[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.Wenn ich meine Leiden, die ich ihres ungestü- Himmel! gnädige Fräulein! (Er nahm ei- Schön! vortreflich! Herr Lovelace! Sie haben nur einen übermüthigen Bruder Fahren sie fort, wenn ich bitten darf! Sie sind nur verfolget, damit man sie nöthi- ten,
Wenn ich meine Leiden, die ich ihres ungeſtuͤ- Himmel! gnaͤdige Fraͤulein! (Er nahm ei- Schoͤn! vortreflich! Herr Lovelace! Sie haben nur einen uͤbermuͤthigen Bruder Fahren ſie fort, wenn ich bitten darf! Sie ſind nur verfolget, damit man ſie noͤthi- ten,
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Wenn ich meine Leiden, die ich ihres ungeſtuͤ-
men Betragens halber ausgeſtanden, gegen ihre
Leiden ſetze, die ſie meinetwegen erduldet haben,
ſo nehme ich mir die Freiheit, zu glauben, daß
ich keine große Schuldnerin von ihnen bin.
Himmel! gnaͤdige Fraͤulein! (Er nahm ei-
nen hoͤniſchen Ton an) Was wollten ſie eben
ausgeſtanden haben! ‒ ‒ Nichts, was ſie nicht
leicht vergeben koͤnnten! Sie ſind nur in ihres
Vaters Hauſe zur Gefangenen gemacht, um ſie
ihrer Klugheit wegen in den Ruf zu bringen.
Man hat nur ein unſchuldiges und treues Maͤd-
gen aus ihren Dienſten gejagt, weil ſie es zu
leiden hatten. ‒ ‒ Man hat nur ihrer Schweſter
Maͤdgen und Vertraute uͤber ſie geſetzt, und ihr
Erlaubniß gegeben, ihnen allen empfindlichen
Verdruß anzuthun.
Schoͤn! vortreflich! Herr Lovelace!
Sie haben nur einen uͤbermuͤthigen Bruder
gehabt, der es auf ſich nahm, ſie als eine Scla-
vin zu mishandeln, und eine eben ſo uͤbermuͤ-
thige Schweſter, die ſie bei allen Leuten verhaßt
zu machen ſuchte, unter dem Vorwand, damit
ſie nicht in andre Haͤnde gerathen moͤchten, die,
wenn ſie noch ſo ſchlimm ſind, als ſie nieder-
traͤchtiger Weiſe vorgeben, doch nicht halb ſo
ſchlimm und grauſam ſind, als ihre eignen.
Fahren ſie fort, wenn ich bitten darf!
Sie ſind nur verfolget, damit man ſie noͤthi-
gen moͤchte, einen garſtigen Menſchen zu hei-
rathen, gegen welchen ſie ihren Haß erklaͤret hat-
ten,
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