Jch weiß, gnädige Fräulein, mit ihnen ist überall nicht gut streiten. Doch hätte ich ge- hoffet, ein kleines Verdienst um sie zu haben, daß ich wenigstens nicht das vorläufige Opfer ihrer Aussöhnung seyn dürfte.
Jhre Hofnung würde bessern Grund haben, wenn sie bei der Entweichung aus meines Va- ters Hause meine Einwilligung gehabt hätten. - -
Muß ich denn immer und ewig daran er- innert werden, daß sie den verdammten Sol- mes würden gewählet haben - - lieber als daß - -
Nicht so hurtig! nicht so kühn! Herr Lo- velace! Jch bin überzeuget, daß man nicht die Absicht hatte, mich dem Solmes den Mittwo- chen anzutrauen.
So, höre ich, geben sie nun vor, um sich auf ihre Kosten zu rechtfertigen. Alle Men- schen auf der Welt sind ihnen verbunden, daß sie so gütig denken, außer mich.
Entschuldigen sie mich, guter Herr Love- lace, (ich bewegte meine Hand mit einer bit- tenden Stellung) daß ich so gerne das Beste von meinem Vater denke.
Reizendes Kind, sagte er, mit was für ei- ner bezaubernden Artigkeit ist das gesagt! - - Er wollte mit der Hitze, die ihm eigen ist, mei- ne Hand ergreifen; aber ich zog sie zurück, weil ich ihm recht böse war.
Jch dachte, gnädige Fräulein, meine Leiden, die ich ihrentwegen ausgestanden, hätten mir einiges Recht auf ihre Gewogenheit gegeben.
Wenn
Jch weiß, gnaͤdige Fraͤulein, mit ihnen iſt uͤberall nicht gut ſtreiten. Doch haͤtte ich ge- hoffet, ein kleines Verdienſt um ſie zu haben, daß ich wenigſtens nicht das vorlaͤufige Opfer ihrer Ausſoͤhnung ſeyn duͤrfte.
Jhre Hofnung wuͤrde beſſern Grund haben, wenn ſie bei der Entweichung aus meines Va- ters Hauſe meine Einwilligung gehabt haͤtten. ‒ ‒
Muß ich denn immer und ewig daran er- innert werden, daß ſie den verdammten Sol- mes wuͤrden gewaͤhlet haben ‒ ‒ lieber als daß ‒ ‒
Nicht ſo hurtig! nicht ſo kuͤhn! Herr Lo- velace! Jch bin uͤberzeuget, daß man nicht die Abſicht hatte, mich dem Solmes den Mittwo- chen anzutrauen.
So, hoͤre ich, geben ſie nun vor, um ſich auf ihre Koſten zu rechtfertigen. Alle Men- ſchen auf der Welt ſind ihnen verbunden, daß ſie ſo guͤtig denken, außer mich.
Entſchuldigen ſie mich, guter Herr Love- lace, (ich bewegte meine Hand mit einer bit- tenden Stellung) daß ich ſo gerne das Beſte von meinem Vater denke.
Reizendes Kind, ſagte er, mit was fuͤr ei- ner bezaubernden Artigkeit iſt das geſagt! ‒ ‒ Er wollte mit der Hitze, die ihm eigen iſt, mei- ne Hand ergreifen; aber ich zog ſie zuruͤck, weil ich ihm recht boͤſe war.
Jch dachte, gnaͤdige Fraͤulein, meine Leiden, die ich ihrentwegen ausgeſtanden, haͤtten mir einiges Recht auf ihre Gewogenheit gegeben.
Wenn
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Jch weiß, gnaͤdige Fraͤulein, mit ihnen iſt
uͤberall nicht gut ſtreiten. Doch haͤtte ich ge-
hoffet, ein kleines Verdienſt um ſie zu haben,
daß ich wenigſtens nicht das vorlaͤufige Opfer
ihrer Ausſoͤhnung ſeyn duͤrfte.
Jhre Hofnung wuͤrde beſſern Grund haben,
wenn ſie bei der Entweichung aus meines Va-
ters Hauſe meine Einwilligung gehabt haͤtten. ‒ ‒
Muß ich denn immer und ewig daran er-
innert werden, daß ſie den verdammten Sol-
mes wuͤrden gewaͤhlet haben ‒ ‒ lieber als daß ‒ ‒
Nicht ſo hurtig! nicht ſo kuͤhn! Herr Lo-
velace! Jch bin uͤberzeuget, daß man nicht die
Abſicht hatte, mich dem Solmes den Mittwo-
chen anzutrauen.
So, hoͤre ich, geben ſie nun vor, um ſich
auf ihre Koſten zu rechtfertigen. Alle Men-
ſchen auf der Welt ſind ihnen verbunden, daß
ſie ſo guͤtig denken, außer mich.
Entſchuldigen ſie mich, guter Herr Love-
lace, (ich bewegte meine Hand mit einer bit-
tenden Stellung) daß ich ſo gerne das Beſte
von meinem Vater denke.
Reizendes Kind, ſagte er, mit was fuͤr ei-
ner bezaubernden Artigkeit iſt das geſagt! ‒ ‒
Er wollte mit der Hitze, die ihm eigen iſt, mei-
ne Hand ergreifen; aber ich zog ſie zuruͤck, weil
ich ihm recht boͤſe war.
Jch dachte, gnaͤdige Fraͤulein, meine Leiden,
die ich ihrentwegen ausgeſtanden, haͤtten mir
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/54>, abgerufen am 16.02.2025.
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