Was aber die Jungfer Betterton anlangt, - - das war keine Nothzucht. Nothzüchtigen ist ein unnatürliches Verbrechen, und seltner, als man denket, Joseph. - - Jch würde es müde werden, wenn man mich so weit treiben sollte. Es ist auch nie geschehen. Jungfer Betterton ward wider ihren eignen Willen von mir weggenommen. Und in diesem Falle begiengen ihre Verwandten, und nicht ich, die Nothzucht.
Jch habe es so gekartet, daß ich den Kna- ben ohne der Tante Wissen, zweimal gesehen habe. Sie nimmt sich seiner an; sie liebet ihn, und würde ihn jetzt um alles in der Welt nicht missen. Der Junge ist ein feiner Junge, GOtt sei Dank! Kein Vater dürfte sich seiner schämen. Es wird schon für ihn gesorget werden. Wenn das nicht wäre, so wollte ich es thun. Es wird seiner Mutter Vermögen bekommen. Sie fluchen dem Vater, die un- dankbaren Bösewichter! Und den Jungen ha- ben sie lieb! - - Kurz, bei allen den Dingen ist nichts infames an meiner Seite, aber wol an der Seite der Bettertons.
Mache dir nur also keine Sorgen, Jo- seph, meines Kopfes, oder deines Halses willen, oder wegen des blauen Ebers, oder oder wegen deiner artigen Sau. - -
Jch kann euren Spaß wol leiden. Spas- sen schickt sich für einen armen Mann besser, als Grillen fangen. - - Jch mag euch wol spassen
hören.
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Was aber die Jungfer Betterton anlangt, ‒ ‒ das war keine Nothzucht. Nothzuͤchtigen iſt ein unnatuͤrliches Verbrechen, und ſeltner, als man denket, Joſeph. ‒ ‒ Jch wuͤrde es muͤde werden, wenn man mich ſo weit treiben ſollte. Es iſt auch nie geſchehen. Jungfer Betterton ward wider ihren eignen Willen von mir weggenommen. Und in dieſem Falle begiengen ihre Verwandten, und nicht ich, die Nothzucht.
Jch habe es ſo gekartet, daß ich den Kna- ben ohne der Tante Wiſſen, zweimal geſehen habe. Sie nimmt ſich ſeiner an; ſie liebet ihn, und wuͤrde ihn jetzt um alles in der Welt nicht miſſen. Der Junge iſt ein feiner Junge, GOtt ſei Dank! Kein Vater duͤrfte ſich ſeiner ſchaͤmen. Es wird ſchon fuͤr ihn geſorget werden. Wenn das nicht waͤre, ſo wollte ich es thun. Es wird ſeiner Mutter Vermoͤgen bekommen. Sie fluchen dem Vater, die un- dankbaren Boͤſewichter! Und den Jungen ha- ben ſie lieb! ‒ ‒ Kurz, bei allen den Dingen iſt nichts infames an meiner Seite, aber wol an der Seite der Bettertons.
Mache dir nur alſo keine Sorgen, Jo- ſeph, meines Kopfes, oder deines Halſes willen, oder wegen des blauen Ebers, oder oder wegen deiner artigen Sau. ‒ ‒
Jch kann euren Spaß wol leiden. Spaſ- ſen ſchickt ſich fuͤr einen armen Mann beſſer, als Grillen fangen. ‒ ‒ Jch mag euch wol ſpaſſen
hoͤren.
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Was aber die Jungfer Betterton anlangt,
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iſt ein unnatuͤrliches Verbrechen, und ſeltner,
als man denket, Joſeph. ‒ ‒ Jch wuͤrde es
muͤde werden, wenn man mich ſo weit treiben
ſollte. Es iſt auch nie geſchehen. Jungfer
Betterton ward wider ihren eignen Willen
von mir weggenommen. Und in dieſem Falle
begiengen ihre Verwandten, und nicht ich, die
Nothzucht.
Jch habe es ſo gekartet, daß ich den Kna-
ben ohne der Tante Wiſſen, zweimal geſehen
habe. Sie nimmt ſich ſeiner an; ſie liebet ihn,
und wuͤrde ihn jetzt um alles in der Welt nicht
miſſen. Der Junge iſt ein feiner Junge,
GOtt ſei Dank! Kein Vater duͤrfte ſich ſeiner
ſchaͤmen. Es wird ſchon fuͤr ihn geſorget
werden. Wenn das nicht waͤre, ſo wollte ich
es thun. Es wird ſeiner Mutter Vermoͤgen
bekommen. Sie fluchen dem Vater, die un-
dankbaren Boͤſewichter! Und den Jungen ha-
ben ſie lieb! ‒ ‒ Kurz, bei allen den Dingen iſt
nichts infames an meiner Seite, aber wol an
der Seite der Bettertons.
Mache dir nur alſo keine Sorgen, Jo-
ſeph, meines Kopfes, oder deines Halſes
willen, oder wegen des blauen Ebers, oder
oder wegen deiner artigen Sau. ‒ ‒
Jch kann euren Spaß wol leiden. Spaſ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/97>, abgerufen am 21.11.2024.
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