Jnzwischen sehen Sie, er berühret die Ver- heirathung nur mit spitzen Fingern. Und das thut er gemeiniglich zu einer Zeit, da er mich aufgebracht, oder in Furcht gesetzt hat; so daß ich ihm keine entscheidende günstige Antwort ge- ben kann. Doch dies kan gewiß wol seine Absicht nicht seyn. - - Jndessen gleicht es seinem Be- tragen gegen meine Schwester, (*) da er sie nemlich reizte, ihm eine abschlägige Antwort zu geben, und sich dieselbe so demüthig gefallen ließ. - - Wiewol er darf nicht. - - Doch was kann man von einem so veränderlichen Menschen sa- gen? - - Jch weiß mich nun wieder nicht in ihn zu finden. Jch wünschte, mit guter Manier aus seinen Händen zu seyn.
Er hat dreimal heraufgeschickt, und gebeten, daß ich ihn vorlassen möchte; die beiden letzten male ernsthafter als sonst. Jch habe ihm aber sagen lassen, daß ich erst mit meinem Schreiben fertig seyn wollte.
Noch weiß ich nicht, was ich zu thun habe, um diesen Ort zu verlassen. Jch wünschte von ganzen Herzen, hier zu bleiben, wie ich ihm auch gesagt habe. Die Frau im Hause und ih- re Töchter wünschen auch, daß ichs thun möch- te, ob es ihnen gleich nicht bequem fallen mag, wie ich glaube. Aber ich sehe, er wird nicht
von
(*) Siehe Th. I. S. 18.
D 4
mit ihm, wider meinen Willen, weggelaufen bin.
Jnzwiſchen ſehen Sie, er beruͤhret die Ver- heirathung nur mit ſpitzen Fingern. Und das thut er gemeiniglich zu einer Zeit, da er mich aufgebracht, oder in Furcht geſetzt hat; ſo daß ich ihm keine entſcheidende guͤnſtige Antwort ge- ben kann. Doch dies kan gewiß wol ſeine Abſicht nicht ſeyn. ‒ ‒ Jndeſſen gleicht es ſeinem Be- tragen gegen meine Schweſter, (*) da er ſie nemlich reizte, ihm eine abſchlaͤgige Antwort zu geben, und ſich dieſelbe ſo demuͤthig gefallen ließ. ‒ ‒ Wiewol er darf nicht. ‒ ‒ Doch was kann man von einem ſo veraͤnderlichen Menſchen ſa- gen? ‒ ‒ Jch weiß mich nun wieder nicht in ihn zu finden. Jch wuͤnſchte, mit guter Manier aus ſeinen Haͤnden zu ſeyn.
Er hat dreimal heraufgeſchickt, und gebeten, daß ich ihn vorlaſſen moͤchte; die beiden letzten male ernſthafter als ſonſt. Jch habe ihm aber ſagen laſſen, daß ich erſt mit meinem Schreiben fertig ſeyn wollte.
Noch weiß ich nicht, was ich zu thun habe, um dieſen Ort zu verlaſſen. Jch wuͤnſchte von ganzen Herzen, hier zu bleiben, wie ich ihm auch geſagt habe. Die Frau im Hauſe und ih- re Toͤchter wuͤnſchen auch, daß ichs thun moͤch- te, ob es ihnen gleich nicht bequem fallen mag, wie ich glaube. Aber ich ſehe, er wird nicht
von
(*) Siehe Th. I. S. 18.
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mit ihm, wider meinen Willen, weggelaufen
bin.
Jnzwiſchen ſehen Sie, er beruͤhret die Ver-
heirathung nur mit ſpitzen Fingern. Und das
thut er gemeiniglich zu einer Zeit, da er mich
aufgebracht, oder in Furcht geſetzt hat; ſo daß
ich ihm keine entſcheidende guͤnſtige Antwort ge-
ben kann. Doch dies kan gewiß wol ſeine Abſicht
nicht ſeyn. ‒ ‒ Jndeſſen gleicht es ſeinem Be-
tragen gegen meine Schweſter, (*) da er ſie
nemlich reizte, ihm eine abſchlaͤgige Antwort zu
geben, und ſich dieſelbe ſo demuͤthig gefallen ließ.
‒ ‒ Wiewol er darf nicht. ‒ ‒ Doch was kann
man von einem ſo veraͤnderlichen Menſchen ſa-
gen? ‒ ‒ Jch weiß mich nun wieder nicht in ihn
zu finden. Jch wuͤnſchte, mit guter Manier
aus ſeinen Haͤnden zu ſeyn.
Er hat dreimal heraufgeſchickt, und gebeten,
daß ich ihn vorlaſſen moͤchte; die beiden letzten
male ernſthafter als ſonſt. Jch habe ihm aber
ſagen laſſen, daß ich erſt mit meinem Schreiben
fertig ſeyn wollte.
Noch weiß ich nicht, was ich zu thun habe,
um dieſen Ort zu verlaſſen. Jch wuͤnſchte von
ganzen Herzen, hier zu bleiben, wie ich ihm
auch geſagt habe. Die Frau im Hauſe und ih-
re Toͤchter wuͤnſchen auch, daß ichs thun moͤch-
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(*) Siehe Th. I. S. 18.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/63>, abgerufen am 21.11.2024.
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