[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.schen ihm und seinem Freunde von einer würk- lich höllischen Natur gewesen seyn. Auch hat man dies als eine Folge zu verstehen geben wol- len, daß ein Mensch, der sich entweder in Wor- ten oder Handlungen Freiheiten verstattet, de- ren sich Herr Lovelace schämte, um viel är- ger ist, als Lovelace. Daher hält er selbst allenthalben, einen Scherz mit heiligen Dingen zu treiben, wenn es auch Heiden mit ihren Göt- tern thäten, für ein ungezweifeltes Kennzeichen einer übeln Erziehung; unflätige Bilder und Reden, für Freiheiten, die zu schändlich wären, als daß selbst Bösewichter sich dieselben erlau- ben sollten; und eine Ungerechtigkeit gegen sei- ne Gläubiger, oder in Sachen, die das Mein und Dein betreffen, als Verbrechen, die weit unter ihm wären, sich derselben schuldig zu machen. Einige haben gegen die Sanftmuth, oder Fräulein (*) Siehe Th. VI. S. 418. 419. (**) Siehe Th. VI. S. 424.
ſchen ihm und ſeinem Freunde von einer wuͤrk- lich hoͤlliſchen Natur geweſen ſeyn. Auch hat man dies als eine Folge zu verſtehen geben wol- len, daß ein Menſch, der ſich entweder in Wor- ten oder Handlungen Freiheiten verſtattet, de- ren ſich Herr Lovelace ſchaͤmte, um viel aͤr- ger iſt, als Lovelace. Daher haͤlt er ſelbſt allenthalben, einen Scherz mit heiligen Dingen zu treiben, wenn es auch Heiden mit ihren Goͤt- tern thaͤten, fuͤr ein ungezweifeltes Kennzeichen einer uͤbeln Erziehung; unflaͤtige Bilder und Reden, fuͤr Freiheiten, die zu ſchaͤndlich waͤren, als daß ſelbſt Boͤſewichter ſich dieſelben erlau- ben ſollten; und eine Ungerechtigkeit gegen ſei- ne Glaͤubiger, oder in Sachen, die das Mein und Dein betreffen, als Verbrechen, die weit unter ihm waͤren, ſich derſelben ſchuldig zu machen. Einige haben gegen die Sanftmuth, oder Fraͤulein (*) Siehe Th. VI. S. 418. 419. (**) Siehe Th. VI. S. 424.
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ſchen ihm und ſeinem Freunde von einer wuͤrk-
lich hoͤlliſchen Natur geweſen ſeyn. Auch hat
man dies als eine Folge zu verſtehen geben wol-
len, daß ein Menſch, der ſich entweder in Wor-
ten oder Handlungen Freiheiten verſtattet, de-
ren ſich Herr Lovelace ſchaͤmte, um viel aͤr-
ger iſt, als Lovelace. Daher haͤlt er ſelbſt
allenthalben, einen Scherz mit heiligen Dingen
zu treiben, wenn es auch Heiden mit ihren Goͤt-
tern thaͤten, fuͤr ein ungezweifeltes Kennzeichen
einer uͤbeln Erziehung; unflaͤtige Bilder und
Reden, fuͤr Freiheiten, die zu ſchaͤndlich waͤren,
als daß ſelbſt Boͤſewichter ſich dieſelben erlau-
ben ſollten; und eine Ungerechtigkeit gegen ſei-
ne Glaͤubiger, oder in Sachen, die das Mein
und Dein betreffen, als Verbrechen, die weit
unter ihm waͤren, ſich derſelben ſchuldig zu
machen.
Einige haben gegen die Sanftmuth, oder
wie ſie es nennen, gegen die Feigheit in dem
Charackter des Herrn Hickmanns etwas ein-
zuwenden. Und doch geſtehet Herr Lovela-
ce, daß er in der Unterredung, ſo er mit ihm
hielt, ſehr hitzig gegen ihn aufgefahren ſei, da
er glaubte, daß man nur verſteckter Weiſe et-
was zum Nachtheil der Fraͤulein Howe ſa-
gen wollte; (*) Nicht weniger bald darauf,
da er ſich einbildete, daß man ihm veraͤchtlich
begegnete. (**) Man muß bekennen, daß
Fraͤulein
(*) Siehe Th. VI. S. 418. 419.
(**) Siehe Th. VI. S. 424.
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