ich will verdammt seyn! (sagte der fürchterliche Bösewicht) wenn ich das thun will, oder kann.
Dies waren seine Worte, so genan ich mich derselben erinnern kann; denn sein Betragen, war so gewaltig wild und hitzig, daß ich ganz erschrocken wurde. Jch dachte, er hätte meine Hand verschlungen, und wünschte, tausend Meilen von ihm entfernt zu seyn.
Jch sagte ihm, daß ich sein heftiges Wesen auf keine Art billigte. Er wäre ein gar zu un- gestümer Mensch, als daß er mir gefallen könn- te. Aus der Unterredung, die wir eben gehabt hätten, sähe ich nunmehr, wie weit seine Ach- tung gegen meine Befehle gienge, deren er sich gerühmet, und er sollte bald finden, daß ich meine Maasregeln darnach nehmen würde. Mit einer halbfurchtsamen Ernsthaftigkeit bat ich ihn hierauf, daß er weggehen, und mich al- lein lassen möchte.
Er gehorchte, und zwar mit einer sehr höfli- chen Art, auf seine Weise. Aber eine starke Röthe stieg ihm ins Gesicht, und das Misver- gnügen sahe ihm aus den Augen.
Aber, wenn ich alles wieder überdenke, was vorgieng, so sehe ich deutlich, daß er gar nicht willens ist, wenn ers ändern kann, mir die Frei- heit zu lassen, daß ich seine Hand nicht anneh- me; ob ich mir gleich das Recht, dieses zu thun, vorbehalten hatte. Er siehet mich viel- mehr als die Seinige an, aus einer wunderli- chen Art von Verbindlichkeit, weil ich nemlich
mit
ich will verdammt ſeyn! (ſagte der fuͤrchterliche Boͤſewicht) wenn ich das thun will, oder kann.
Dies waren ſeine Worte, ſo genan ich mich derſelben erinnern kann; denn ſein Betragen, war ſo gewaltig wild und hitzig, daß ich ganz erſchrocken wurde. Jch dachte, er haͤtte meine Hand verſchlungen, und wuͤnſchte, tauſend Meilen von ihm entfernt zu ſeyn.
Jch ſagte ihm, daß ich ſein heftiges Weſen auf keine Art billigte. Er waͤre ein gar zu un- geſtuͤmer Menſch, als daß er mir gefallen koͤnn- te. Aus der Unterredung, die wir eben gehabt haͤtten, ſaͤhe ich nunmehr, wie weit ſeine Ach- tung gegen meine Befehle gienge, deren er ſich geruͤhmet, und er ſollte bald finden, daß ich meine Maasregeln darnach nehmen wuͤrde. Mit einer halbfurchtſamen Ernſthaftigkeit bat ich ihn hierauf, daß er weggehen, und mich al- lein laſſen moͤchte.
Er gehorchte, und zwar mit einer ſehr hoͤfli- chen Art, auf ſeine Weiſe. Aber eine ſtarke Roͤthe ſtieg ihm ins Geſicht, und das Misver- gnuͤgen ſahe ihm aus den Augen.
Aber, wenn ich alles wieder uͤberdenke, was vorgieng, ſo ſehe ich deutlich, daß er gar nicht willens iſt, wenn ers aͤndern kann, mir die Frei- heit zu laſſen, daß ich ſeine Hand nicht anneh- me; ob ich mir gleich das Recht, dieſes zu thun, vorbehalten hatte. Er ſiehet mich viel- mehr als die Seinige an, aus einer wunderli- chen Art von Verbindlichkeit, weil ich nemlich
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[54/0062]
ich will verdammt ſeyn! (ſagte der fuͤrchterliche
Boͤſewicht) wenn ich das thun will, oder kann.
Dies waren ſeine Worte, ſo genan ich mich
derſelben erinnern kann; denn ſein Betragen,
war ſo gewaltig wild und hitzig, daß ich ganz
erſchrocken wurde. Jch dachte, er haͤtte meine
Hand verſchlungen, und wuͤnſchte, tauſend
Meilen von ihm entfernt zu ſeyn.
Jch ſagte ihm, daß ich ſein heftiges Weſen
auf keine Art billigte. Er waͤre ein gar zu un-
geſtuͤmer Menſch, als daß er mir gefallen koͤnn-
te. Aus der Unterredung, die wir eben gehabt
haͤtten, ſaͤhe ich nunmehr, wie weit ſeine Ach-
tung gegen meine Befehle gienge, deren er ſich
geruͤhmet, und er ſollte bald finden, daß
ich meine Maasregeln darnach nehmen wuͤrde.
Mit einer halbfurchtſamen Ernſthaftigkeit bat
ich ihn hierauf, daß er weggehen, und mich al-
lein laſſen moͤchte.
Er gehorchte, und zwar mit einer ſehr hoͤfli-
chen Art, auf ſeine Weiſe. Aber eine ſtarke
Roͤthe ſtieg ihm ins Geſicht, und das Misver-
gnuͤgen ſahe ihm aus den Augen.
Aber, wenn ich alles wieder uͤberdenke, was
vorgieng, ſo ſehe ich deutlich, daß er gar nicht
willens iſt, wenn ers aͤndern kann, mir die Frei-
heit zu laſſen, daß ich ſeine Hand nicht anneh-
me; ob ich mir gleich das Recht, dieſes zu
thun, vorbehalten hatte. Er ſiehet mich viel-
mehr als die Seinige an, aus einer wunderli-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/62>, abgerufen am 19.04.2024.
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