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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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"man einer jeden Person etwas zu gute hal-
"ten. Jch verdiente keinen Vorwurf von
"dem, der meine Umstände bedenklich mach-
"te: und Sie, meine wertheste, sollten gefun-
"den haben, wenn ich mit einem andern Man-
"ne zu thun gehabt, oder er nur halb die gu-
"ten Eigenschaften besessen hätte, die Herr
"Hickmann besitzet, daß meine Werke sich in
"diesem Stück nach meinen Lehrsätzen gerich-
"tet haben würde." Man lese den ganzen
Brief, wie auch den Brief des Herrn Lovela-
ce Th. VII. Num. III. wo er kurz vor ihrem
Tode ihre Aufführung in diesem Stück von al-
lem Tadel frei spricht.

Einige würdige und sinnreiche Personen ha-
ben gemeinet, daß, wenn Lovelace als ein
Ungläubiger, oder als ein Religions-Spötter
vorgestellet wäre, sein Charackter, nach dem
Geschmack unsrer mehr als Sceptischen Zeiten
natürlicher gewesen seyn würde. Doch es ist
nur gar zu bekannt, wie viele Leute es von
diesem Schlage giebt, deren Handlungen mit
ihrem Glauben nicht übereinstimmen. Und
sagt nicht die heilige Schrift selbst von den
Teufeln, daß sie glauben und zittern?

Wiewol der Leser hat auch warnehmen müssen,
daß man durch das ganze Werk einen starken,
und, wie wir hoffen, guten Gebrauch davon
gemacht hat, daß Herr Lovelace als ein Un-
gläubiger bloß in seinem Wandel geschildert
ist. Und dies so wol in den Gründen seines

Freun-



„man einer jeden Perſon etwas zu gute hal-
„ten. Jch verdiente keinen Vorwurf von
dem, der meine Umſtaͤnde bedenklich mach-
„te: und Sie, meine wertheſte, ſollten gefun-
„den haben, wenn ich mit einem andern Man-
„ne zu thun gehabt, oder er nur halb die gu-
„ten Eigenſchaften beſeſſen haͤtte, die Herr
Hickmann beſitzet, daß meine Werke ſich in
„dieſem Stuͤck nach meinen Lehrſaͤtzen gerich-
„tet haben wuͤrde.” Man leſe den ganzen
Brief, wie auch den Brief des Herrn Lovela-
ce Th. VII. Num. III. wo er kurz vor ihrem
Tode ihre Auffuͤhrung in dieſem Stuͤck von al-
lem Tadel frei ſpricht.

Einige wuͤrdige und ſinnreiche Perſonen ha-
ben gemeinet, daß, wenn Lovelace als ein
Unglaͤubiger, oder als ein Religions-Spoͤtter
vorgeſtellet waͤre, ſein Charackter, nach dem
Geſchmack unſrer mehr als Sceptiſchen Zeiten
natuͤrlicher geweſen ſeyn wuͤrde. Doch es iſt
nur gar zu bekannt, wie viele Leute es von
dieſem Schlage giebt, deren Handlungen mit
ihrem Glauben nicht uͤbereinſtimmen. Und
ſagt nicht die heilige Schrift ſelbſt von den
Teufeln, daß ſie glauben und zittern?

Wiewol der Leſer hat auch warnehmen muͤſſen,
daß man durch das ganze Werk einen ſtarken,
und, wie wir hoffen, guten Gebrauch davon
gemacht hat, daß Herr Lovelace als ein Un-
glaͤubiger bloß in ſeinem Wandel geſchildert
iſt. Und dies ſo wol in den Gruͤnden ſeines

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[349/0357] „man einer jeden Perſon etwas zu gute hal- „ten. Jch verdiente keinen Vorwurf von „dem, der meine Umſtaͤnde bedenklich mach- „te: und Sie, meine wertheſte, ſollten gefun- „den haben, wenn ich mit einem andern Man- „ne zu thun gehabt, oder er nur halb die gu- „ten Eigenſchaften beſeſſen haͤtte, die Herr „Hickmann beſitzet, daß meine Werke ſich in „dieſem Stuͤck nach meinen Lehrſaͤtzen gerich- „tet haben wuͤrde.” Man leſe den ganzen Brief, wie auch den Brief des Herrn Lovela- ce Th. VII. Num. III. wo er kurz vor ihrem Tode ihre Auffuͤhrung in dieſem Stuͤck von al- lem Tadel frei ſpricht. Einige wuͤrdige und ſinnreiche Perſonen ha- ben gemeinet, daß, wenn Lovelace als ein Unglaͤubiger, oder als ein Religions-Spoͤtter vorgeſtellet waͤre, ſein Charackter, nach dem Geſchmack unſrer mehr als Sceptiſchen Zeiten natuͤrlicher geweſen ſeyn wuͤrde. Doch es iſt nur gar zu bekannt, wie viele Leute es von dieſem Schlage giebt, deren Handlungen mit ihrem Glauben nicht uͤbereinſtimmen. Und ſagt nicht die heilige Schrift ſelbſt von den Teufeln, daß ſie glauben und zittern? Wiewol der Leſer hat auch warnehmen muͤſſen, daß man durch das ganze Werk einen ſtarken, und, wie wir hoffen, guten Gebrauch davon gemacht hat, daß Herr Lovelace als ein Un- glaͤubiger bloß in ſeinem Wandel geſchildert iſt. Und dies ſo wol in den Gruͤnden ſeines Freun-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/357>, abgerufen am 21.11.2024.