnehmen lieffen geschwinde herzu/ und nahmen die Succession des Verstorbenen ein. Aber ihre Freude hatte nicht lange Bestand. Die Witwe/ als sie von ihren Kinderschmertzen wieder genesen/ befand sich gar schwehres Leibes/ und vermeinete/ es wäre etwa eine Geschwulst und Versamlung der Feuchtigkeiten in ihrem von Traurigkeit geängstigtem Leibe.</p> <p>Etliche Medici/ bey welchen sie ümb Raht fragete/ sagten eben dasselbe: Und dachten gäntzlich nicht auf das/ was bald hernach folgete.</p> <p>Darüm riehten sie ihr/ sie solte in ein warm Bad und mineralisch Wasser am Rhein sich begeben: Darauf machte sie sich mit einer Dienerin auf den Weg/ und kam dahin im Monat Julio.</p> <p>Damals war der Churfürst von Sachsen mit seinem Gemahl/ ingleichen viel andere Fürsten und Fürstinnen daselbst: Also/ daß die arme Witwe nicht kunte Herberge finden/ und ward gezwungen/ dem Schultheisen oder Obristen des Orts/ ihre Noht und Beschaffenheit zu klagen.</p> <p>In Summa/ sie kunte kaum mit grosser Bitte erlangen/ daß der Schultheiß sie folgende Nacht in seinem Hause beherbergte.</p> <p>In dieser Nacht/ und gantzer zehen Wochen nach der ersten Geburt brachte sie einen andern feinen Sohn zu Welt.</p> <p>Als die Fürstliche Personen folgendes Tages davon und von der gantzen Historien berich- </p> </div> </body> </text> </TEI> [238/0260]
todt/ und ohne Kopf. Die Erbnehmen lieffen geschwinde herzu/ und nahmen die Succession des Verstorbenen ein. Aber ihre Freude hatte nicht lange Bestand. Die Witwe/ als sie von ihren Kinderschmertzen wieder genesen/ befand sich gar schwehres Leibes/ und vermeinete/ es wäre etwa eine Geschwulst und Versamlung der Feuchtigkeiten in ihrem von Traurigkeit geängstigtem Leibe.
Etliche Medici/ bey welchen sie ümb Raht fragete/ sagten eben dasselbe: Und dachten gäntzlich nicht auf das/ was bald hernach folgete.
Darüm riehten sie ihr/ sie solte in ein warm Bad und mineralisch Wasser am Rhein sich begeben: Darauf machte sie sich mit einer Dienerin auf den Weg/ und kam dahin im Monat Julio.
Damals war der Churfürst von Sachsen mit seinem Gemahl/ ingleichen viel andere Fürsten und Fürstinnen daselbst: Also/ daß die arme Witwe nicht kunte Herberge finden/ und ward gezwungen/ dem Schultheisen oder Obristen des Orts/ ihre Noht und Beschaffenheit zu klagen.
In Summa/ sie kunte kaum mit grosser Bitte erlangen/ daß der Schultheiß sie folgende Nacht in seinem Hause beherbergte.
In dieser Nacht/ und gantzer zehen Wochen nach der ersten Geburt brachte sie einen andern feinen Sohn zu Welt.
Als die Fürstliche Personen folgendes Tages davon und von der gantzen Historien berich-
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/260>, abgerufen am 16.07.2024. |